TSV Bayer Dormagen Bohrmann sieht TSV heute als Außenseiter
Dormagen · Dormagens Trainer Jörg Bohrmann freut sich auf das Auftaktduell mit TuS Ferndorf: "Nur von starken Gegnern können wir lernen".
Der Titelverteidiger gegen den Titelanwärter — prominenter als heute Abend (Anwurf um 19.30 Uhr im TSV-Bayer-Sportcenter) kann die Dritte Liga West gar nicht in ihre Spielzeit starten.
Doch vor dem Duell zwischen dem TSV Bayer Dormagen und Zweitliga-Absteiger TuS Ferndorf stapeln beide Seiten tief: "Da wissen wir gleich, wo es lang geht", sagt Erik Wudtke, der nach dem Abstieg das Kommando auf der Bank der Siegerländer übernommen hat. Sein Gegenüber Jörg Bohrmann sieht sein Team gar in der Rolle des Außenseiters: "Vielleicht schaffen wir ja eine Überraschung und behalten die Punkte hier."
Gelingt das nicht, geht für den früheren Bundesliga-Spieler keineswegs die (Handball-)Welt unter: "Bei unserem schweren Auftaktprogramm" — am zweiten Spieltag gastiert der TSV beim Vorjahressechsten HSG Varel — "können wir nach zwei Spieltagen durchaus mit leeren Händen dastehen. Aber das macht nichts — die Saison ist noch so lang." Entsprechend nimmt er auch den Druck von seinen jungen Spielern: "Natürlich gehen wir die Sache konzentriert an, aber auch mit einer gewissen Lockerheit." Und einer Portion "Selbstvertrauen, das wir uns in der Vorbereitung erarbeitet haben."
Vom heutigen Gegner schwärmt der 44-Jährige in den höchsten Tönen: "Ferndorf spielt einen unglaublich schnellen Handball, die erste und zweite Welle sind für Drittliga-Verhältnisse fast perfekt." Was insofern nicht verwundert, als sein Kollege Erik Wudtke, der selbst mit MT Melsungen in der Bundesliga spielte, über einen durchgängig Erst- oder wenigstens Zweitliga-erfahrenen Kader verfügt.
Aus dem heute jedoch zwei Spieler fehlen: David Breuer, der nach den Stationen TSV Bayer Dormagen, TV Korschenbroich, DHC Rheinland und TuSEM Essen nun mit einjähriger Verspätung seinem Bruder Simon ins Siegerland gefolgt ist, ist ebenso verletzt wie Rückraumschütze Heider Thomas. Bohrmann sorgt sich noch um seine Flügelzange: Markus Breuer (Muskelverhärtung) und Robin Doetsch (Bänderriss) sind zwar wieder ins Training eingestiegen, ob sie heute schon auflaufen können, weiß der TSV-Trainer nicht. Während auf Rechtsaußen dank des vom TV Altenheim gekommenen Jugend-Nationalspielers Peter Strosack eine Alternative für Doetsch parat steht, sieht es auf der anderen Seite nicht so gut aus: Da Sebastian Damm nach seiner Schulteroperation wohl noch zwei Monate fehlen wird, hat Bohrmann den in der vergangenen Saison bereits hin und wieder eingesetzten Sebastian Linnemannstöns aus der Reserve geholt. Tobias Plaz hat trotz Nasenbeinbruch aus dem Testspiel in Nordhorn mittrainiert — "ich gehe davon aus, dass er spielt", sagt Bohrmann. Der im Übrigen gut damit leben kann, dass der TSV Bayer als Titelverteidiger nicht automatisch als Titelanwärter Nummer eins gehandelt wird. Selbst hat er ohnehin nur "einen Platz unter den ersten Fünf" als Saisonziel ausgegeben. Und dass sich reichlich Konkurrenz um einen solchen Platz bemüht, stimmt ihn eher froh: "Das ist doch besser, als wenn wir in einer Klickerliga spielen", sagt Jörg Bohrmann, "denn nur von starken Gegnern können wir lernen. Und leichte gibt es in dieser Liga nicht."
Sein Kollege sieht das ganz ähnlich. Offizielles Saisonziel der Ferndorfer ist "ein Platz unter den ersten Vier" — mit Tendenz nach oben. "Bei einem so starken Feld sind es oft nur Nuancen, die entscheiden — da müssen wir hellwach sein, auch gegen vermeintlich kleinere Mannschaften", sagt Wudtke. Der ebenso wie Bohrmann mit der Vorbereitung zufrieden war: "Wie hier alle mitgezogen haben, Hut ab. Jeder Spieler soll sich verbessern und stark genug für die Saison fühlen. Das haben alle verinnerlicht, daher gehen wir positiv gestimmt in die Runde." Bei so viel Übereinstimmungen "riecht" es stark nach einem Unentschieden heute Abend.