Dormagen Tragbare Abspielgeräte als Spiegel ihrer Zeit

Dormagen · Das Dormagener Phono+Radio-Museum zeigt eine Reihe portabler Kleingeräte zum Musikhören aus dem vergangenen Jahrhundert.

 Kofferradios, Walkmen und Ghettoblaster: Helmut Dietsch (l.) und Volkmar Hess präsentieren im Radiomuseum eine große Palette schöner Stücke.

Kofferradios, Walkmen und Ghettoblaster: Helmut Dietsch (l.) und Volkmar Hess präsentieren im Radiomuseum eine große Palette schöner Stücke.

Foto: Woi

"Musik auf Reisen - Kleingeräte für unterwegs", so lautet der Titel der 17. Sonderausstellung im Phono+Radio-Museum Dormagen, die am Sonntag mit Musik von Trude Herr eröffnet wurde. Das Museum zeigt (fast) alles, was das vergangene Jahrhundert zum Thema mobiles Hören zu bieten hatte.

Die Anfänge der "tragbaren Musik" liegen während des Ersten Weltkrieges, als man überlegte, wie man die kämpfenden Truppen bei Laune halten konnte. Die Firma Decca entwickelte daraufhin das erste Koffergrammophon. Es diente Unterhaltungszwecken. Das Grammophon war zusammenklappbar und passte in einen Koffer. Wer meint, dass es deshalb einfach zu transportieren war, irrt sich. Der Koffer bringt ein stolzes Gewicht auf die Waage.

Die Besucher kommen in den Genuss von Musik von der Schallplatte, während sie im Ausstellungsraum Koffergrammophone oder den "Walkman der 1920er Jahre", Kofferradios, unter anderem aus der DDR, Ghettoblaster und verschiedene Walk- und Discmen bestaunen können. Die passionierten Sammler Volkmar Hess und Helmut Dietsch können zu ihren Ausstellungsobjekte eine Menge spannender Details erzählen - und damit sich jeder wohlfühlt, "sorgen die Damen des Museumsteams für Gastlichkeit", sagt Dietsch.

Am Sonntag standen Hören und Sehen im Vordergrund. Das Foyer des Museums bietet genügend Platz, damit die Besucher ausgelassen zur Musik des vergangenen Jahrhunderts tanzen können. "Getanzt wird eigentlich jedes Mal", berichtet Hess. Sowohl für ihn, als auch für Dietsch ist das Sammeln und Ausstellen eine Herzensangelegenheit. Seine erste Schallplatte bekam Hess mit 16 Jahren von seiner Tante. So wurde er mit dem "Schellackbazillus" infiziert, wie er es nennt.

Für Hess sind Schallplatten und Abspielgeräte Kulturträger und -botschafter. "Sie sind der Spiegel der Zeit, in der sie entstanden sind", findet er. Denn oft geht es in Liedern aus einer bestimmten Zeit um Dinge, die genau diese Phase geprägt haben. "Und die Schallplatten aus Amerika kamen irgendwann nach Europa und führten neue Musikstile ein, wie zum Beispiel den Jazz", ergänzt Hess.

Helmut Dietsch begann das Sammeln nach seiner Pensionierung mit dem Kauf eines Tonbandgerätes auf dem Flohmarkt. Als sein Keller voll war, verkaufte er seine Sammlung. Anschließend gehörte er einem Verein an, der ein Museum für Tonbandgeräte gründen wollte, und er begann erneut zu sammeln. 2005 lernten Dietsch und Hess sich kennen und eröffneten 2010 das Museum in Dormagen. Die Winterausstellung wird das Thema "55 Jahre Magnetton-Cassette" haben.

(NGZ)
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