Dormagen Strandgut der Musikgeschichte

Dormagen · 40 Aussteller aus Deutschland, den Niederlanden und Frankreich zeigten am Wochenende ihre alten Schätzchen bei der dritten Grammofon-, Radio- und Plattenbörse. Hinter den Sammlerstücken stecken meist Geschichten.

 Ausstellerin Dagmar Hoever (daneben Paul Sonntag) liebt alte Filme. Dadurch kam sie zu alten Schallplatten und Grammofonen. Sie sammelt die Stücke seit 1993 auf Flohmärkten und Börsen.

Ausstellerin Dagmar Hoever (daneben Paul Sonntag) liebt alte Filme. Dadurch kam sie zu alten Schallplatten und Grammofonen. Sie sammelt die Stücke seit 1993 auf Flohmärkten und Börsen.

Foto: Hans Jazyk

Wer heute Musik hören möchte, muss nur noch auf "On" drücken und der MP3-Player spielt die gewünschten Lieder ab. Die alten Schallplatten von Eltern und Großeltern hingegen verstauben auf dem Dachboden. Doch es gibt sie noch — Menschen, die sich für die veraltete Version des Musikhörens interessieren, und lieber eine gute alte Schallplatte auflegen.

Bei der dritten Grammofon-, Radio- und Plattenbörse in Dormagen verkauften am Wochenende rund 40 Aussteller ihre Schätze. Nicht nur die Exemplare des Radio-und Phono-Museums in Dormagen wurden ausgestellt, auch Plattenliebhaber aus Frankreich und den Niederlanden waren angereist.

Doch was begeistert die Besucher und Aussteller an den antiken Tonträgern? "Eine Schallplatte erzählt eine Geschichte, sie ist authentisch.", sagt Volkmar Hess. Der 2. Vorsitzende des Dormagener Museums hält eine 70 Jahre alte Platte in den Händen. "Die hier erzählt eine ganz besondere Geschichte, sie hat sozusagen zum Frieden nach dem Zweiten Weltkrieg beigetragen."

Hess legt die Scheibe auf einen Grammofon-Teller. Nun die Tellerbremse lösen, eine neue Nadel aufsetzen und schließlich die Kurbel an der Seite des Gerätes drehen. Dann erklingt das Stück "Das Lied eines jungen Wachtpostens", auch genannt "Lili Marleen", gesungen von Lale Andersen.

Es sei die Lieblingsmelodie aller Soldaten gewesen, egal welcher Nation sie angehörten. Je dicker die Nadel übrigens, desto lauter erklingt das Lied. Nach jedem Hören sollte man die Nadel wechseln, "somit bleibt die Reinheit der Schallplatte erhalten", erklärt Hess.

Gut besucht war das Bürgerhaus in Horrem, überall gab es Neues zu entdecken: Neben Radios und bis zu 100 Jahre alten Grammofonen wurde auch eine Hunde-Figur verkauft. Der weiße Fox-Terrier ziert normalerweise die Schallplatten des Labels "His Master's Voice". Der Hund namens Nipper wurde berühmt, weil er nach dem Tod seines Herrchens dessen Stimme aus einem Phonographen hörte. Ein Künstler malte Nipper, während er vor dem Grammofon saß. Das Bild wurde weltberühmt.

Durch Schwarz-Weiß-Filme kam Ausstellerin Dagmar Hoever zum Grammofon. "Ich wollte wissen, wie die Schauspieler damals gelebt haben", sagt die 45-Jährige. Ihre Entdeckungsreise begann auf einem Flohmarkt im Jahre 1993. Andere Aussteller haben sich auf seltene Schallplatten spezialisiert. Der gebürtige Hamburger Michael Gunrem sammelt unter anderem "Bilder-Platten".

Schwarze Scheiben, die von beiden Seiten bedruckt sind. "Die Bilder-Platten wurden in Europa in den zwanziger Jahren entworfen. Ihre Tonqualität ist allerdings wegen des Bildes schlechter als die der herkömmlichen Platten."

(NGZ)
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