Tsv Bayer Dormagen Tabellenführer siegt ohne zu glänzen

Dormagen · Ohne großen Glanz, aber trotzdem völlig ungefährdet hat der TSV Bayer Dormagen das Lokalduell der Dritten Liga West gegen ART Düsseldorf mit 31:23 für sich entschieden. Trainer Jörg Bohrmann nutzt die Gelegenheit zu Experimenten.

Handball ist wie Mittagessen: Es können nicht immer nur Filetspitzen sein, manchmal genügt auch deftige Hausmannskost. Und von der gab es im Drittliga-Lokalduell zwischen dem TSV Bayer Dormagen und dem ART Düsseldorf, das der Tabellenführer sicher, aber ohne zu glänzen mit 31:23 (Halbzeit 12:6) für sich entschied, reichlich.

Fürs Deftige waren dabei die Gäste aus der Landeshauptstadt zuständig, die ihre spielerische Unterlegenheit durch eine übertrieben körperbetonte Gangart in der Defensive wettzumachen hofften. Mit 14 Strafminuten durch das mitunter kurios pfeifende Unparteiischengespann Tobias Gehle und Stephan Osebold (Hagen/Schwelm) waren die Düsseldorfer noch gut bedient. Wobei ihnen nicht einmal Absicht unterstellt werden soll, wenn sie in Körperpartien des Gegners herumfuhrwerkten, die sonst im Handball eine eher untergeordnete Rolle spielen — meist war es Übereifer gepaart mit einer gewissen Ungeschicklichkeit die eigenen Bewegungsabläufe betreffend, die ihnen aus der Dormagener Fankurve schnell die Rufe "Schlägertruppe" einbrachte.

Für die Hausmannskost sorgten die Hausherren selber. Zwei Wochen nach der Galavorstellung in Korschenbroich, die ihnen mit 40:21 den bisher höchsten Saisonsieg beschert hatte, fehlte ihren Aktionen der spielerische Glanz — und vor allem der konsequente Abschluss. "Wir haben gefühlt 20 Tore nicht gemacht, die wir hätten machen müssen", bemängelte Trainer Jörg Bohrmann eine gewisse Fahrlässigkeit seiner Schützlinge im Umgang mit ihren Tormöglichkeiten, die sich gegen einen stärkeren Gegner durchaus hätte rächen können.

Doch gegen die seit dem 14. Dezember (39:37 gegen Schlusslicht Bielefeld) in fünf Spielen sieglosen Düsseldorfer "hatte ich nie das Gefühl, dass es eng werden könnte", gab Bohrmann zu. Was der 45-Jährige nutzte, "um viel zu experimentieren" — schließlich spielt angesichts der merkwürdigen Statuten, nach denen bei Punktgleichheit am Saisonende der direkte Vergleich ausschlaggebend ist, das Torverhältnis in der Dritten Liga nur eine untergeordnete Rolle. Trotzdem sind die Dormagener mit einer Differenz von plus 120 — nächstbester Konkurrent ist der TuS Ferndorf mit plus 66 — auch in dieser Hinsicht eine Klasse für sich.

Auch in den Augen von Jens Sieberger: "Dormagen hat die spielerisch stärkste Mannschaft der Liga, dazu eine Super-Halle mit tollen Zuschauern im Rücken", stellte der Düsseldorfer Trainer, der einst mit Jörg Bohrmann im Dress des TV Niederwürzbach den EHF-Europapokal gewonnen hatte, mit Blick aufs Ergebnis und auf die Kulisse fest. "Da sind wir schon Zweitliga-reif", meinte Bohrmann angesichts von 1512 Zuschauern, "mehr als die Hälfte aller Zweitligisten kommt an unseren Schnitt nicht heran." Auf dem Parkett fehlt seinen Schützlingen noch die gewisse Abgezocktheit, eine Partie, die vor dem Anpfiff eigentlich schon gewonnen scheint, mit der nötigen Konsequenz bis zum Schlusspfiff durchzuziehen — mehrmals ließen sie die Gelegenheit aus, das Ergebnis zweistellig zu gestalten und stattdessen die Gäste immer wieder herankommen.

Solche Spiele wird es, glaubt man Bohrmann, in näherer Zukunft ohnehin kaum noch geben: "Jetzt fangen für uns die harten Wochen an", ist der Trainer überzeugt. Beginnend am Sonntag (16 Uhr, Halle Krefelder Straße) mit dem Gastspiel bei den OSC Löwen Duisburg, die aus den letzten sechs Begegnungen 10:2 Punkte holten und dabei nur gegen den Tabellendritten Wilhelmshavener HV (26:27) verloren. "Da müssen wir wieder anders auftreten", fordert Bohrmann. Schließlich hätte er gegen die Prognose seines Düsseldorfer Kollegen nichts einzuwenden: "Ich hoffe, dass Ihr bis zum Ende da oben bleibt." Und wenn's auch nur mit Hausmannskost ist.

(NGZ)
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