Fehlende Gewerbegebiete Das große Problem der Stadt

Dormagen · Es ist nicht mehr als ein Acker, der aus der Luft betrachtet die Form eines Schneidezahns hat; rund 35 Hektar Fläche, die Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann viele Nerven gekostet haben in den vergangenen Monaten.

 Als mögliche Gewerbegebiete diskutiert wird das Gelände am Silbersee ...

Als mögliche Gewerbegebiete diskutiert wird das Gelände am Silbersee ...

Foto: NGZ

Der Ärger um das geplante Gewerbegebiet "Am Kohnacker" in Delrath und der Kampf mit der "Bürger Initiative Lebenswertes Delrath" (B.I.L.D.) ist noch nicht ausgestanden, er ist aber Sinnbild für das größte Problem der Stadt Dormagen: Es fehlt an Gewerbeflächen.

 ... das umstrittene Areal "Am Kohnacker" unterhalb von Delrath ...

... das umstrittene Areal "Am Kohnacker" unterhalb von Delrath ...

Foto: NGZ

Über insgesamt fünf Gewerbegebiete verfügt die Stadt: Top-West, Delrath, Roseller Straße, St. Peter und Hackenbroich. Viele Flächen davon sind belegt — doch die Nachfrage ist groß. "Im Jahr 2009 lag die Nachfrage bei 166 Hektar Gewerbeflächen", erklärt Wirtschaftsförderin Gabriele Böse. Davon waren 17 Anfragen nach Flächen zwischen einem und fünf Hektar Größe sowie 13 Nachfragen nach Gewerbeflächen über fünf Hektar.

 ... sowie die Flächen von Fiege & Bertoli an der B 9. archiv: jazyk (2), büntig

... sowie die Flächen von Fiege & Bertoli an der B 9. archiv: jazyk (2), büntig

Foto: NGZ

Die größte noch derzeit bebaubare zusammenhängende Gewerbefläche im Gebiet St. Peter ist aber gerade mal 3,3 Hektar groß. Von den insgesamt 600 Hektar sind zudem nur noch 13 Hektar überhaupt frei — den Chempark ausgeschlossen.

Sogar ein riesiges Logistikzentrum der Firma Fiege — es hätte eine Art Leuchtturmansiedlung werden können — hatte die Stadt ablehnen müssen. Kein Platz. Die wenigen Flächen, zum Beispiel das ehemalige Firmengelände von Fiege & Bertoli an der B9, will der Eigentümer selbst vermarkten; das Gebiet westlich der A 57 und südlich der L 280 hatte die Bezirksregierung von der Wunschliste gestrichen: "An diesem Standort wäre ein neuer Siedlungsansatz im Freiraum und deshalb landesplanerisch nicht zulässig", hatte die Bezirksregierung staksig verkündet.

Dabei könnten die Platzprobleme künftig sogar noch größer werden. Die Zahl der Gewerbeanmeldungen ist im Jahr 2009 gegenüber dem Vorjahr in Dormagen von 550 auf 621 angestiegen.

Nicht überall im Rhein-Kreis Neuss haben die Kommunen ähnliche Probleme: In den Städten des Kreisgebietes gibt es eine Ungleichverteilung bei den Gewerbegebieten", sagt Jürgen Steinmetz, Wirtschaftsdezernent beim Rhein-Kreis Neuss. Inzwischen wachsen auch Frust und Resignation in der Politik. Während die SPD schon aus Oppositions-Räson gegen den "Kohnacker" schießt, war zuletzt auch die Jamaika-Koalition uneins: Die FDP hatte im Sommer einen Flyer aufgesetzt, in dem die Partei dafür plädiert, "Am Kohnacker" Kleinunternehmen anzusiedeln.

Grünen-Fraktionschef Ingo Kolmorgen hatte sogar gesagt: "Grundsätzlich besteht natürlich das Problem, dass die Flächen und Lücken immer weniger werden. Vielleicht wäre es ehrlicher zu sagen: Es gibt keine neuen Gewerbegebiete mehr."

Doch es gibt Hoffnung für die Stadt. Bürgermeister Hoffmann hat inzwischen Verhandlungen mit dem Versorger RWE geführt. Darin ging es um das 30 Hektar große Areal am Silbersee. "Wir überlegen mit der Stadt, Teile des Areals als Gewerbegebiet freizugeben", hatte ein RWE-Sprecher gegenüber der NGZ erklärt. RWE will sich die Option offen halten, ein Kraftwerk am Standort bauen zu können. Der Bürgermeister ist damit nicht zufrieden. Doch die Gespräche sind ein Anfang. "Ein positives Signal", sagt Hoffmann, der die Hoffnung nicht aufgegeben hat.

(jkr-)
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