Doppelpremiere zur Eröffnung der Theaterscheune Theater-Marathon im alten Kloster-Speicher

Doppelpremiere zur Eröffnung der Theaterscheune · Von Carsten Sommerfeld

Von Carsten Sommerfeld

Mit einer langen Theaternacht - zwei amüsanten Stücken, Musik und Geselligkeit - wurde die Theaterscheune in Knechtsteden feierlich eröffnet. "Brot und Spiele" lautete einmal mehr das Motto der Veranstaltung. Das Kloster entwickelt sich damit immer stärker zu einem kulturellen Treffpunkt, der längst nicht nur Dormagener Publikum anlocken soll. Der Bullenstall ist bereits einige Male Schauplatz kultureller Veranstaltungen auf dem Klostergelände gewesen, mit der Theaterscheune gibt es nun eine zweite Bühne, deren rustikales Ambiente neue Akzente im kulturellen Leben der Stadt setzen kann. Zum Start der neuen Theaterscheune entführte das Galerie Theater - hier die Schauspieler Ulrike Daege und Thomas Klein - die Zuschauer ins "Grand Cafe Portugal", wo Anouilhs "Orchester" spielte.

Der simple Clou im ehemaligen Kornspeicher des Klosters: Eine drehbare Scheibe in der Mitte des Gebäudes, mittels derer sich das Bühnenbild innerhalb von Sekunden verändern lässt - Drehung statt Vorhang. Pater Hermann-Josef Reetz freut sich über die Symbiose zwischen Kultur und Religion. "Kultur und Theater sind per se von ihrem Wesen her originäre Formen des religiösen Ausdrucks. Ein spirituelles Zentrum wie das Kloster schlägt hier neue Brücken." Auch Bürgermeister Reinhard Hauschild zeigte sich dankbar, denn beim städtischen Kulturprogramm wurde auf Grund knapper Kassen de Rotstift angesetzt. Sein Dank galt unter anderem dem Internationalen Bund, der mit seinem Arbeitslosenprojekt einen Großteil der Umbau- und Sanierungsmaßnahmen auf dem Gelände übernommen hat.

"Wir hoffen, mit dem Theatersommer eine reiche Ernte einzufahren und sie in Ihren Herzen einlagern zu können", so Hauschild. Dass diese Hoffung nicht enttäuscht wird, dafür sprach bereits zur Eröffnungsveranstaltung ein volles Haus. Das Konzept "Brot und Spiele" erwies sich bereits in den vergangenen Jahren als erfolgreich. Unter Federführung von Hans-Willi Schmidt und seinem Galerie Theater hat sich die Theaternacht in der Zonser Altstadt im Sommerkulturprogramm der Stadt Dormagen etabliert. Mit der Eröffnung der Theaterscheune sind die Möglichkeiten noch vielfältiger geworden: In diesem Jahr haben die Initiatoren aus 18 verschiedenen Veranstaltungen einen bunten Strauß Kultur gebunden.

Das Programm reicht bis in den September und umfasst neben Theaterabenden auch Konzerte, Comedy und Mundartveranstaltungen. Dabei sind heimische Gruppen ebenso vertreten wie Gastensembles, Laien ebenso wie Profis. Ob Komödie oder Tragödie, Satire oder Romanze, hier findet jeder Theaterfreund etwas nach seinem Geschmack. Zum Auftakt am Freitag Abend standen bewährte Kräfte auf der Bühne: Das fünfköpfige Barbershopensemble des Hackenbroicher Chores "Da Capo" sang von "Wochenend" und Sonnenschein", ließ das "Fräulein Helen" noch auferstehen und träumte mit den Prinzen "Ich wär' so gerne Millionär". Das Sängerquartett plus Dame am Klavier war auch bei der Eröffnung des Bullenstalls zu hören.

Anschließend entführte das Galerie Theater sein Publikum ins "Grand Cafe Portugal", wo Anouilhs "Orchester" spielte. Eine Drehung der beweglichen Bühne, und schon fanden sich die Zuschauer in der Szenerie der bitterbösen Komödie des französischen Dramatikers wieder. Es ging um Liebe, Eifersucht, Klatsch und Tratsch, die Theaterfans amüsierten sich bestens. Und noch einen alten Bekannten trafen die Freunde des Galerie Theaters an diesem Abend wieder. Thomas Hover gastierte mit seinem beliebten Ein-Mann-Stück "Die Sternstunde des Josef Bieder" erneut in Dormagen. Als braver Requisiteur erlebte er zur Freude der Zuschauer noch einmal den einzigen Abend seines ereignislosen Lebens, an dem er die Gelegenheit nur beim Schopf zu ergreifen brauchte, um zeigen zu können, was wirklich in ihm steckt.

Die Story: Im Theater fällt die Vorstellung aus, kein Schauspieler ist im Hause, nur dem Publikum hat niemand Bescheid gesagt. Und so unterhält der Requisiteur die Gäste einen ganzen Abend lang. Getreu dem Motto "Brot und Spiele" gab es in der Pause zur Stärkung leckeres Brot aus dem Steinbackofen. Dazwischen sorgte das Percussion-Ensemble "Los Calconzillos Rojos en la Capana" mit heißen Rhythmen für ein wenig Feuer in der leider recht kalten Nacht. Erst nach Mitternacht beschlossen "Ringo und Henry" das lange Programm mit irischer Folklore.

(NGZ)
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