TSV Bayer Dormagen 20 Minuten lang war Bayer schon Zweitligist

Dormagen · Beim 33:21 über Schalksmühle besinnt sich Handball-Drittligist Bayer Dormagen auf alte Tugenden. Ein Punkt fehlt noch zum Aufstieg.

 Hatten allen Grund zum Lachen: Jascha Schmitz, Sven Bartmann, Fredric Rudloff und Jonathan Eisenkrätzer (v.r.). "Finden Sie, dass TSV-Betreuer Axel Schönen ab sofort nach jedem Sieg ... die 'Humba' anstimmen soll?" steht auf dem Stimmzettel. Der ließ sich nach dem 33:21 über Schalksmühle nicht lange bitten.

Hatten allen Grund zum Lachen: Jascha Schmitz, Sven Bartmann, Fredric Rudloff und Jonathan Eisenkrätzer (v.r.). "Finden Sie, dass TSV-Betreuer Axel Schönen ab sofort nach jedem Sieg ... die 'Humba' anstimmen soll?" steht auf dem Stimmzettel. Der ließ sich nach dem 33:21 über Schalksmühle nicht lange bitten.

Foto: H. Zaunbrecher

Als Pressesprecher Detlev Zenk die Kunde vom knappen Ferndorfer Sieg unters Dormagener Handballvolk brachte, freute sich nur einer: Jorgos Flambouraris. "Gut so", sagte der Betreiber der Hallengastronomie im TSV-Bayer-Sportcenter, "für eine Aufstiegsfeier hätte ich nicht genug Bier gehabt."

Dabei hätte es durchaus zum getränketechnischen Super-Gau kommen können an diesem Samstagabend. Denn 125 Sekunden vor dem Schlusspfiff hieß es 28:28 zwischen dem TuS Ferndorf und dem VfL Eintracht Hagen, ehe Simon Breuer mit seinem sechsten Treffer den Siegerländern die zumindest theoretische Chance bewahrte, den TSV Bayer Dormagen im Kampf um Meisterschaft und Aufstieg in der Dritten Liga West noch abzufangen.

Virtuell war der Spitzenreiter schon 20 Minuten lang Zweitligist an diesem Abend. Denn just als die Dormagener mit einem auch in dieser Deutlichkeit verdienten 33:21 (Halbzeit 15:11) über die SG Schalksmühle-Halver ihren 23. Saisonsieg feierten, hatte Eintracht Hagen in der Kreuztaler Stählerwiese aus einem 15:19-Rückstand ein 20:20 gemacht. Und ein Ferndorfer Punktverlust hätte den TSV bereits vorzeitig in die Zweite Liga gehievt.

Dass es dann doch anders kam, nahm niemand tragisch auf Dormagener Seite: "Nächste Woche beim letzten Heimspiel ist es doch viel schöner", meint Handball-Koordinator Björn Barthel. Und Jorgos Flambouraris verspricht mit Blick auf die Partie gegen die TSG Bielefeld, die am Samstag (3. Mai) um 19.30 Uhr angepfiffen wird: "Dann wird auch genug Bier da sein." Nur einer tritt wie gewohnt auf die Euphoriebremse: Jörg Bohrmann. "Gefeiert wird erst, wenn wir endgültig durch sind", sagt der Trainer und warnt davor, den bereits seit Wochen als Absteiger feststehenden Tabellenletzten auf die leichte Schulter zu nehmen: "Dass die was können, haben sie ja heute mit ihrem Sieg über Gladbeck bewiesen. Ab Montag beginnt unsere Vorbereitung, und die wird knallhart."

Ein Punkt reicht den Dormagenern bereits, ganz egal, wie zur gleichen Zeit Ferndorf gegen den Leichlinger TV abschneidet. Dass es keine zwei werden, dürfte nach der starken Vorstellung, die der Spitzenreiter vor allem im zweiten Durchgang gegen den zwar kampfstarken, in seinen spielerischen Mitteln aber klar unterlegenen Aufsteiger aus Schalksmühle bot, eher unwahrscheinlich sein. "Wir hatten doch keine Chance. Dormagen hat einfach eine gute Mannschaft", fasste Maciej Dmytruczynski, der Ex-Dormagener in Reihen der Gäste, das spätestens ab der 42. Minute recht einseitige Geschehen zusammen.

Anfangs schien es, als ob der frühere polnische Nationalspieler, der die ersten drei Gästetreffer im Alleingang erzielte, seinen ehemaligen Klub würde ärgern können: Bis zum 8:9 (14.) hielt Schalksmühle gegen, dann war es einmal mehr die Abwehr, die im Verbund mit einem starken Sven Bartmann (13 Paraden) die Weichen zum Sieg stellte für den Tabellenführer. "Nach der Niederlage in Wilhelmshaven und dem eher schwachen Pokalspiel gegen Leichlingen wussten die Jungs nicht so recht, wo sie stehen", sagte Bohrmann, der aus einem Kollektiv ohne Schwachpunkte einen Akteur heraushob: "Was Dennis Marquardt heute geleistet hat, war sensationell", sagte er über den gerade zum zweiten Mal Vater gewordenen Rückraumhünen, der der zuletzt gerade bei ihm deutlich spürbaren Saisonmüdigkeit zum Trotz in Abwehr wie Angriff groß aufspielte.

Kollege Mathias Grasediek, im Zivilberuf Geschäftsführer des Stadtsportbundes Dortmund, wünschte den Dormagenern jedenfalls schon mal "alles Gute in der Zweiten Liga, da gehört ihr auch hin." Und meinte damit nicht nur das Sportliche, "sondern auch die tolle Halle und das tolle Publikum. Das hat Spaß gemacht" In der Tat: Gelenkt vom wohltuend zurückhaltenden Aushilfs-Hallensprecher Oliver Fenkl steigerten sich die 1517 Zuschauer minütlich - was selbst den sonst so nüchternen Jörg Bohrmann euphorisierte: "Wie viele heute gekommen sind und was die für eine Stimmung gemacht haben - einfach toll." Nicht auszudenken, sollte dann auch noch genügend Bier da sein.

(NGZ)
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