Tsv Bayer Dormagen Schwach gespielt und doch gewonnen

Dormagen · 45 Minuten lief beim TSV Bayer Dormagen wenig zusammen. Dann machte der Handball-Zweitligist mit viel Kampfgeist und einem treffsicheren Robin Doetsch aus einem 20:24-Rückstand gegen die HG Saarlouis noch einen 31:26-Sieg.

 Vom Einwechselspieler zum Matchwinner: Bis zur Verletzung von Peter Strosack saß Robin Doetsch auf der Bank, dann warf er Dormagen mit fünf Treffern in 14 Minuten zum Sieg. Saarlouis' Merten Krings (r.) sieht's mit Entsetzen.

Vom Einwechselspieler zum Matchwinner: Bis zur Verletzung von Peter Strosack saß Robin Doetsch auf der Bank, dann warf er Dormagen mit fünf Treffern in 14 Minuten zum Sieg. Saarlouis' Merten Krings (r.) sieht's mit Entsetzen.

Foto: zaunbrecher

Lob für ihre Spielkunst haben die Handballer des TSV Bayer Dormagen schon reichlich geerntet in dieser Saison, Punkte eher weniger. Dass es auch andersherum geht, zeigten sie am Samstagabend den 1125 Zuschauern mit einer grandiosen Schlussphase - im eminent wichtigen Duell mit der HG Saarlouis machte der Aufsteiger mit einem 11:2-Lauf in den letzten 15 Spielminuten aus einem 20:24-Rückstand einen 31:26-Sieg (Halbzeit 14:14) und stellte damit den Kontakt ans untere Mittelfeld der Zweitliga-Tabelle her.

Vielleicht nehmen diese zwei Punkte, vor allem aber die Art und Weise, wie sie zustande kamen, ein wenig den Druck von den jungen Dormagenern. Dass er angesichts von sieben Punkten aus den ersten 13 Saisonspielen bleischwer auf ihren schmalen Schultern lastete, war eine Dreiviertelstunde lang deutlich zu spüren. Da waren sie wieder, die einfachen Pass- und Fangfehler in der Vorwärtsbewegung gepaart mit einer schlechten Abschlussquote: Wie schon beim 23:23 in Essen drohte der TSV erneut an einem Mitte des ersten Durchgangs eingewechselten Torhüter zu scheitern - zwischen der 14. und 44. Minute pflückte ihnen Darius Jonczyk zehn vor allem flache Würfe weg.

Anders als in Essen wirkte aber auch die Abwehr zu lethargisch und nicht aggressiv genug. Die Folge: Obwohl die Dormagener vier Mal mit drei Treffern Differenz führten, zum letzten Mal beim 13:10 (25.) und jeweils die Chance besaßen, diesen Vorsprung auszubauen, boten sie ihre bislang schwächste Heimleistung und sahen sich nach 45 Minuten erstmals mit vier Toren (20:24) im Hintertreffen.

Auf einen Sieg der Hausherren gab eigentlich niemand mehr einen Pfifferling. Wahrscheinlich nicht einmal Jörg Bohrmann. Der Trainer nahm nach 45 Minuten und 46 Sekunden beim Stande von 21:24 eine Auszeit. Taktische Anweisungen erteilte er keine: "Ich habe ihnen nur gesagt: Hört auf, schönen Handball zu spielen - kämpft, kämpft, kämpft. Und wenn wir verlieren, dann verlieren wir eben - aber nicht aus Angst."

Worte, die offenbar den Nerv trafen. Spätestens, als Robin Doetsch nach 50 Minuten vom inzwischen bei allen gefürchteten Siebenmeterpunkt zum ersten Gleichstand (24:24) seit dem 15:15 traf, war auch das abhanden gekommene Selbstvertrauen wieder da. Den Rest erledigten die Fans, die die Schlussphase gegen nun völlig konsternierte Gäste weitgehend stehend verfolgten: "Wir sind dann mental eingebrochen", gab HG-Trainer Goran Suton zu. Er hätte hinzufügen können: und konditionell, denn die meist älteren Semester hatten nichts mehr zuzusetzen: "Wir haben Standhandball gespielt, Fehlwürfe, technische Fehler und Zeitstrafen haben uns das Genick gebrochen", bilanzierte Suton. Jonczyk bekam in der Schlussviertelstunde nur einen Ball zu fassen, war vor allem gegen Robin Doetsch (fünf Treffer zwischen 43. und 57. Minute) machtlos.

Auf der Gegenseite hielt Max Jäger "drei ganz wichtige Bälle", freute sich Bohrmann über den gelungenen Schachzug eines Torhüterwechsels nach 43 Minuten. Das reichte, um Saarlouis völlig aus der Spur zu bringen - fünf Minuten länger, und die Dormagener hätten wahrscheinlich zweistellig geführt. So reichte es zum vierten Saisonsieg, dem dritten mit fünf Toren Differenz - und dem vielleicht wichtigsten. Denn erstens liegt der Aufsteiger nun wieder in Tuchfühlung zu Klubs wie Saarlouis, Henstedt-Ulzburg und Rostock, was den Druck ein wenig mildert. Und zweitens haben die jungen Spieler gesehen, dass man, um Erfolg zu haben, nicht immer schön spielen muss - mutig sein hilft da auch ungemein.

(NGZ)
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