Dormagen Stadt macht aus Kindern Schwimmer

Dormagen · Die jüngsten alarmierenden Nachrichten zu mangelnden Schwimmfähigkeiten von Grundschülern treffen auf die Chemiestadt nicht mehr zu. Laut Verwaltung verlassen alle Kinder die Grundschule als Schwimmer.

Die von der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) in dieser Woche veröffentlichte Umfrage, wonach 40 Prozent der Sechs- bis Zehnjährigen in Deutschland nicht sicher schwimmen können, hat in Dormagen niemanden aufgeschreckt. "Bei uns sieht es glücklicherweise viel besser aus", sagt Sportdezernentin Tanja Gaspers. Aufgrund einer intensiven Schwimmförderung, die vor drei Jahren einsetzte, liegt die Quote der Kinder, die mit dem "Seepferdchen" als Schwimmabzeichen die Grundschule verlassen, viel höher. Anja Jungmann vom Sportservice der Stadt sagt: "Alle Kinder, die die Grundschule verlassen, können schwimmen. Egal ob sie per Definition ein Seepferdchen- oder Bronze-Abzeichen abgelegt haben, denn sie hatten ein Jahr lang Schwimmunterricht."

Laut der Forsa-Studie können 59 Prozent der Zehnjährigen nicht sicher schwimmen. Im Vergleich zur Umfrage aus dem Jahr 2010 ein Anstieg, als 50 Prozent als nicht sichere Schwimmer eingestuft wurden. In Dormagen gab es vor fast drei Jahren ebenfalls erschreckende Zahlen: Damals legte die Rathausverwaltung die Ergebnisse einer Umfrage an zwölf Grundschulen vor. Danach konnten zum Teil 25 bis 50 Prozent der Dormagener Drittklässler nicht schwimmen. Die Sportpolitiker reagierten, 7000 Euro aus frei werdenden Mittel aus einer Fitness-Überprüfung bei Erstklässlern wurden eingespart und für eine zusätzliche Schwimmförderung eingesetzt. Aktuell unterstützen vier Schwimmlehrer auf Honorarbasis die Lehrerinnen im Schwimmunterricht, "sie leisten 520 Stunden im Jahr", erklärt Gaspers. Das Erfolgssystem ist ganz einfach: "Wir fischen die Kinder in der Schule alle ab", sagt Anja Jungmann. Mangelndes Engagement von Eltern spielt so keine Rolle.

Ergänzt werden diese Bemühungen durch Schwimmkurse der Vereine. Beim TSV Bayer gibt es neben Eltern-Kind-Kursen die Schwimmschule und Kompaktkurse in den Ferien, die zum Seepferdchen führen. Ziel von Trainerin Ramona Noormann ist aber auch hier das "Bronze"-Abzeichen. Die ehemalige Leistungsschwimmerin, die auch in Schulen arbeitet, freut sich über die große Nachfrage - im April/Mai waren 90 Kinder in den Kursen. "Sie macht eine super Arbeit", lobt TSV-Sportvorstand Rainer Lisson. Wartelisten gibt es beim TSV keine. Ebenso wenig wie bei der SSG Nievenheim-Delrath. "Wir sind allen behilflich, einen Kursus zu finden", sagt Trainerin Kerstin Born. Sie lobt die gute Zusammenarbeit in der Stadt bei der Schwimmförderung: "Kein Kind verlässt die Grundschule als Nichtschwimmer." Born erwartet durch das große Lehrschwimmbecken im neuen Hallenbad noch bessere Bedingungen für die Schwimmausbildung der Schüler. Insgesamt 30 Mitarbeiter stehen bei der DLRG für die Schwimmförderung bereit. Sprecher Jörg Dittmar sieht Dormagen auf einem guten Weg. Er sieht aber beim Thema Migranten und Flüchtlingskinder noch Handlungsbedarf. "Aber nicht nur bei den Kindern, sondern auch bei den Erwachsenen."

(schum)
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