Dormagen Sprachbarrieren überwinden mit Musik

Dormagen · Die Musikschule und ihr Förderverein bieten seit Herbst 2016 ein Mal in der Woche Trommeln im "Welcome Center" an.

Die rhythmischen Schläge sind durch die geschlossene Tür im "Welcome Center" zu hören: Begeistert schlagen sieben Kinder mit Händen und Trommelstöcken auf Cajons, Knietrommeln und Stehtrommeln ein, um das Lied "Allez, allez, allez" im richtigen Rhythmus zu begleiten. Sie schauen auf Musikschullehrer Manfred Schirdewan, der ihnen zeigt, wie sie trommeln können. Mit viel Spaß sind die Kinder aus Flüchtlingsfamilien beim 90-minütigen Trommelkursus dabei, der ein Mal in der Woche von der Musikschule und ihrem Förderverein angeboten wird.

Sprachschwierigkeiten gibt es keine: Während Joseph und Maria Englisch verstehen, spricht eine andere Gruppe Türkisch oder Arabisch - aber die Musik verbindet alle. Das ist auch der Zweck der Aktion, die seit Herbst 2016 läuft: "Beim Musizieren brauchen wir keine Sprache, das ist das Wunderbare", schwärmt Gary Holt, Vorsitzender des Fördervereins der Musikschule. Daher hat er im Oktober 2016 den Trommel-Kursus für Flüchtlingskinder angestoßen: "Ich wollte ihnen etwas anbieten, womit sie sich verwirklichen können", erläutert er. Denn mit Musik, speziell dem Trommeln, könnten sich die Flüchtlingskinder auf einfachem Weg ausdrücken und an der Kultur teilhaben. "Wir wissen ja nicht, was sie alles auf ihrer Flucht und vorher im Heimatland erlebt haben", meint Gary Holt.

Daher stellt die Musikschule die "Hardware" mit den Instrumenten, die Stunden des Schlagzeuglehrers, Manfred Schirdewan, der Musikschule, hat der Förderverein übernommen. "Ich freue mich über diese weitere tolle Zusammenarbeit mit unserem Förderverein", sagt Eva Krause-Woletz, die Leiterin der städtischen Musikschule, die bei ihrem Besuch im Welcome Center gestern auch mit auf die Trommel schlägt und den Fördervereinsvorsitzenden zum "Rasseln" bringt: Gary Holt nutzt die Rhythmus-Instrumente, um auch bei Shakiras Song "Waka Waka" (ebenfalls ein Lied für ein Fußball-Großereignis) mitzuspielen. Es dauert nicht lange, und alle - ob Kinder oder Erwachsene - klopfen im selben Rhythmus auf ihre Instrumente. "Das ist doch schön", kommentiert Eva Krause-Woletz - "und laut", wie sie lachend anfügt.

Die Flüchtlingskinder aus Afrika und dem Nahen Osten, die noch kein Deutsch verstehen, haben sichtlich Spaß am Besuch - und vor allem am Trommeln. "Jedes Mal nehmen zwischen sechs und zehn Kinder am offenen Angebot teil", erklärt Lehrer Manfred Schirdewan. "Wir gehen spielerisch mit der Musik um, die den Kindern vor allem Freude bereiten soll." Und da sind Trommeln ein besonders eingängiger Weg, ein Musikinstrument zu lernen. "Das ist leichter und schneller beherrschbar als eine Geige", meint Gary Holt. Auch Singen schwebt ihm als ein niederschwelliges, offenes Angebot für Erwachsene vor. "Aber so weit sind wir noch nicht", weist er darauf hin, dass für Chöre die Sprache doch eine Rolle spiele. "Aber vielleicht ist es ja auch gut, wenn dadurch die neue Sprache eingeübt wird", meint Holt.

(NGZ)
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