Tsv Bayer Dormagen Mit gebrochener Nase zum ersten Heimsieg

Dormagen · Trotz Nasenbeinbruch führte Jonathan Eisenkrätzer die Dormagener Handballer zum ersten Heimsieg seit dem Aufstieg in die Zweite Liga.

 Jonathan "Jonny" Eisenkrätzer zeigte trotz gebrochener Nase seine bisher beste Leistung im Trikot des TSV Bayer Dormagen.

Jonathan "Jonny" Eisenkrätzer zeigte trotz gebrochener Nase seine bisher beste Leistung im Trikot des TSV Bayer Dormagen.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Heute wird Jonathan Eisenkrätzer operiert. Am Freitagabend zeigte der 24-Jährige trotz Nasenbeinbruch seine bisher beste Leistung, seit er vor 14 Monaten vom TV Großwallstadt zum TSV Bayer Dormagen wechselte und führte den Neuling beim 22:17 (Halbzeit 9:8) über den TV Hüttenberg zum ersten Heimsieg seit dem Aufstieg in die Zweite Handball-Bundesliga.

"Vielleicht sollte Jonny immer mit gebrochener Nase spielen", witzelte Trainer Jörg Bohrmann, um gleich wieder ernst zu werden: "Er wird uns jetzt drei Wochen fehlen. Das ist ein herber Verlust, ich weiß noch nicht, wie wir den kompensieren sollen." In der Form von Freitagabend dürfte das in der Tat schwer fallen. Denn Eisenkrätzer, mit 2,02 Meter der längste im sonst eher schmächtigen Dormagener Aufgebot, tat das, was er bisher allzu selten getan hatte: Er ging dahin, wo es weh tut, er übernahm Verantwortung und führte die zumeist jüngeren Nebenleute in die richtige Richtung.

Und die konnte eine solche Person mit Führungsqualitäten gut gebrauchen an diesem Handballabend. Denn unter dem selbst auferlegten Druck, den zwei Punkten aus Henstedt-Ulzburg zwei weitere gegen den TV Hüttenberg folgen zu lassen, flatterten ihnen im ersten Durchgang ganz gewaltig die Nerven. Die auf Seiten der noch sieglosen Gäste ohnehin blank lagen. So bekamen die 1214 Zuschauer eine Aneinanderreihung von ebenso haarsträubenden wie hanebüchenen Fehlern auf beiden Seiten geboten - ein typisches Abstiegsduell zu allerdings eher untypisch frühem Saisonzeitpunkt.

Die Folge: Elf Minuten lang stand es 1:1, nach einer Viertelstunde hatten die Hausherren immer noch erst einen Treffer erzielt, die Gäste deren drei. Bohrmann reagierte, tauschte die glücklosen Linkshänder Tobias Plaz und Robin Doetsch gegen Jo Gerrit Genz und Peter Strosack, schickte Maximilian Bettin anstelle von Dennis Marquardt in die Offensivformation - und siehe da, es lief. Die "Jugend forscht"-Abteilung mit Strosack (20), Genz (19), Bettin (20), Sebastian Damm (19) und den "Oldies" Eisenkrätzer (24) und Alexander Kübler (25) - Durchschnittsalter 21,1 Jahre - drehte den Rückstand binnen neun Minuten in eine 7:5-Führung.

Die freilich nicht lange Bestand hatte. Zehn Minuten nach der Pause lag Hüttenberg wieder mit 14:13 vorne, weil die ansonsten bärenstarke Deckung Linkshänder Andreas Scholz (4 Tore zwischen der 34. und 40. Minute) nicht in den Griff bekam. "Da dachte ich, der Knoten wäre geplatzt", sagte TVH-Trainer Axel Spandau, hatte sich aber zu früh gefreut.

Bezeichnend, dass Scholz, seit 2001 beim TV Hüttenberg und mit diesem schon in der Ersten Liga aktiv, auch an der Wende zugunsten des TSV beteiligt war: Erst muss der 32-Jährige auf die Strafbank, dann scheitert er am mit insgesamt 18 Paraden glänzend aufgelegten Sven Bartmann. Bayer nutzt die Steilvorlage, um auf 17:14 (48.) wegzuziehen - die Messe ist gelesen, auch, weil weder den Gästen noch ihrem in taktischer Hinsicht eher lethargischen Trainer ein Mittel gegen die von Dennis Marquardt glänzend organisierte Dormagener Defensive eingefallen wäre: "Sven brauchte in der Schlussphase gar keinen Ball mehr halten, die Jungs haben doch alles weg geblockt", freute sich Bohrmann, dass seine jungen Schützlinge eine alte Handball-Weisheit offenbar schon verinnerlicht haben: Spiele gewinnt man im Angriff, Titel in der Abwehr. Und für den TSV Bayer käme der Klassenerhalt einem Titelgewinn gleich.

(NGZ)
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