Dormagen Selbstversuch: Praktikantin im Tierheim

Dormagen · NGZ-Mitarbeiterin Kira Bayer wagte einen ungewöhnlichen Selbstversuch: Sie arbeitete testweise drei Stunden lang im Tierheim Dormagen. Ein schöner Effekt des Einsatzes: Hinterher hatte sie 105 (tierische) Freunde mehr.

Voller Erwartungen betrete ich um 8.30 Uhr das Dormagener Tierheim, startklar für mein dreistündiges Praktikum. Zu den Tieren darf ich allerdings erst, nachdem ich meinen Impfpass vorgezeigt habe. Dann geht es los – mit den Katzenräumen. Als ich hereinkomme, zeigen sich die Katzen keineswegs scheu, sondern neugierig und zutraulich. Ich versuche, die Katzentoilette zu reinigen, werde jedoch größtenteils von den Vierbeinern abgelenkt.

An den Gerüchen erkennt man, welche Tiere in dem jeweiligen Bereich untergebracht sind. So riecht es bei den Nagern zum Beispiel deutlich nach Heu und nach frischem Gemüse. Für mich geht es als nächstes zu den 14 Kaninchen, drei Ratten und fünf Meerschweinchen. Es ist Fütterungszeit für die kleinsten Bewohner des Tierheimes. Als ich bei den Nagern hereinkomme, muss ich gleich niesen. Es kribbelt in der Nase, ich gehe davon aus, dass es das Streu ist.

Die Dormagenerin Sarah Hagemann absolviert gerade ein zweiwöchiges Ferien-Praktikum im Tierheim. Beim Ausmisten der 16 Kaninchen- und Meerschweinchen-Käfige erzählt die 16-Jährige von ihrer Arbeit im Tierheim: "Ich durfte von Anfang an alles machen, und die Leute hier sind sehr nett." Die Katzen gefielen ihr am besten, erzählt mir die Hauptschülerin, während wir saubermachen.

Nach anderthalb Stunden Anstrengung für Knochen und Nase bringen wir neun gefüllte Müllbeutel vor die Tür. Dann säubern wir das Territorium der Schildkröten. Im Nebenraum treffe ich den ersten Vorsitzenden des Tierheimes. Jörg Kalkowsky informiert mich darüber, dass neue Käfige für die Nager bestellt seien und im Wintergarten ein Auslauf gebaut wird. Zum Thema Praktika erzählt er: "Wir nehmen immer gerne Praktikanten. Manchmal haben wir junge Leute, die ein freiwilliges soziales Jahr bei uns absolvieren, wir haben aber auch Auszubildende." Ich erfahre, dass fast täglich Tiere im Heim abgegeben werden. Und nur ein Bruchteil wird wieder vermittelt.

Mitarbeiterin Tanja Kalkowsky würde am liebsten alle Tiere mit nach Hause nehmen: "Aber dann hätten wir wahrscheinlich alle einen Zoo daheim." Jörg Kalkowsky und seine Tochter sind sich einig, dass Fachkräfte unersetzlich sind: "Wir haben einen Hunde-Trainer und einen Psychologen für unser Tierheim, das ist wichtig." Jeden Interessenten für ein Heimtier besuchen die Mitarbeiter zu Hause, um sicher sein zu können, dass das Tier artgerecht gehalten werden kann.

Als krönenden Abschluss geht es noch zu den Hunden, an den farblich sortierten Räumen der 63 Katzen vorbei, bis hin zum großen Gelände, auf dem 15 Tiere untergebracht sind. Dort treffe ich auf Hündin Ronja. Sie leidet an Niereninsuffizienz, trotzdem ist sie sehr verspielt und zugänglich. Füttern darf man Ronja nicht, sie bekommt nur getestetes Futter, denn auch falsches Futter könnte das Leben der Hündin verkürzen.

In nächster Zeit wird sich im Tierheim einiges verändern, viele Umbauten sind geplant – zum Wohle der Tiere.

(NGZ)
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