Analyse Kleinkarierte Diskussion über Prämien für Top-Sportler in Dormagen

Dormagen · Der Sportausschuss hat erstmals Prämien für Medaillengewinner bei Olympia, Welt- und Europameisterschaften festgelegt.

Die Sitzungen von Stadtrat und die der Fachausschüsse sind öffentlich und somit für jeden Interessierten zugänglich. Die des Sportausschusses am vergangenen Mittwoch wäre die Teilnahme des ein oder anderen Top-Sportlers zu wünschen gewesen. Wahrscheinlich hätten sie nicht geglaubt, welche Diskussionen in der selbst ernannten „Sportstadt Dormagen“ möglich sind. Denn beim an sich nicht sonderlich dramatischen Thema „Sportförderrichtlinien“ ging es auch um eine neue Kategorie und erstmals schwarz auf weiß festzulegende Zuschüsse für Erfolge von Dormagener Sportlern bei internationalen Top-Ereignissen.

Die gute Nachricht: Ein möglicher Olympiasieger erhält nicht die von der Stadt vorgeschlagene Prämie von 1000 Euro, sondern das Doppelte. Für Silber gibt es dann tausend und für Bronze 650 Euro. Auf diesen Vorschlag der CDU einigte sich der Ausschuss am Ende, wobei zuvor die SPD immerhin so mutig war und mit 5000 Euro für Olympia-Gold ein Zeichen setzen wollte, „weil es uns gut zu Gesicht stehen würde, die vorgeschlagene Beträge anzuheben“.

Das war einer Mehrheit unter den Sportpolitikern dann doch des Guten zu viel, und es entspannte sich eine kleinkarierte Diskussion um „Wertschätzung“ und um die Sorge einer zu hohen Belastung für den Haushalt. Karlheinz Meyer von der FDP reicht eine „Wertschätzung mit einem kleinen Geldbetrag“, Hans-Joachim Woitzik (Zentrum) will die finanzielle Anerkennung „nicht ausufern lassen“, Beigeordnete Tanja Gaspers meinte, dass es nicht um die „Ausfinanzierung“ der Sportler gehe.

Bei den Olympischen Spielen in Rio holte das deutsche Team 17 Goldmedaillen. Dormagen war nicht dabei. Dass es in Tokio 2020 einen (Gold-)Medaillen-Regen für Dormagener Sportler geben wird, ist eher nicht zu erwarten. Also besteht keine direkte Gefahr, dass der knapp 180 Millionen Euro schwere städtische Haushalt durch hohe Prämienleistungen für die heimischen Top-Sportler, mit denen man sich bei jeder Gelegenheit so gerne schmückt, ins Wanken gerät.

Es besteht jetzt aber auch keine Gefahr, dass die Sportstadt durch Ideen und Kreativität über die Grenzen hinaus auf sich aufmerksam macht. Zum Beispiel in einer Kooperation mit Sponsoren einfach mal eine Million Euro für Olympia-Gold auslobt oder lebenslang freies Busfahren in Dormagen, und und und. Nach dem Ausbüxen des Alligators „Sammy“ und dem jüngsten Gewerbesteuer-Vorstoß wäre so etwas eine letztlich kostenlose, bundesweite Werbung für den Standort Dormagen.

Bei allem erfreulichen Bemühen, den Sportlern etwas Gutes zu tun und dafür Pakte oder Allianzen für den Sport zu schmieden – hier wurde eine Chance vertan, einmal über den Tellerrand hinauszuschauen. Vielleicht wäre neben der Sitzungsteilnahme von Max Hartung & Co. auch eine Begleitung durch die (kreative) heimische Wirtschaftsförderung oder einen Werbeexperten mal ein etwas anderer, lohnenswerter Ansatz gewesen.

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