Dormagen Süßmuth: Kinderrechte müssen ins Grundgesetz

Dormagen · Podiumsdiskussion zu Kinderrechten: Bundestagspräsidentin a.D., Rita Süßmuth, lobte die Stadt Dormagen für 25 Jahre Kinderparlament.

Das hochkarätig besetzte Podium im gut besuchten neuen Musiksaal des Norbert-Gymnasiums Knechtsteden ließ keinen Zweifel: "Die Kinderrechte müssen endlich ins Grundgesetz aufgenommen werden", so formulierte Professorin Rita Süßmuth, Bundestagspräsidentin a.D., das unmissverständliche Ziel: "Denn unser Grundgesetz bietet nicht nur die Grundlage für richterliche Entscheidungen, sondern ist auch ein Leitbild für unser aller Leben - und da gehören die Rechte der Kinder unbedingt als Anspruch dazu." Sie forderte ein ebenso großes Engagement wie bei der Verfassungsänderung für die Belange von Frauen und Behinderten vor mehr als 20 Jahren. "Kinderrechte stehen denen der Eltern nicht entgegen, sie schmälern auch nicht die Erziehungsrechte und -pflichten, sondern es geht weiter um das Wohl des Kindes", so Süßmuth, die Dormagen für die Kinder-Beteiligung lobte: "Es ist hervorragend, wie hier im Modell-Fall Dormagen die aktive Mitgestaltung von Kindern verankert und umgesetzt wird."

Zum Jubiläum "25 Jahre Kinderparlament in Dormagen" ging es unter der Moderation von Jo Deußen, dem Vorsitzenden des Dormagener Jugendhilfeausschusses, um das Thema "Kinder haben Rechte". Kinderschutzpräsident und Ex-Bürgermeister Heinz Hilgers, der das Kinderparlament vor 25 Jahren in Dormagen eingeführt hatte, machte deutlich, dass es "nach der Zustimmung durch Horst Seehofer" jetzt nur noch die CDU auf Bundesebene zu überzeugen gelte, damit die Kinderrechte - seit 1992 ratifiziert - in die Verfassung aufgenommen werden können: "Das ist dringend nötig." Dem pflichtete Regierungspräsidentin Anne Lütkes bei: "Das ist schlichtweg überfällig." Die Vize-Präsidentin des Deutschen Kinderhilfswerks und Vorstandsmitglied von Unicef Deutschland findet es "unerträglich, dass die Bundesrepublik regelmäßig von den Vereinten Nationen gerügt wird, weil sie die UN-Kinderrechtskonvention nicht in ihrer Verfassung umgesetzt hat". Dormagen leiste gute Arbeit, so Lütkes: "Ich bin stolz darauf, mit Dormagen im Regierungs-Bezirk eine Stadt zu haben, sie sich so hervorragend für Kinderrechte einsetzt."

Über seine positiven Erfahrungen mit dem Mitspracherecht von Kindern berichtete Bürgermeister Erik Lierenfeld, der die Kinder- und Jugendsprechstunden wieder eingeführt hat und Bürger-Beteiligung generell vorantreiben will. "Kinder erweitern unseren Horizont, sie sollten bei allen Institutionen angehört werden", verwies er zum Beispiel auf die Unvoreingenommenheit von Kindern der Erich-Kästner-Schule den Flüchtlingen gegenüber: "Für die Kinder waren das einfach andere Kinder - keine Fremden oder Flüchtlinge."

Hilgers ergänzte, dass Kinder in seinen Sprechstunden oft vernünftigere Gesprächspartner als aggressive Erwachsene waren: "Sie haben verstanden, wenn man nicht alle ihre Wünsche umsetzen konnte."

(NGZ)
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