Napoleon Bonaparte Triumphbögen in Tapetenpapier

Napoleon Bonaparte · Von Petra Schiffer

Von Petra Schiffer

Vor 200 Jahren - kurz vor seiner Krönung zum Kaiser - besuchte Napoleon Bonaparte das einzige Mal während seiner Regentschaft Dormagen . Die Bürger schmückten die Straßen, jubelten dem Franzosen zu und baten ihn um eine Finanzspritze für den Bau einer neuen Kirche.

"Der Kayser Napoleon ist in Aachen. Er wird über Neuss auf Crefeld und von da an den Eugenianischen Kanal bey Rheinberg und dann über Dormagen nach Köln gehen." Im September 1804 notierte der Landwirt Johann Peter Delhoven diese Worte in sein Tagebuch. Während seine Truppen und Soldaten häufig auf ihrem Weg von Köln nach Neuss auf der Bundesstraße 9 durch Dormagen kamen, war Napoleon Bonaparte nur ein einziges Mal in der Stadt zu Gast: vor 200 Jahren.

Und für die Dormagener wurde dieser Besuch zu einem Ereignis, auf das sie sich lange vorbereitet haben. Der Geschichtsstudent Volker Helten hat sich mit dem Besuch Napoleons beschäftigt und in alten Dokumenten und Archiven gewühlt. Seine Ergebnisse hat er jetzt in der Reihe "Dormagener Geschichten" veröffentlicht.

"Was der Landwirt Delhoven vermutlich nicht erahnte, war der Sinn und Zweck dieser Reise Napoleons", erklärt Helten die historischen Hintergründe. Die Bezeichnung "Kayser Napoleon" verweise darauf, dass sich Bonaparte schon damals zur Annahme des Kaisertitels entschlossen hatte, obwohl er sich erst rund drei Monate später selbst in Paris zum Kaiser der Franzosen krönte.

"Durch den Besuch in Aachen als der ehemaligen Residenzstadt der karolingischen Herrscher beabsichtigte Napoleon sein Erbkaisertum demonstrativ und symbolträchtig in die Tradition des Frankenkaisers Karls des Großen zu stellen", sagt Helten. Die Dormagener interessierten diese Strategiespiele der großen Politik wenig. Sie waren vollauf damit beschäftigt, sich auf den Besuch des großen Gastes vorzubereiten und einen guten Eindruck zu hinterlassen.

Der Landwirt Johann Peter Delhoven nahm die Nachricht vom Besuch Napoleons beispielsweise zum Anlass, nach Köln zu reisen, um Tapetenpapier zu kaufen, damit in Dormagen mehrere Triumphbögen geschmückt werden konnten, die natürlich noch gebaut werden mussten: Zwei Bögen errichteten die Dormagener nur für die Durchreise des künftigen Kaisers, die Straßen wurden besonders gründlich gekehrt und die Häuser mit Blumen geschmückt.

Aus dem Umland reisten zahlreiche Gäste an, die von dem Besuch gehört hatten und das Spektakel miterleben wollten. Als Delhoven in sein Tagebuch notierte: "Donnerstag morgens 6 Uhr kame der Kurier, welche die Nachricht brachte, daß der Keyser um den Mittag eintreffen würde", waren die Bürger bestens vorbereitet. Engagiert hatten sie etwas eine "Bande Musikanten von Düsseldorf, welche vor dem Posthaus auf einem erhobenen Gestell jedes Mal bey Ankunft eines Generals sowohl als des Prefecten ein Stück machten".

Napoleon selbst wurde mit Böller- und Salutschüssen, Glockengeläut und dem Ruf "Vivat der Kayser!" begrüßt. Ob der kleine, große Franzose von diesem Empfang beeindruckt war, ist nicht überliefert, sehr lang hielt er sich jedenfalls nicht in Dormagen auf. Er nahm eine Petition der Bürger entgegen, in der sie um eine Finanzspritze (Beysteuer) zum Bau einer neuen Kirche baten, danach ritt er weiter Richtung Worringen. Einen Zwischenstopp legte er noch einmal ein, um sich ausführlicher nach einer "Krippen-Arbeit" am Rhein zu erkundigen, die ihm offenbar gefiel.

Helten betont, der Einfluss Frankreichs auf Dormagen sei in dieser Zeit weit mehr als eine historische Momentaurnahme gewesen. "Immerhin sprechen wir über einen Zeitraum von fast 20 Jahren", sagt der Geschichtsstudent. Dormagen wurde im Oktober 1794 von französischen Revolutionstruppen besetzt und erst im Frühjahr 1814 wieder endgültig geräumt. "Dies bedeutet allerdings nicht, dass diese 20 Jahre lediglich als eine Zeit der Fremdbesatzung anzusehen sind, sondern vielmehr mit bedeutenden politischen und sozialen Umwälzungen verbunden sind", so Helten. Seit 1798 gehörte Dormagen offiziell zur französischen Republik.

Im Jahr 1811 reiste Napoleon noch einmal von Düsseldorf nach Köln. Einige "Wagen und Kouriere" seiner Gesandtschaft rollten zwar durch Dormagen, der französische Kaiser selbst ließ die Stadt jedoch offenbar links liegen.

INFO: Napoleon wurde 1769 auf Korsika geboren, beim Ausbruch der Französischen Revolution ist er 20 Jahre alt. 1793 wird er zum Brigadegeneral ernannt, zwei Jahre später schlägt er einen Aufstand der königstreuen Franzosen in Paris blutig nieder. 1799 wird er Erster Konsul der französischen Republik, 1804 - im Alter von 35 Jahren - krönt er sich selbst zum Kaiser. 1821 stirbt Napoleon auf der Insel St. Helena im Exil.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort