Lokalsport TSV Bayer stößt an seine Grenzen

Dormagen · Handball-Drittligist Bayer Dormagen bringt bei der 29:31-Niederlage gegen den Leichlinger TV eine 10:3-Führung nicht ins Ziel. Taktik und Aufstellung bringen die Frage nach dem Saisonziel des Zweitliga-Absteigers auf die Tagesordnung.

 In ihm wächst ein Handball-Juwel heran: Auch wenn Lukas Stutzke verständlicherweise noch den einen oder anderen Fehler macht, ist der 18-Jährige nach seinen Auftritten in Korschenbroich und gegen Leichlingen inzwischen der größte Leistungsträger im Dormagener Drittliga-Kader.

In ihm wächst ein Handball-Juwel heran: Auch wenn Lukas Stutzke verständlicherweise noch den einen oder anderen Fehler macht, ist der 18-Jährige nach seinen Auftritten in Korschenbroich und gegen Leichlingen inzwischen der größte Leistungsträger im Dormagener Drittliga-Kader.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

So schnell kann's gehen im Handballgeschäft: Vor einer Woche, nach dem knappen Sieg im Lokalderby beim TV Korschenbroich, war Spielertrainer Alexander Koke der gefeierte Held in Reihen des TSV Bayer Dormagen. Nach der 29:31-Niederlage (14:14) gegen Vorjahresmeister Leichlinger TV stand der 37-Jährige wie der begossene Pudel da.

Denn Koke, der sich selbst in die Startformation des Zweitliga-Absteigers beordert hatte, konnte nicht nur nicht verhindern, dass die Dormagener eine 10:3-Führung (!) nach einer Viertelstunde nicht ins Ziel brachten, er war selbst maßgeblich daran beteiligt, dass das Spiel in einer Art und Weise umkippte, die nur als "denkwürdig" in die Handball-Annalen eingehen kann.

Denn es war keineswegs so, dass die Gäste aus der Blütenstadt in taktischer oder kämpferischer Hinsicht viel geändert hätten angesichts des für sie deprimierenden Rückstandes. Die erfahrenen Handballfüchse des LTV spielten ihr Spiel einfach weiter, den Rest erledigten die Dormagener mit haarsträubenden Fehlern im Angriff und noch haarsträubenderen Löchern im Abwehrverbund schon selbst.

Das Bemerkens- und Bedenkenswerteste daran: Für diese Fehler zeichnete nicht die blutjunge Bayer-Garde verantwortlich, im Gegenteil. Pascal Noll (20) mit 10/4 Treffern aus zehn Versuchen, der ungemein dynamische Lukas Stutzke (18) und Torhüter Fredrik Genz (19) mit sieben gehaltenen Würfen in den letzten acht Spielminuten leisteten Überragendes, Ian Hüter (19) machte seine Sache auf der ungewohnten Linkshänderposition mehr als ordentlich.

Nein, außer dem gegen seine früheren Teamkollegen völlig neben seinen Handballschuhen stehenden KC Brüren (22) waren es die erfahreneren unter den Bayer-Akteuren, die das Ding zum Kippen brachten. "Ich muss selbstkritisch sagen: Ich war schlecht", gab Alexander Koke zu. Nichts anderes hätte Jonathan Eisenkrätzer (26) sagen können, der seit Wochen in so ziemlich jeder Abwehraktion einen Schritt zu spät kommt. Auch Alexander Kübler (26) hat schon bessere Tage am Wurfkreis gesehen - und über den völlig verunglückten Auftritt des nach 26 Minuten für Stutzke eingewechselten Max Bettin (22) deckt man besser den Mantel des Schweigens.

Doch bis auf den per Zweitspielrecht an den Bergischen HC (Trainer Sebastian Hinze saß auf der Tribüne) ausgeliehenen Halblinken, der nach 37 Minuten wieder auf der Bank Platz nehmen durfte, ließ Koke die anderen inklusive sich selbst bis zum bitteren Ende gewähren - und das, obwohl wie schon in Korschenbroich sechs Nachwuchsspieler im Trikot auf der Tribüne saßen. Mag sein, dass ihre Einwechslung die Sache nur schlimmer gemacht hätte (hinterher ist man immer schlauer), doch der Bayer-Coach muss sich den Vorwurf gefallen lassen, es nicht einmal mit einem von ihnen versucht zu haben. Tags darauf erzielten Eloy Morante Maldonado (13/4) und Lars Jagieniak (7) in der A-Jugend-Bundesliga übrigens zusammen 20 von 43 Dormagener Toren.

Und das wirft die Frage nach dem Dormagener Saisonziel auf: Will der TSV um jeden Preis seine Spiele gewinnen, um mit den zumindest bislang eindeutig die Liga dominierenden Eintracht Hagen und Neusser HV in Sachen Meistertitel und Aufstieg mitzuhalten, was bei nun schon zwei Heimniederlagen und vier Punkten Rückstand ohnehin schwer möglich sein dürfte? Oder steht tatsächlich die "Ausbildung und Weiterentwicklung von jungen Spielern" im Vordergrund?

In Schalksmühle hat das Rückraumtrio Stutzke, Morante Maldonado und Ian Hüter nach Sechs-Tore-Rückstand das Ruder noch allein auf sich gestellt herumgerissen, am Freitag verspielten die "Routiniers" ihrerseits einen Sieben-Tore-Vorsprung. Mag sein, dass die junge Garde, wie von Koke ins Feld geführt, noch erhebliche Defizite in der Abwehrarbeit hat. Doch die behebt man nicht im Training und auf der Tribüne, sondern nur im Spiel.

(NGZ)
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