Dormagen Theater mit interaktiver Comedy

Dormagen · Den Auftakt des Sommerprogramms bestritt der gut aufgelegte Sascha Korf.

Bereits seit 17 Jahren lädt die Theaterscheune im Kulturhof des Klosters Knechtsteden während der großen Ferien zum Sommertheater ein, seit 13 Jahren verantwortet das Kulturbüro der Stadt das Programm. In diesem Jahr ist an drei Wochenenden besonders Comedy, Kabarett und Musik angesagt. Den Auftakt machte jetzt Sascha Korf, "Deutschlands lustigster Spontaneitäts-Experte". Der 1968 in Paderborn geborene und in Köln lebende Kabarettist und Moderator hat zwar ein Programm - "Wer zuerst lacht, lacht am längsten" -, das aber ist nur ein Titel. Sascha Korf pflegt "interaktive Comedy".

Was das genau bedeutet, verspürten vor allem die ersten drei Reihen unter den rund 140 Zuhörern. "Wie heißt du, was machst du?" Apothekerin und Anwalt aus Horrem sorgen dafür, dass sich dieser Stadtteil gleichsam als roter Faden durch das gesamte Programm zieht. Und das lebt vor allem von den höchst vitalen Improvisationen des studierten Theaterpädagogen, der fast ausschließlich mit dem Publikum agiert. Für Isa aus Nievenheim verfasst er ein intelligentes Gedicht à la Rainer Maria Rilke. 30 Begriffe aus den Zuhörerreihen verarbeitet er in knapp drei Minuten zu einer mitreißenden Rotkäppchen-Geschichte. Lustvoll ist auch die Erzählung zu Patricias Vorgabe: "Hänschen hat die Gans gestohlen!" Faszinierend, wie schnell er das Publikum zu hemmungslosem Mittun verführt. Witzige Spontaneität bleibt charmant und sensibel, verletzt niemanden. Aber auch das Publikum begegnet ihm respektvoll, wie Sascha Korf dankbar bemerkt: "Ihr seid in der ersten Hälfte kein einziges Mal ans Handy gegangen." Zuruf aus dem Publikum: "Mein Akku ist leer!", von Ben aus Bonn, mit 13 Jahren der jüngste Besucher.

Das relativ junge Publikum veranlasst den Komiker zu einer kurzen Erinnerung: "Ich war auf der Aida engagiert. Das war wie im Baumwollfeld, nur weiße Häupter." Ganz selten streut er Politisches ein: "Die kalten Fruchtsäfte, Smoothies sagt man heute, sie sind rot, sie sind dick, ich nenne das Sigmar Gabriel." Nein, die intensive Interaktion bestimmt den Verlauf des Abends: "So geht Kommunikation, die in diesen Zeiten verloren geht!" Herzhaftes Gelächter begleitet beständig dieses Wechselspiel, und auch der Comedian schüttelt sich bisweilen vor Lachen bei originellen Zurufen aus den Zuhörerreihen. Ein wunderbarer Abend, auch wenn viele Gäste mit einem Kater in der Bauchmuskulatur nach Hause gingen.

(NGZ)
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