Dormagen Streitfall CO-Pipeline

Dormagen · Die geplante CO-Pipeline zwischen Dormagen und Uerdingen spaltet die Bürger. Während die Dormagener sich an die Chemie gewöhnt haben, fürchten die Monheimer die Leitung. Die NGZ hat sich auf beiden Rheinseiten umgehört.

 Die CO-Pipeline verbindet die Städte Dormagen und Monheim unterhalb des Rheins und spaltet ihre Bürger: Während sich der Dormagener Rolf Starke (l.) sicher fühlt, ficht Erwin Schumacher einen harten Kampf gegen Bayer aus.

Die CO-Pipeline verbindet die Städte Dormagen und Monheim unterhalb des Rheins und spaltet ihre Bürger: Während sich der Dormagener Rolf Starke (l.) sicher fühlt, ficht Erwin Schumacher einen harten Kampf gegen Bayer aus.

Foto: h. jazyk

Dormagen/monheim Den Kampf gegen das Unrecht organisiert Erwin Schumacher (63) seit zwei Jahren von seiner Garage aus. Der Monheimer hat dort Protestschilder bemalt, Kreuze geschraubt, eine Bombe aus Styropor gebastelt und einen 4,20 Meter hohen zusammenklappbaren Sensenmann gebaut. "Der passt in einen Smart", sagt Schumacher und drückt seine Zigarette im Aschenbecher aus.

 Die CO-Pipeline verbindet die Städte Dormagen und Monheim unterhalb des Rheins und spaltet ihre Bürger: Während sich der Dormagener Rolf Starke (l.) sicher fühlt, ficht Erwin Schumacher einen harten Kampf gegen Bayer aus.

Die CO-Pipeline verbindet die Städte Dormagen und Monheim unterhalb des Rheins und spaltet ihre Bürger: Während sich der Dormagener Rolf Starke (l.) sicher fühlt, ficht Erwin Schumacher einen harten Kampf gegen Bayer aus.

Foto: h. jazyk

Das Unrecht lauert aus Schumachers Sicht auf der anderen Rheinseite. Es verbindet Dormagen und Monheim und spaltet die Bürger: die CO-Pipeline, über die der Bayer-Standort Uerdingen mit Kohlenmonoxid versorgt werden soll. Während sich rechtsrheinisch Bürgerinitiativen einen heftigen Kampf mit Bayer liefern, leben die Dormagener in friedlicher Koexistenz mit dem Chemieriesen.

Erwin Schumacher ist die Speerspitze der Gegner der CO-Pipeline in Monheim. Der 63-Jährige, der ein wenig an den Kabarettisten Herbert Feuerstein erinnert, ist vom Fach. Er hat im Außendienst für eine Firma gearbeitet, die die Mechanik für Werkzeuge liefert, mit der Rohre herstellt werden. Schumacher fachsimpelt über Schweißnähte, Wandstärken und konvexe Verläufe. Der Kampf gegen die CO-Pipeline ist zu seiner Lebensaufgabe geworden. "Ich arbeite 50 bis 60 Stunden in der Woche gegen die Pipeline", sagt Schumacher, duzt dabei sein Gegenüber und sein Blick ist während der eigenen Erzählungen oft fassungslos.

Auf der anderen Seite des Rheins, am Anleger vor Tor 10, steht Rolf Starke (60), Vorsitzender des Bürgerschützen-Vereins Dormagen, und blickt ruhig nach Monheim hinüber. In seinem Rücken erhebt sich der Chempark wie eine Stadt aus der Zukunft. Angst macht sie Rolf Starke nicht. Im Alter von zehn Jahren ist Starke nach Dormagen gekommen. "Wir haben dort im letzten Haus an der Kölner Straße gewohnt", sagt er und deutet in Richtung Kö. Heute wohnt er mitten in der Stadt. "Ich habe immer in einer Entfernung von 300 Metern zu Bayer gewohnt und fühle mich sicher", sagt der Schützen-Chef. Auch im Schützenkreis hat man die Pipeline viel diskutiert, viele Schützen arbeiten bei Bayer. Chempark-Chef Walter Leidinger habe das Sicherheitskonzept erklärt. "Außerdem ist die Pipeline im Rahmen eines Drucktests belastet worden." Rolf Starke versteht aber die Unsicherheit auf der anderen Rheinseite: "100-prozentige Sicherheit gibt es nie."

Erwin Schumacher am Monheimer Ufer sagt: "Lebensgefahr besteht schon beim kleinsten Leck, das Gas kriecht über den Boden und vermischt sich mit der Luft wie Milch im Kaffee." Er bewahrt Ordner voll mit Fotos auf. Darauf zu sehen sind rostige Rohre, Rohre im Wasser und die so genannte Geo-Grid-Matte, die die Pipeline vor den Zähnen der Baggerschaufeln schützen soll und die er, Schumacher, mit bloßen Händen zerreißen könne. Es sind Dokumente, auf die Schumacher seine ganze Hoffnung stützt: "Ich bin mir zu 60 bis 70 Prozent sicher, dass die Pipeline nicht in Betrieb geht."

(NGZ)
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