Dormagen SPD will einen Friedwald ausweisen

Dormagen · Die SPD wünscht sich eine Alternative zum Friedhof für die letzte Ruhe. Ein Areal für einen Friedwald oder Ruheforst soll aus Sicht der Partei in Dormagen ausgewiesen werden. Die Forstverwaltung prüft derzeit die Umsetzbarkeit.

 Jegliche Insignien der Bestattungskultur fehlen auf dem Friedwald völlig.

Jegliche Insignien der Bestattungskultur fehlen auf dem Friedwald völlig.

Foto: Patrick Pleul

Nur eine kleine Plakette mit einer Kombination von Zahlen und Buchstaben weist darauf hin, dass ein Mensch seine letzte Ruhe gefunden hat. Jegliche Insignien der Bestattungskultur fehlen auf dem Friedwald völlig. Geht es nach der SPD-Fraktion, soll diese Form des Naturbegräbnisses bald auch in Dormagen umgesetzt werden. "Möglich gemacht wird das seit einigen Jahren durch Ausweisung von Waldflächen als Friedwald oder Ruheforst", sagt SPD-Fraktionsvize Nils Szuka. Eine aus kompostierbarem Material gefertigte Urne mit der Asche des Verstorbenen wird im Wurzelbereich eines Baumes begraben. Auf Grabschmuck wie Blumen und Kerzen wird bewusst verzichtet, lediglich ein Namensschild am Baum weist auf die Grabstätte hin.

Letzte Ruhe unterm Baum

Für Alexander Helbach, Sprecher von Aeternitas, einer Verbraucherinitiative für Bestattungskultur, ist das Prinzip stark im Kommen. "Wir bekommen wöchentlich Anfragen von Kommunen", sagt Helbach. Zwei bestimmende Unternehmen konkurrieren auf dem Markt: Die Friedwald GmbH und die Ruheforst GmbH. Beide betreiben schon über 40 Wälder. "Manche Kommunen übernehmen die Verwaltung auch selbst", sagt Helbach.

Szuka kennt das Konzept aus Hagen: "Diese Bestattungsform erfreut sich zunehmender Beliebtheit, insbesondere bei naturverbundenen Menschen." Die Vorstellung, im Wald unter einem Baum, der bereits bei Lebzeiten ausgesucht wurde, seine letzte Ruhestätte zu finden, habe für viele einen besonderen Reiz. Nils Szuka: "Außerdem habe auch die Natur ihren Nutzen davon, denn ein Friedwald ist ein naturbelassenes Waldareal, dessen Fortbestand durch ein auf 99 Jahre angelegtes, waldschonendes Baumbestattungskonzept gesichert ist." Für die nächste Ratssitzung hat die SPD daher den Antrag an die Verwaltung gestellt, zu prüfen, ob in Dormagen Waldflächen für die Ausweisung als Friedwald oder Ruheforst in Frage kommen. Szuka: "Durch das große Einzugsgebiet von Köln und Düsseldorf wäre eine Nutzung gesichert." Auch Dormagens Partnerstadt Fürstenwalde habe einen Friedwald ausgewiesen, auf die dort vorhandene Verwaltungserfahrung könne sicher zurückgegriffen werden.

Genau das hat die Verwaltung bereits gemacht. "Wir holen gerade die Erfahrungen anderer Städte ein — zum Beispiel in Fürstenwalde", sagt Stadtsprecher Harald Schlimgen. Eine Stellungnahme der Forstverwaltung steht noch aus. Der Bedarf soll eingeschätzt, gleiches gilt für die Auswirkungen auf vorhandene Friedhöfe im Stadtgebiet.

Ganz so einfach ist die Suche nach einem geeigneten Standort wiederum nicht. "Naturschutzgebiete wie Mühlenbusch, Chorbusch oder Straberger Wald kommen nicht in Frage", sagt Revierförster Theo Peters. Der Schutz der Tiere und Pflanzen stehe dort im Vordergrund. Möglich wäre aus seiner Sicht ein Friedwald im Tannenbusch oder Hackenbroicher Wald. Peters meint, dass ein Gebiet mit mittelaltem Laubholzbestand atmosphärisch geeignet sei: "Zum Beispiel Eichen oder Buchen, die zwischen 60 und 100 Jahre alt sind."

(NGZ)
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