Dormagen Tagesmütter sollen mehr Geld erhalten

Dormagen · Dormagen ist vorbildlich, was die Betreuungssituation für Kleinkinder angeht. Für berufstätige Eltern ist die Stadt ein Glücksfall. Auf der Strecke bleiben die Tagesmütter, sie verlangen eine größere finanzielle Anerkennung ihrer Arbeit.

 Mechthild Killewald ist eine der Tagesmütter in Dormagen. Sie betreut (v. l.) Bruno (1,5 Jahre), Pia (3), Rojan (1) im Garten – für viel zu wenig Geld, wie sie findet. Die Stadt will bald mehr zahlen.

Mechthild Killewald ist eine der Tagesmütter in Dormagen. Sie betreut (v. l.) Bruno (1,5 Jahre), Pia (3), Rojan (1) im Garten – für viel zu wenig Geld, wie sie findet. Die Stadt will bald mehr zahlen.

Foto: Linda Hammer

Die Stadt gilt als besonders familien- und kinderfreundlich. Die zahlreichen Freizeitangebote unterstreichen das genauso wie die vergleichsweise bezahlbaren Mieten und vor allem die Betreuungssituation. Aber gerade die Menschen, die sich tagtäglich um die Kleinsten kümmern, werden bisher von der Kommune stark vernachlässigt. "Bei der Bezahlung von Tagespflegepersonen ist Dormagen im Rhein-Kreis Neuss das Schlusslicht", sagt Monika Schürholz, die sich gerade in der Ausbildung zur Tagesmutter befindet. "Tagespflegepersonen erhalten hier 2,80 Euro Stundenlohn, das ist einfach nicht hinnehmbar."

In Dormagen werden die Tagesmütter je nach Qualifikation in vier verschiedene Gehaltsklassen eingeteilt. "Auch in der höchsten Klasse, darunter fallen ausgebildete Erzieherinnen, bekommen die Tagespflegepersonen einen Stundenlohn von 3,75 Euro", so Schürholz. Da Tagespflegepersonen als Selbstständige arbeiten, müssen von diesem Gehalt alle anfallenden Kosten und Sozialabgaben gezahlt werden. "Man kann sich ausrechnen, dass man vier bis fünf Kinder aufnehmen muss, damit man über die Runden kommt", so Schürholz. Nicht jede Tagesmutter sei aber räumlich in der Lage, so viele Kinder aufzunehmen und ihnen gerecht zu werden. Die Eingewöhnungszeit, die kleine Kinder brauchen, um sich an die neue Bezugsperson zu gewöhnen, wird gar nicht entlohnt.

In anderen Städten erhalten Tagespflegepersonen einen bestimmten Satz vom Jugendamt, können darüber hinaus jedoch mit den Eltern über ihr Gehalt verhandeln. "Für die Eltern ist die Betreuungssituation in Dormagen optimal, sie kommen sehr günstig an einen Platz für ihre Kinder", sagt auch Mechthild Killewald, die seit acht Jahren als Tagesmutter arbeitet. "Ich habe gerade ein Kind aufgenommen, dessen Eltern aus Köln hierher gezogen sind, die waren ganz überrascht, wie günstig die Plätze hier sind", erzählt die Tagesmutter. "Als ich ihnen erzählt habe, dass der Grund dafür die schlechte Bezahlung der Tagesmütter hier ist, waren sie dann schon empört." Frauen oder Männer, die zu Hause eine Kinderbetreuung anbieten, dürfen in Dormagen mit den Eltern auch nicht über eine Pauschale für das Essensgeld verhandeln. "Das ist einer der Punkte, die mich besonders ärgern, wir sind zwar selbstständig, erfahren aber eigentlich nur die finanziellen Nachteile der Selbstständigkeit", so Killewald. Es ist auch die oft fehlende gesellschaftliche Anerkennung ihres Berufsstandes, die sie stört.

Dass diese Arbeit mehr Wertschätzung verdient, sieht auch Stadtkämmerer Kai Uffelmann. "Der Nachholbedarf bei den Tagespflegepersonen ist offensichtlich, davon wollen wir auch die Politik in der nächsten Haushaltssatzung im Dezember überzeugen." Unter anderem soll der Stundenlohn auf bis zu fünf Euro angehoben werden. Schürholz hofft, dass diese Ankündigungen keine leeren Versprechungen bleiben. An ihrem Berufswunsch hält sie aber in jedem Fall fest. "Ich bleibe dabei, es ist ein toller Beruf, als Mutter weiß ich am besten, wie viel Spaß die Arbeit mit Kindern macht."

(NGZ)
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