Dormagen Sturm reitet seit 48 Jahren an der Spitze

Dormagen · Seit 30 Jahren als Oberst, davor 18 Jahre als Adjutant: Hans Sturm ist aus dem Hackenbroicher Schützenregiment nicht mehr wegzudenken. Und doch wird er am Dienstagnachmittag zum letzten Mal als General vom Pferd steigen.

 Diesen Anblick werden die Hackenbroicher nur noch bei diesem Schützenfest erleben: Hans Sturm als Regimentschef.

Diesen Anblick werden die Hackenbroicher nur noch bei diesem Schützenfest erleben: Hans Sturm als Regimentschef.

Foto: Picasa

Wehmütig wird es ihm schon ums Herz sein, damit rechnet Hans Sturm schon jetzt: "Wenn ich am Dienstag zum letzten Mal das Regiment befehlige, werden sicher ein paar Tränchen fließen, auch bei einem Kerl wie mir", sagt der Hackenbroicher Generaloberst, der seit 48 Jahren dem Schützenregiment voran reitet: Zunächst 18 Jahre ab 1966 als Adjutant von Josef Hahn, bevor er im August 1984 zu dessen Nachfolger als Oberst gewählt wurde. Seit 1997 trägt Hans Sturm stolz den Titel Generaloberst.

 Hans Sturm auf dem Pferd als General und beim Ritterschlag durch Karl von Habsburg (M.) in Neuss.

Hans Sturm auf dem Pferd als General und beim Ritterschlag durch Karl von Habsburg (M.) in Neuss.

Foto: ON

Mit nun 71 Jahren möchte Sturm die Regimentsführung in jüngere Hände legen, einen Wunsch-Nachfolger hat er schon im Auge: "Er stammt aus einer bekannten Schützenfamilie", verrät er - mehr aber bis Dienstagabend noch nicht. Sein Adjutant ist es nicht: "Hans-Peter Krings war vom ersten Tag an mein Adjutant und wird mit mir gemeinsam aufhören", erklärt der General. Sturm war auf Anregung des Bruderschaftsvorstandes um den damaligen Brudermeister Willi Nicolini als Ritter vorgeschlagen worden, was er vor einem Jahr an seinem runden Geburtstag erfahren hatte: "Ein tolles Geschenk!" Erzherzog Karl von Habsburg, Großmeister der Ritterschaft, schlug ihn bei der Investitur in der Neusser Christuskirche im August 2013 zum Ritter vom Heiligen Sebastianus von Europa.

 Hans Sturm auf dem Pferd als General und beim Ritterschlag durch Karl von Habsburg (M.) in Neuss.

Hans Sturm auf dem Pferd als General und beim Ritterschlag durch Karl von Habsburg (M.) in Neuss.

Foto: ON

In seinem Schützenleben, das mit der Edelknabenzeit Anfang der 50-er Jahre begann, hat Hans Sturm schon einiges erlebt, so waren die Auflagen für Umzüge zunächst nicht so hoch wie jetzt. Eine Änderung nahm der erfahrene Reiter vor: "Wir reiten vor dem Tambourkorps, so dass die Pferde im Fluchtfall nach vorn durchgehen", so Sturm, Als seine größte Herausforderung als General bezeichnet er das Jubiläum zum 75. der Bruderschaft 2002, als er mit 1500 Marschierern zwei Drittel mehr als sonst befehligte: "Das war ein einmaliges Schaubild!" Die Obristenrunde, die er 2005 ins Leben rief, dient dem Erfahrungsaustausch und der Geselligkeit.

Wie in der Politik und im Sport engagiert sich Sturm tatkräftig und hat durch Geschenkverzicht 30 000 Euro für Vereine gesammelt. Auch für den Rasenplatz für seinen TuS "Germania" Hackenbroich, dessen Vorstand er seit 50 Jahren angehört, hat er lange gekämpft - und war natürlich erfolgreich. "Fast alles, was ich anpacke, gelingt auch", sagt er. 2013 erhielt er das Verdienstkreuz Erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik. Seit 1999 ist Sturm als ehrenamtlicher Vize-Bürgermeister unermüdlich unterwegs. Wiederwahl erwünscht: "Ich würde das Amt gern weiter ausüben. Mit dem zukünftigen Bürgermeister Erik Lierenfeld (SPD) verstehe ich mich gut", sagt der Christdemokrat.

Sturm, der letzte Dormagener Chef von Pfeiffer & Langen, hat nach mehreren Operationen und Sprachschulungen in der Kindheit seinen Weg gemacht, hat als Jugendlicher Verantwortung für seine Mutter Margarete übernommen. Sein Vater Christian wurde 1943 im Zweiten Weltkrieg vermisst gemeldet. Unterstützt wird Sturm von Frau Monika, mit der er seit 1977 verheiratet ist, und seinen Söhnen Christian und Stefan: "Ich hoffe, bald mehr Zeit für meine Frau zu haben", sagt Sturm. "Sie hat viel Verständnis für mich, das möchte ich gern zurückgeben!"

(NGZ)
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