TSV Bayer Dormagen Müde Helden kämpfen sich zum Sieg

Dormagen · Lange Zeit tat sich der TSV Bayer Dormagen schwer im Duell mit dem VfL Gladbeck, lag gegen den Abstiegskandidaten nach 40 Minuten mit 23:26 im Hintertreffen. Doch in der Schlussphase zeigte der Tabellenführer wieder seine Klasse.

 Brachte mit seiner rotzfrechen Spielweise neuen Schwung in die Reihen der müden Dormagener: Sebastian Damm, hier gerade Lars Kintrup enteilt, half wesentlich mit, die Partie gegen Gladbeck noch zu drehen.

Brachte mit seiner rotzfrechen Spielweise neuen Schwung in die Reihen der müden Dormagener: Sebastian Damm, hier gerade Lars Kintrup enteilt, half wesentlich mit, die Partie gegen Gladbeck noch zu drehen.

Foto: Heinz Zaunbrecher

War das das Meisterstück für die Handballer des TSV Bayer Dormagen? Wer 40 Minuten eine seiner schwächsten Saisonleistungen bietet, 23:26 im Hintertreffen liegt und trotzdem noch auf einen 37:32-Sieg davonzieht, den selbst der gegnerische Trainer als "hochverdient" einstuft, dem sollte eigentlich vor den letzten vier Aufgaben bis zum Saisonende in der Dritten Liga West nicht bange sein.

Jörg Bohrmann plumpste nach dem 37:32 (Halbzeit 18:21) über den VfL Gladbeck, dem 15. Sieg in Folge, jedenfalls ein dicker Stein hörbar vom Herzen: "Heute hat jeder gesehen, warum ich vor diesem Spiel ganz besonders gewarnt habe", sagte der Trainer, um gleich hinterher zu schicken: "Ich hoffe, dass jeder jetzt kapiert hat, weshalb ich sage: Wir sind noch lange nicht durch."

Denn lange Zeit sah es vor 1254 Zuschauern im Sportcenter danach aus, als ob der Tabellenführer seine erste Niederlage nach jenem 31:40 vom ersten Spieltag gegen den TuS Ferndorf hinnehmen müsste. Zum einen, weil sich die Gäste erneut als so etwas wie der "Angstgegner" desTSV entpuppten: Wie im Hinspiel (32:32) bekamen die Dormagener ihre sonst so stabile Deckung gegen Liga-Torschützenkönig Max Krönung (11/5) und den zwischen Kreisläufer- und Mittelposition rochierenden Thorben Mollenhauer (6) nicht dicht — weder eine 6:0-Formation noch eine Manndeckung gegen Linkshänder Michael Kintrup (4) erwies sich als geeignetes Mittel. Wie in der vergangenen Saison lagen die Gäste deshalb zur Pause (21:18) und auch neun Minuten später (26:23) nicht einmal unverdient in Führung. "21 Gegentore in der ersten Halbzeit, das ist ein bisschen viel für die beste Abwehr der Liga", monierte Bohrmann. Zum Vergleich: Bis zu diesem Spiel hatte der TSV im Schnitt 24,6 Gegentreffer hinnehmen müssen — in 60 Minuten wohlgemerkt!

Bohrmann hatte so etwas geahnt: "Uns ist es unter der Woche nicht gelungen, nach den beiden schweren Spielen in Ferndorf und Krefeld die Müdigkeit aus Kopf und Beinen zu bekommen." In der Tat: Genauso wie die Abwehr oft den entscheidenden Schritt zu spät kam, unterliefen seinen Schützlingen im Angriff mehr als ein Dutzend technische Fehler. Trotzdem verzichtete der Trainer auf viele Wechsel: "Ich habe meinen erfahrenen Spielern gesagt: Da müsst ihr jetzt durch — geht hin und dreht das Ding."

Das gelang zwischen den 39. (23:26) und 46. Minute, als Alexander Kübler die Hausherren beim 28:27 erstmals überhaupt in Front warf, weil sich Sven Bartmann zwischen den Pfosten und Simon Ernst in der Schaltzentrale aufrafften. Und weil der nach 40 Minuten eingewechselte Sebastian Damm mit seiner rotzfrechen Spielweise neuen Schwung in die Reihen der müden Helden brachte — der 18-Jährige besitzt das Zeug, zum neuen Lieblingsspieler der Dormagener Fans zu werden.

Die ihre Lieblinge nach der Führung regelrecht nach vorne peitschten. Beim 31:28, bezeichnenderweise durch Damm, waren die Weichen endgültig Richtung Sieg gestellt, was auch Gästetrainer Holger Krimphove anerkannte: "In der Schlussphase hat Dormagen gezeigt, warum sie zu Recht da oben stehen." Selbst der ewig skeptische Jörg Bohrmann ließ sich davon zu einer für seine Verhältnisse höchst gewagten Prognose hinreißen: "Am Samstag in Wilhelmshaven, vor 2500 Zuschauern, die gegen uns sind, wird es schwer. Aber wir sind jetzt seit über einem Jahr auswärts ungeschlagen und wollen versuchen, das zu bleiben." Die letzte Niederlage vor gegnerischem Publikum datiert in der Tat vom 8. Dezember 2012 — mit 30:34 in Wilhelmshaven.

(NGZ)
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