DHC Rheinland Das Gefälle wird immer größer

Handball-Bundesligist Dormagener HC Rheinland gelang mit der 27:32-Pokalniederlage gegen den THW Kiel der zweite Achtungserfolg in Serie. Doch auch diese sechzig Minuten machten deutlich, dass das Leistungsgefälle im Kader zu groß ist, um auf Dauer konkurrenzfähig zu sein.

 Scheint in der Bundesliga angekommen zu sein: Seinen acht Toren gegen die Rhein-Neckar Löwen ließ Sigurbergur Sveinsson neun gegen die Kieler Zebras folgen. Daniel Kubes und Filip Jicha (r.) sehens mit Erstaunen.

Scheint in der Bundesliga angekommen zu sein: Seinen acht Toren gegen die Rhein-Neckar Löwen ließ Sigurbergur Sveinsson neun gegen die Kieler Zebras folgen. Daniel Kubes und Filip Jicha (r.) sehens mit Erstaunen.

Foto: Zaunbrecher

Auch Niederlagen können erfreuen. Zumindest das Dormagener Handballpublikum. Mit einem Sieg über den Deutschen Meister hatte eh keiner gerechnet von den 1281 Unentwegten, die das Gastspiel des THW Kiel in der dritten DHB-Pokalrunde angelockt hatte am Mittwochabend.

Der größte Teil von ihnen quittierte die achtbare 27:32-Niederlage, die schon zur Pause beim Stande von 12:21 besiegelt war, jedoch mit stehenden Ovationen. Balsam für die geschundene Handballseele eines Kai Wandschneider: "Unser Publikum ist einfach toll", meinte der Trainer. Der hatte sich zwecks Vorbereitung am Sonntag im Fernsehen das Champions-League-Gastspiel des THW in Celje angesehen und nach der 28:34-Niederlage des slowenischen Meisters festgestellt: "Deren Publikum hat die gnadenlos ausgepfiffen."

Doch der 50-Jährige ist Realist genug, eines zu wissen: "Letztlich zählt im Sport nur der Erfolg. Was nützt es uns, bei den Rhein-Neckar Löwen oder gegen Kiel gut auszusehen, wenn wir die entscheidenden Spiele nicht gewinnen?" Und die beginnen morgen mit dem Gastspiel des VfL Gummersbach, der in dieser Saison schon zwei Spiele bei "Kleinen" verloren hat: im Pokal in Balingen, in der Meisterschaft in Hannover-Burgdorf. Daraus eine Chance für seinen DHC abzuleiten, fällt Wandschneider schwer: "Die haben doch ganz andere Voraussetzungen, was den Kader angeht."

In seinem herrscht zu großes Leistungsgefälle, das machten die sechzig Minuten gegen Kiel erneut deutlich. Denn Wandschneiders Versuche, seinen Leistungsträgern in einer ohnehin aussichtslosen Begegnung Pausen zu gewähren, scheiterten kläglich: "Dafür fehlen uns auf einigen Positionen die Alternativen", gibt sich der Trainer keinen Illusionen hin. Das gilt insbesondere für die Halbpositionen im Rückraum. Zu Kristian Nippes auf der rechten Seite gibt es vorerst überhaupt keine – Arni Thor Sigtryggsson ließ erneut jede Durchschlagskraft vermissen und Hannes Lindt steht wohl frühestens zum nächsten Aufeinandertreffen mit dem Deutschen Meister am 29. Dezember zur Verfügung.

Auf der anderen Seite zeigten die neun Tore von Sigurbergur Sveinsson gegen die Zebras nach seinen acht Treffern gegen die Löwen, dass der Isländer wohl langsam in der Bundesliga angekommen ist. Ihn kann der von der Spielanlage freilich gänzlich anders strukturierte Kentin Mahé ersetzen – aber nur dann, wenn der 19-Jährige nicht als Mittelmann gebraucht wird. Und das war im zweiten Durchgang der Fall, weil Max Holst auf Linksaußen rückte, um einen erneut vollkommen indisponierten Michiel Lochtenbergh abzulösen. Die Versuche, Sveinsson phasenweise durch Ex-Nationalspieler Jan-Olaf Immel zu ersetzen, gab Wandschneider schnell wieder auf.

Doch damit wird er angesichts der Finanznöte des DHC wohl bis Saisonende leben müssen. Ob es das Publikum auch tut, ist die ganz andere Frage.

(NGZ)
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