Dormagen Streit um Jagd auf Greifvögel

Dormagen · Norbert Wolf, der Umweltbeauftragte der Stadt Grevenbroich, ist empört, dass immer noch mit Gift, Fallen und Schrot Jagd auf Greifvögel gemacht wird. Das Gift könne auch für spielende Kinder gefährlich werden.

Erst kürzlich musste Norbert Wolf wieder einschreiten. Auf einem Feld hatte er vergiftete Eier in einem künstlichen Vogelnest gefunden. Damit sollten Greifvögel angelockt und getötet werden. Vergiftungen, Schrotbeschuss und Fallenfang – die Jagd auf Greifvögel gehört zur Tagesordnung. Das berichtete Norbert Wolf, Umweltbeauftragter der Stadt Grevenbroich, jetzt bei einem Vortrag im Haus der Natur in Knechtsteden.

Die Jäger lassen sich nicht einmal durch harte Strafen abschrecken: Seit 1970 verbietet das Bundesnaturschutzgesetz die Jagd auf Greifvögel. Wer die Tiere dennoch tötet, fängt oder verletzt, macht sich strafbar. Sogar bis zu fünf Jahre Freiheitsentzug sind möglich.

Bis zu fünf Jahre Gefängnis

Abgesehen davon, dass die Jäger nicht nur das Gesetz brechen, scheren sie sich auch wenig um die Gefahren, die von ihren Fallen ausgehen. Das Nest mit den vergifteten Eiern dient Wolf als mahnendes Beispiel. "Solche Fallen sind nicht nur für Greifvögel gefährlich, sondern könnten schon bei bloßem Hautkontakt auch für Kinder eine Lebensgefahr darstellen", meint er.

Norbert Wolf hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, auf die Gefahren und das Verbot der Greifvogel-Jagd aufmerksam zu machen. Wer denke, diese finde ausschließlich auf dem Feld statt, irre. Sogar an der Marktstraße in Dormagen sei schon auf einen Greifvogel geschossen worden. Im Jahr 2009 seien nachweislich mehr als 55 Greifvögel "verfolgt" – so lautet der offizielle Sprachgebrauch – worden. "Die Dunkelziffer ist aber wesentlich höher", sagt Wolf. Zahlen für 2010 liegen freilich noch nicht vor. Viele Fälle könnten trotz genauer Untersuchung der Vögel nicht eindeutig nachgewiesen werden und würden verworfen. Selbst die Polizei sei nicht über alle Rechtsgrundlagen in diesem Bereich informiert. Wolf versucht daher, mehr Menschen über die Verfolgung und das richtige Verhalten im Fall eines Vogelfundes aufzuklären. Seine Auffangstation ist öffentlich zugänglich.

Der Vortrag war jedoch nicht nur ein Plädoyer für Tierschutz – es kamen durchaus unterschiedliche Positionen zur Sprache. Ein Brieftaubenzüchter, der seinem Hobby seit 60 Jahren nachgeht und seine Tiere bei Taubenrennen einsetzt, beklagte, seine Tauben aufgrund von Greifvogelangriffen nicht frei fliegen lassen zu können. "Es muss definitiv eine Auslese der Greifvögel stattfinden", so seine Meinung. Das erinnerte an vergangene Zeiten: Einst wurden Jäger dafür bezahlt, Greifvögel zu töten.

(NGZ)
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