Tsv Bayer Dormagen Simon Ernst sieht Demonstration der Stärke

Dormagen · Im ersten Spiel ohne den am Meniskus operierten Regisseur trumpft TSV Bayer Dormagen beim 37:23 über Krefeld eindrucksvoll auf

 Vaterschaft beflügelt: Vor drei Wochen wurde Melinda Plaz geboren, gegen die HSG Krefeld zeigte ihr Vater eines seiner besten Spiele für den TSV in der Dritten Liga, und das nicht nur, weil Tobias Plaz acht Tore erzielte.

Vaterschaft beflügelt: Vor drei Wochen wurde Melinda Plaz geboren, gegen die HSG Krefeld zeigte ihr Vater eines seiner besten Spiele für den TSV in der Dritten Liga, und das nicht nur, weil Tobias Plaz acht Tore erzielte.

Foto: H. Zaunbrecher

Das Gastspiel in seiner Wahlheimat hatte sich Olaf Mast ein wenig anders vorgestellt: "Ich kann mich für den Auftritt meiner Mannschaft nur entschuldigen, das hatte mit Drittliga-Handball nichts zu tun", gestand der 45-Jährige, der von 1997 bis 2000 beim TSV Bayer Dormagen gespielt hatte und seither in Stürzelberg lebt, nach dem Schlusspfiff ein. Eine Erklärung für die eher noch glimpflich ausgefallene 23:37-Schlappe (Halbzeit 7:18) der HSG Krefeld "habe ich nicht", sagte Mast.

Die Gastgeber hatten sie schon: "Die Mannschaft hat von Anfang an ungeheuer Druck gemacht", meinte Co-Trainer Joachim Kurth. Und sein Chef Jörg Bohrmann ergänzte: "Es war uns wichtig, über eine gute Abwehr ins Spiel zu kommen." Schließlich war es an diesem Samstagabend nicht irgendein Spiel für den TSV Bayer Dormagen. Es war das erste, das der Drittligist ohne seinen am Meniskus operierten Regisseur und Haupttorschützen Simon Ernst bestreiten musste.

Der saß, seit Freitag von seinen "Gehhilfen" befreit, auf der Tribüne und hatte, wie eigentlich alle der 1120 Zuschauer bis auf die Handvoll Krefelder Fans, sichtlich Spaß an der Darbietung seiner Kollegen. Die den Gästen, basierend auf der von Bohrmann geforderten Abwehrleistung und einem phasenweise begeisternd vorgetragenen Tempohandball, schon früh den Zahn zogen: Beim 16:6 durch den glänzend aufgelegten Alexander Kübler (24.) hatte der TSV erstmals einen Zehn-Tore-Vorsprung herausgeworfen. Näher sollten die Gäste nie mehr herankommen, was Olaf Mast zu dem Bekenntnis veranlasste: "Wir hatten von der ersten Minute an nicht die richtige Einstellung. Ich bin furchtbar enttäuscht."

Allerdings spielt man meist nur so gut, wie es der Gegner zulässt. Und die Dormagener ließen über weite Strecken fast gar nichts zu an diesem Abend. Patzte die Abwehr, was selten genug vorkam, doch einmal, stand da immer noch Sven Bartmann zwischen den Pfosten, der seinen letztjährigen Teamkollegen mit 14 Paraden den letzten Schneid abkaufte, ehe er nach 53 Minuten seinen Platz für Drittliga-Debütant Jascha Schmidt räumte. Auf der anderen Seite ließ Mast den Ex-Korschenbroicher Philipp Ruch trotz acht gehaltener Würfe nach der Pause auf der Bank. Und hatte für dieses scheinbare Paradox eine einfache Erklärung: "Ich wollte Philipp diese Schießbude nicht länger zumuten, schließlich brauchen wir ihn in den nächsten Spielen." Da stehen den Krefeldern nämlich die Kellerduelle mit Düsseldorf, Bielefeld und Schalksmühle ins Haus.

Die Dormagener hingegen untermauerten ihren Anspruch, auch ohne Simon Ernst erster Verfolger von Spitzenreiter TuS Ferndorf – mühte sich gleichzeitig zu einem 30:26-Sieg (nach 26:26-Zwischenstand) über den OSC Duisburg – zu sein. "Aber wenn wir uns da oben festsetzen wollen, müssen wir noch konsequenter sein und dürfen nicht so viele Bälle weggeben", fand Jörg Bohrmann trotzdem noch ein Haar in der Festtagssuppe. Dass nach 40 Minuten und einem 15-Tore-Vorsprung etwas die Konzentration nachließ auf Seiten der Hausherren, war freilich auch seinen munteren Wechselspielchen geschuldet, die vor allem die Deckung in ihrer Effizienz etwas beeinträchtigten und den Krefeldern dank Linkshänder Niklas Weis ein wenig Ergebniskosmetik gestatteten. Mehr aber auch nicht, weil bei allen Dormagenern der Ehrgeiz überwog, den ersten "Ernstfall" zu einer eindrucksvollen Demonstration der Stärke werden zu lassen. Oder wie es Alexander Kübler ausdrückte: "Endlich wieder ein überzeugendes Spiel von uns."

(NGZ)
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