Günstig wohnen in Dormagen Stadt will Wohnungsbau besser steuern

Dormagen · Die Politik soll über neue Grundsätze und Richtlinien entscheiden, mit denen die Stadt die Wohnungspolitik im öffentlich-geförderten Segment besser gestalten kann. Denn auch in Dormagen fehlt bezahlbarer Wohnraum.

 Um die Frage einer wirksameren Förderung des sozialen Wohnungsbaus in Dormagen geht es bei dem Vorstoß der Stadt. Sie will die Zahl der preiswerten Wohnungen deutlich erhöhen.

Um die Frage einer wirksameren Förderung des sozialen Wohnungsbaus in Dormagen geht es bei dem Vorstoß der Stadt. Sie will die Zahl der preiswerten Wohnungen deutlich erhöhen.

Foto: dpa/Silas Stein

In Dormagen ist die Zahl der Sozialwohnungen stark rückläufig. Allein in den vergangenen fünf Jahren sind 470 Mietwohnungen aus der Sozialbindungen herausgefallen. Der Anteil von Sozialwohnungen an allen Wohnungen in Mehrfamilienhäusern lag 2016 bei lediglich 6,7 Prozent. Zum Vergleich: Der NRW-Schnitt von 9,6 Prozent liegt nur unwesentlich höher. Hinzu kommt, dass es ohnehin zu wenige bezahlbare Wohnungen gibt. Die Stadt nimmt sich dieses Themas jetzt ernsthaft an und will mit einer strategischen Neuausrichtung gegensteuern. So soll viel stärker darauf geachtet werden, dass in großen und größeren Baugebieten der Mix aus frei- und öffentlich-finanziertem Wohnraum beachtet wird. Zudem wird das künftige Vergabeverfahren für Grundstücke, auf denen Mehrfamilienhäuser, Mieteigenheime und Reihenhäuser entstehen sollen, in Einzelfallentscheidungen durch den Hauptausschuss bzw Rat getroffen. Bürgermeister Erik Lierenfeld hat in seinem Facebook-Livestream in der vergangenen Woche angekündigt, dass es verstärkte Anstrengungen auf dem Wohnungsmarkt in Dormagen geben wird.

Weil Einnahmen aus Grundstücksverkäufen eine wichtige Einnahmequelle für den Haushalt sind, werden städtische Grundstücke für den Einfamilienhausbau weiterhin gegen Höchstpreisgebot veräußert. Demgegenüber steht künftig das „soziale Interesse“ der Stadt, wie Erster Beigeordneter Robert Krumbein sagt. In dem neuen Vergabeverfahren im Bereich der Mehrfamilienhäuser und Mieteigenheime wird nicht mehr der Angebotspreis entscheidend sein, sondern die Umsetzung der von der Politik beschlossenen Rahmenbedingungen und Vorgaben. Krumbein erklärt: „Inhaltliche Konzeptionen wie zum Beispiel Wohnungsanzahl, deren Größe und der Mieter-Mix, die Zielgruppen und Wohnformen sowie städtebauliche und architektonische Qualitäten rücken in den Vordergrund.“ 

Die Situation ist überall im Land prekär. Nach Angaben der Verwaltung waren bei der städtischen Wohnungsabteilung 192 Haushalte gemeldet, die eine Sozialwohnung suchen. Krumbein: „Insbesondere kleine Haushalte, die ein Appartement oder eine Zwei-Zimmer-Wohnung suchen, und Familien mit mehr als drei Kindern, die eine Vier- oder Fünf-Zimmer-Wohnung suchen, haben auf dem hiesigen Wohnungsmarkt kaum Chancen.“ Laut Wohnungsmarktbericht 2017 der NRW Bank machen landesweit Alleinstehende rund 48 Prozent aller sozialwohnungssuchenden Haushalte aus.

Stadtverwaltung und Politik können sich bei ihren Beratungen und Entscheidungen auf inzwischen recht verlässliches Datenmaterial stützen. Neben der von der Kreissparkasse Köln beauftragten Studie der Firma empirica AG ist es vor allem die vom Rhein-Kreis Neuss initiierte Studie der Firma InWIS GmbH. Letztere hat für Dormagen bis 2030 einen Bedarf von 2751 zusätzlichen Wohneinheiten ermittelt. Davon müssten 652 öffentlich geförderte Wohnungen in Mehrfamilienhäusern sein. Empirica spricht bis 2031 von 664 bis 1124 benötigten Wohneinheiten in Mehrfamilienhäusern, sieht aber Dormagen und Rommerskirchen als einen gemeinsamen „Suchraum“. Ein Knackpunkt, der bei allen Anstrengungen eine Hürde ist: In Fachgesprächen haben Dormagener Experten klar gesagt: Eine Nettokaltmiete von 7,50 bis 8,50 Euro ist im Neubaubereich nicht machbar. Realistisch sind vielmehr neun bis zehn Euro pro Quadratmeter.

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