Dormagen Telefonzellen droht das Aus

Dormagen · Die Telekom baut öffentliche Fernsprecher in Dormagen ab. Durch die Nutzung von Handys rentiere sich der Betrieb nicht mehr. Laut Verwaltung und Polizei gibt es dagegen keine Bedenken. Kritik kommt vom Seniorennetzwerk.

 Will Telefonzellen erhalten: Werner Wolff (57) vom Seniorennetzwerk 55plus am Fernsprecher zwischen dem Alten und dem Neuen Rathaus.

Will Telefonzellen erhalten: Werner Wolff (57) vom Seniorennetzwerk 55plus am Fernsprecher zwischen dem Alten und dem Neuen Rathaus.

Foto: Hans Jazyk

Früher standen sie an jeder Straßenecke, heute sieht man sie kaum noch. Telefonzellen, vor allem die gelben Boxen, verschwinden zunehmend aus dem Stadtbild. Wie viele öffentliche Fernsprecher es in Dormagen gibt, weiß offenbar niemand. Die Verwaltung verweist auf den zuständigen Betreiber, die Telekom. Der größte Telekommunikationskonzern Europas kann die Frage nach der Anzahl der Telefonzellen in Dormagen allerdings ebenso wenig beantworten. Regionale Zahlen würden nicht mehr erhoben.

Fest steht, dass vier Fernsprecher abgebaut werden bzw. schon verschwunden sind: an der Delrather Straße, an der Bismarckstraße, am Willy-Brandt-Platz und am Lindenkirchplatz. Die Telekom begründet den Abbau mit der Handynutzung und der daraus resultierenden Unwirtschaftlichkeit von Telefonzellen. "Wenn die Einnahmen eines Standortes in keinem Verhältnis zu bestehenden Betriebskosten stehen, bauen wir diese mit dem Einverständnis der Stadt ab", sagt Sprecher André Hofmann.

"Wir nehmen das zur Kenntnis", bestätigt der Leiter der städtischen Presssestelle, Harald Schlimgen. "Die Telekom entscheidet darüber, welche Telefonzellen abgebaut werden", sagt er. Beschwerden gebe es nicht. "Seit mehr als zehn Jahren sind uns keine Klagen aus der Bevölkerung darüber bekannt."

Bundesweit steigt die Nutzung von Handys. Laut Branchenverband Bitkom telefonieren 61 Millionen Deutsche mobil. Demnach besitzen auch rund 72 Prozent der Menschen ab 65 Jahren ein Handy. "Aber nicht alle Senioren haben eins oder immer dabei", sagt Werner Wolff vom Seniorennetzwerk 55plus. "Telefonzellen sind eine sinnvolle Sache, um im Notfall Hilfe zu holen", meint er. "Wir brauchen bestimmt kein engmaschiges Netz mehr. Aber es ist nicht wünschenswert, dass alle Telefonzellen abgebaut werden."

Die Telekom hat eine Absprache mit der Bundesnetzagentur getroffen, ein Basis-Netz aufrecht zu erhalten. Eine rechtliche Verpflichtung dazu gebe es aber nicht, sagt Sprecher Hofmann. Aus Sicht der Polizei verlieren Telefonzellen zunehmend an Bedeutung. "Die Anzahl der Notrufe, die von öffentlichen Fernsprechern eingehen, sind verschwindend gering", sagt Sprecherin Diane Drawe.

Auch in Schulen werden öffentliche Telefone kaum noch genutzt. Im Foyer des Bettina-von-Arnim-Gymnasiums hängt zwar ein Münzfernsprecher an der Wand. Aber, so Stadtsprecher Schlimgen, "ist das ein Relikt aus vergangener Zeit". Die meisten Schüler haben Handys. Schlimgen: "Im Notfall können sie auch im Sekretariat telefonieren."

(NGZ/rl)
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