Nächster Schritt zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf Stadt steigt in Heimarbeit ein

Nächster Schritt zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf · Von Carsten Sommerfeld Mit Jahresbeginn können einzelne Mitarbeiter der Stadt einen Teil ihrer Aufgaben in Heimarbeit erledigen. Für die " alternierende Telearbeit " hatte sich Gleichstellungsbeauftragte Brigitte Pfeiffer stark gemacht - ein weiterer Mosaikstein in nun 20 Jahren Gleichstellungsarbeit.

Von Carsten Sommerfeld Mit Jahresbeginn können einzelne Mitarbeiter der Stadt einen Teil ihrer Aufgaben in Heimarbeit erledigen. Für die " alternierende Telearbeit " hatte sich Gleichstellungsbeauftragte Brigitte Pfeiffer stark gemacht - ein weiterer Mosaikstein in nun 20 Jahren Gleichstellungsarbeit.

Gleichstellungsbeauftragte Brigitte Pfeiffer gehörte 1987 zu den ersten beiden "Stadtamtfrauen" bei der Stadt, die erste Gleichstellungsbeauftragte Gabriele Böse führte noch die Dienstbezeichnung "Stadtmännin". Das weibliche Geschlecht hat in 20 Jahren aber nicht nur auf dem Papier eine stärkere Stellung im Rathaus erreicht. Im Januar 1986 beschloss der Rat, eine Gleichstellungsbeauftragte zu ernennen.

"Dormagen nahm damit eine Vorreiterrolle ein", sagt Brigitte Pfeiffer, die 1998 nach Martina Hermann als dritte Frau die Aufgabe übernahm. "Gleichstellungsarbeit ist Millimeterarbeit", weiß Brigitte Pfeiffer. Doch viele Millimeter führen eben auch zum Ziel - beispielsweise bei der seit Jahresbeginn möglichen "alternierenden Telearbeit".

Hinter diesem Begriff verbirgt sich die Möglichkeit, dass Mitarbeiter einen Teil ihrer Arbeit, beispielsweise an einem Tag in der Woche, zu Hause erledigen. Das Modell ist zunächst auf ein Jahr befristet. "In jedem Einzelfall wird geprüft, ob es sich für die Stadt, aber auch für den Bediensteten rechnet", sagt Pfeiffer. Zunächst nutzen zwei Mitarbeiterinnen die Möglichkeit. "Dadurch sparen die Frauen etwa die Anfahrtszeit", der Kontakt zum Arbeitsalltag müsse aber erhalten bleiben.

Etliche Fragen waren im Vorfeld zu klären - etwa zum Datenschutz. "Bei sensiblen Aufgabenbereichen wird zu Hause ohne Drucker gearbeitet, damit kein Datenmüll anfällt", so Pfeiffer, die zugleich Datenschutzbeauftragte ist. Die Bediensteten müssten sich intensiv mit der Organisation der Heimarbeit befassen. Für kleine Kinder muss die Betreuung geregelt sein, sonst wird Heim- schnell zur Nachtarbeit." Eine der beiden Frauen, die die Möglichkeit der Heimarbeit nutzen, ist Anke Freyaldenhoven.

Die Teilzeitkraft ist im Bereich der Wohnungsbauförderung tätig: "Mein Sachgebiet wurde um mehrere Aufgaben erweitert, die mehr Arbeitsstunden erforderten. Dies hätte ich ohne Heimarbeit nicht mit der Betreuung meines elfjährigen Sohnes Mario vereinbaren können.

Außerdem bin ich so bei größerem Arbeitsanfall flexibler, kann Arbeit mit nach Hause nehmen", erzählt die 39-jährige Dormagenerin. Der nächste Schritt zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist gemacht. "Auf den ersten Blick scheinen sich die Themen für die Gleichstellung nicht so sehr von denen 1986 zu unterscheiden", so Pfeiffer.

Doch etwa bei der Flexibilisierung der Arbeitszeit habe sich viel getan: "Vor 20 Jahren musste für jede Teilzeitstelle gekämpft werden, Job-Sharing stand ganz am Anfang." Heute ermögliche die Stadt ganz unterschiedliche, individuelle Arbeitszeiten, 2003 trat eine Vereinbarung über flexible Arbeitszeit in Kraft. "Auch in den Köpfen der Mitarbeiterinnen musste sich etwas bewegen. Viele wollten nur von acht bis zwölf Uhr arbeiten, doch das geht eben nicht immer."

Pfeiffer sieht die Stadt als Vorbild auch für die Privatwirtschaft. "Teilzeitarbeit ist in vielen Bereichen möglich, wenn man kreativ Lösungen sucht." Noch eines hat sich geändert - die Position der Beauftragten: Vor 20 Jahren gab es für sie noch nicht einmal einen Raum, in dem vertrauliche Gespräche möglich waren." Heute ist Pfeiffer keine "Einzelkämpferin" mehr, arbeitet mit Ingrid Schröder zusammen.

Das Landesgleichstellungsgesetz räumt ihr Rederecht im Rat ein, auch kann sie an Sitzungen des Verwaltungsvorstandes teilnehmen. Die Beauftragte ist zugleich Ansprechpartnerin für alle Bürger, von Fragen zum Mutterschutz bis zum Rat bei Konflikten am Arbeitsplatz. Ein Instrument zur Verbesserung der Gleichstellung im Rathaus ist der gesetzlich verankerte Frauenförderplan der Verwaltung - und der macht eine weitere Aufgabe deutlich: Frauen sind auf der Leitungsebene nach wie vor unterrepräsentiert.

Der Verwaltungsvorstand ist Männerdomäne, bei Service- und Fachbereichsleitern steht das Verhältnis - Stand 2004 - zehn zu eins. "Zum einen ist das historisch gewachsen. Andererseits beobachte ich, dass Frauen - natürlich auch mit Blick auf die Doppelbelastung - oft eher zögern als Männer, sich für Leitungspositionen zu bewerben. Da muss ich manchmal erst Überzeugungsarbeit leisten."

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort