TSV Bayer Dormagen Bayer-Express überrollt hilflosen TVK

Korschenbroich · 700 Zuschauer in der ausverkauften Waldsporthalle erlebten einen denkwürdigen Handballabend: Nach elf Minuten führte der TSV Bayer 9:0 – am Ende gab es für den TV Korschenbroich mit 21:40 die höchste Heimschlappe aller Zeiten.

Die besten Bilder von TV Korschenbroich - TSV Bayer Dormagen
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700 Zuschauer in der ausverkauften Waldsporthalle erlebten einen denkwürdigen Handballabend: Nach elf Minuten führte der TSV Bayer 9:0 — am Ende gab es für den TV Korschenbroich mit 21:40 die höchste Heimschlappe aller Zeiten.

Sechs Minuten und vierzig Sekunden waren gespielt am Samstagabend, als Ronny Rogawska zum ersten Mal die grüne Karte auf den Zeitnehmertisch knallte. Aufhalten konnte der Däne auf der Trainerbank des TV Korschenbroich das sich anbahnende Unheil mit seiner Auszeit nicht: Vier Minuten später lag der TSV Bayer Dormagen mit 9:0 (!) in Front, in die Pause ging der Spitzenreiter mit einem 25:9-Vorsprung — und am Ende hatte er mit einer meisterlichen Vorstellung vor allem in der Abwehr dem TVK mit 21:40 die höchste Heimschlappe aller Zeiten in Dritter und Zweiter Liga beigebracht.

Handball: TSV Bayer Dormagen - TV Korschenbroich
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Und während die Dormagener Handballer ihr spontanes Freudentänzchen nach dem Schlusspfiff mit der neuen Textzeile "Wir sind die Nummer eins am Rhein" garnierten, schlichen die vermeintlichen Hausherren wie geprügelte Hunde vom Parkett der mit 700 Zuschauern ausverkauften Waldsporthalle. So drückend war die Überlegenheit des Tabellenführers in diesem Lokalduell der Dritten Liga West, dass es nicht mal Pfiffe und Unmutsbekundungen für die streckenweise hilflose Vorstellung der Gastgeber gab.

Wohl aber deutliche Worte der Verantwortlichen: "Ich kann nur versprechen, dass ich alles dafür tun werde, damit sich am Samstag hier eine andere Mannschaft präsentiert," kündigte Rogawska auf der Pressekonferenz nach dem Schlusspfiff an. Manager Kai Faltin machte tags darauf im vereinseigenen Pressedienst seinem Unmut noch drastischer Luft: "Wir haben sämtliche Tugenden, die zum Handball gehören, vermissen lassen. Bei unseren Anhängern und Fans möchte und muss ich mich für dieses unser Auftreten entschuldigen."

Zur Ehrenrettung der Korschenbroicher, bei denen tatsächlich nur der aus Dormagen stammende Daniel Mestrum auf Linksaußen so etwas wie Normalform zeigte, sei gesagt: An diesem Tag wären auch andere Mannschaften an diesem TSV Bayer und seiner Meisterdeckung gescheitert: "Endlich haben wir jetzt die richtige Größe für unsere 6:0-Abwehr", meinte Junioren-Nationalspieler Simon Ernst mit Blick auf den — zumindest für die Korschenbroicher an diesem Abend — schier unüberwindlichen Innenblock. Und Trainer Jörg Bohrmann befand: "Wir haben alles umgesetzt, was wir uns in dieser Woche vorgenommen und trainiert haben."

Und das hieß: Hinten im Verbund mit dem an alter Wirkungsstätte erneut glänzend aufgelegten Sven Bartmann (17 Paraden) die Bälle abfangen und dann in überfallartigen Kontern selbst in Torerfolge verwandeln. Eigentlich ein Rezept, das auch die Korschenbroicher gut und gerne spielen. Doch sie kamen gar nicht dazu, weil ihren Torhütern — erst Paul Keutmann, dann Almantas Savonis, der nach 29 Minuten den ersten (!) Dormagener Wurf überhaupt entschärfte, dann wieder Keutmann — die Bälle nur so um die Ohren flogen.

Und weil Rogawskas Taktik, Dennis Marquardt durch Nikolai Zidorn in Manndeckung zu nehmen, sich als untaugliches Mittel erwies: Es öffnete den anderen Dormagenern, allen voran Moritz Preuss am Kreis, viel zu große Räume, die sie zu mitunter traumwandlerischem Kombinations-Handball nutzten, der selbst eingefleischte TVK-Fans zum Zungeschnalzen, ja sogar zu Beifall veranlasste.

Der Rest ist Statistik: Beim 13:3 durch Robin Doetsch (18.) führen die Gäste erstmals mit zehn Treffern, beim 21:6 durch Tobias Pla (25.) sind es zum ersten Mal 15. Beim 31:11 durch Siebenmeter von Markus Breuer (42.) ist erstmals die 20-Tore-Differenz erreicht. Und beim 37:15 wiederum durch Preuss sind es sogar 22 Treffer Unterschied. Was Bohrmann jedoch nicht davon abhalten konnte, die Spaßbremse auszupacken: "Bei Korschenbroich haben ja einige Leute gefehlt, deshalb sollten wir das Ergebnis nicht überbewerten." Was zweierlei belegt: Handballspiele werden in der Abwehr gewonnen — und Meistertitel durch eine gepflegte Art des Understatement vorbereitet.

(NGZ)
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