Dormagen Seit 100 Jahren Menschenleben retten

Dormagen · Die DLRG feierte am Samstag ihr stolzes Jubiläum mit einem großen Festakt in Berlin. Die Ortsgruppe Dormagen mit ihren derzeit 700 Mitgliedern ist zwar etwas jünger, blickt aber auch schon auf eine lange Tradition zurück.

 Zum Ausbildungsprogramm bei der DLRG gehört auch die Rettung von Menschen aus der Strömung. Das Foto zeigt eine Übung auf dem Rhein bei Zons.

Zum Ausbildungsprogramm bei der DLRG gehört auch die Rettung von Menschen aus der Strömung. Das Foto zeigt eine Übung auf dem Rhein bei Zons.

Foto: HANS JAZYK

Knapp 200 Rettungsboote schipperten am Samstag auf der Berliner Spree — vorbei an Reichstagsgebäude und Bundeskanzleramt. Grund war das 100-jährige Bestehen der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Die DLRG Dormagen ist knapp 30 Jahre jünger als die "Gesellschaft", die sich am 19. Oktober 1913 in Leipzig gründete. Mitten im Zweiten Weltkrieg, im Jahr 1942, entstand die Dormagener Gruppe als kleiner Ableger des Kölner Ortsvereins. "Mittlerweile haben wir uns zu einer Gruppe von 700 Mitgliedern entwickelt, das ist schon eine schöne Erfolgsgeschichte", sagt Jörg Dittmar, Sprecher und stellvertretender Leiter des Einsatzwesens der DRLG-Dormagen.

Die DLRG ist so etwas wie die Feuerwehr im Gewässer. "Wenn es Notlagen im oder am Wasser gibt, werden wir gerufen. Genau wie Feuerwehrleute oder Rettungssanitäter haben unsere aktiven Mitglieder alle einen Melder, den sie Tag und Nacht bei sich haben", erklärt Dittmar. Von den 700 Vereinsmitgliedern sind etwa zehn Prozent Aktive, also Ehrenamtler, die bei Notfällen oder sonstigen Einsätzen bereit stehen — nicht nur in Dormagen. "Dieses Jahr waren wir zum Beispiel auch mit einigen Mitgliedern in Magdeburg und haben beim Hochwassereinsatz geholfen. Da hieß es dann Sandsäcke schleppen", so Dittmar. Auch bei Evakuierungen ganzer Bauernhöfe haben die Lebensretter aus Dormagen im Osten der Republik geholfen. An ihrem Heimatstandort wachen sie vor allem am Straberg-Nievenheimer See über die Badegäste, immer wieder werden sie auch am Rhein aktiv. Etwa ein Dutzend Mal sind die Lebensretter allein dieses Jahr an den Fluss gerufen worden, um Personen zu suchen. Der Rhein zwischen Köln und Düsseldorf sei eine Autobahn auf dem Wasser, so Dittmar. "Ich würde wirklich niemandem raten, auf einer Autobahn zu spielen und eben auch nicht, im Rhein schwimmen zu gehen. Es ist auch unverständlich, denn gerade in Dormagen sind wir in der glücklichen Situation, dass es wirklich viele Möglichkeiten gibt, gefahrlos schwimmen zu gehen."

In vielen deutschen Städten ist das anders, Schwimmbäder werden allerorts geschlossen — mit langfristig dramatischen Folgen. Darauf wurde auch in Berlin hingewiesen, die Aktion auf der Spree war gleichzeitig eine Demonstration gegen die Schließung von Schwimmbädern.

Badschließungen haben nicht nur eine geringere Lebensqualität für die Bürger der jeweiligen Städte zur Folge. "Ohne Schwimmbäder leidet auch der Schwimmunterricht für Kinder. Ende der 80er Jahre lag die Schwimmfähigkeit unter Viertklässlern noch bei 90 Prozent, heute liegt sie deutschlandweit bei 50 Prozent, das ist alarmierend", gibt Dittmar zu Bedenken. Vor allem vor diesem Hintergrund sieht Dittmar die Nachwuchsförderung als wichtigen Punkt innerhalb der DLRG an. In Dormagen gibt es eine eigene Jugendabteilung, Schwimmkurse für Kinder aller Altersklassen, aber auch gemeinsame Ausflüge und andere Aktionen sollen die Jugendlichen für die DLRG begeistern. Auch verschiedene Ausbildungen, vom Rettungsschwimmer über den Bootsführer bis zum Funker, bietet die DLRG an.

(NGZ)
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