Dormagen Spieler mit Stallgeruch

Dormagen · Linksaußen Michiel Lochtenbergh gehört zu den Identifikationsfiguren im Kader des DHC Rheinland – einer, für den der Club mehr ist als ein Arbeitgeber. Das Aus trifft ihn nicht nur als Profi, sondern auch als Dormagener.

 Fühlen sich wohl in Dormagen: DHC-Profi Michiel Lochtenbergh mit seinem Hund Jack im Garten seines Hauses an der Nettergasse.

Fühlen sich wohl in Dormagen: DHC-Profi Michiel Lochtenbergh mit seinem Hund Jack im Garten seines Hauses an der Nettergasse.

Foto: Hans Jazyk

Wenn sich ein Team trotz widriger Umstände gut verkauft, sprechen Trainer gerne vom "Charakter" ihrer Spieler. Wer Charakter beweist, wie die Spieler des DHC am Mittwochabend in Berlin, bekommt von den Fans Applaus, die Einsatz und Identifikation honorieren. Bei Misserfolg oder Vereinswechseln hingegen müssen Profis damit leben, "Legionäre" genannt zu werden, denen egal ist, wo und für wen sie spielen.

Bei Michiel Lochtenbergh würde niemand auf die Idee kommen, dass der Linksaußen in Dormagen nur seine Brötchen verdient und angesichts der DHC-Pleite ungerührt den Verein wechseln würde.

Enge Bindung zum Verein

Schon seit 2003 spielt der 29-jährige Niederländer in Dormagen Handball. Seither wohnt er auch in der Stadt, die er "klein, aber nett" findet, und die ein idealer Standort für ihn und seine Frau Bina ist. Sie erreicht von hier aus schnell ihren Arbeitsplatz in Köln, er in 75 Minuten sein Zuhause in Doetinchem.

Als Dormagener möchte er sich nicht bezeichnen. "Doch ich fühle mich hier sehr wohl", sagt Michiel Lochtenbergh, der sich daher mit seiner Frau vor eineinhalb Jahren ein Haus an der Nettergasse gekauft hat. "Damals hatte ich gerade einen neuen Dreijahresvertrag unterschrieben." Er fühlt sich nicht nur der Stadt und dem DHC, sondern auch dem "Traditionsverein" TSV Bayer Dormagen verbunden: 20 Stunden pro Woche arbeitet Lochtenbergh auf der Geschäftsstelle, in Vertretung von Pascal Mahé hat er gerade eine Woche die A-Jugend trainiert. Er kennt die Strukturen, er hat die Ausgliederung miterlebt – und will sich nicht damit abfinden, dass Schluss ist mit Profi-Handball in Dormagen. "Es ist für den Verein, für die Fans und die Stadt wichtig, dass es irgendwie weitergeht, von mir aus in der 2. Liga", sagt er. "Es geht doch auch um soziale Faktoren." Natürlich würden Mannschaftskollegen einen neuen Club suchen. Auch Michiel Lochtenbergh lässt seinen Berater den Markt sondieren – alles andere wäre fahrlässig. Aber eigentlich will keiner weg. Lochtenbergh kann sich sogar vorstellen, einen Neustart mitzugestalten, wenn die Perspektive stimmt. "Ich würde zwei, drei Jahre bei einem Projekt mithelfen, wenn ich weiß, dass es gut wird."

Noch ist nichts gut. Oft klingelt das Handy des erfolgreichsten Siebenmeter-Schützen der Handball-Bundesliga. Viele Freunde wollen wissen, wie es weitergeht. "Wir wissen ja selbst noch nichts Genaues. Jetzt ist erstmal der Insolvenzverwalter am Zuge." Auch mit Blick auf das Heimspiel am Sonntag. "Wir werden spielen", betont Michiel Lochtenbergh, der weiß, dass er zu einem Vereinswechsel gezwungen sein könnte. Bis 35 will er spielen. Am liebsten in Dormagen. "So denken viele in der Mannschaft."

(NGZ)
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