Dormagen Schwabe wird neuer Obere der Spiritaner in Knechtsteden

Dormagen · Morgen löst Pater Hartmut Straubinger im Kloster Knechtsteden Superior Pater Bruno Trächtler nach sechs Jahren ab. Der 72 Jahre alte Straubinger, der 45 Jahre in der Mission in Brasilien tätig war, möchte den Deutschen Mut machen.

Aus dem tropischen Sommer Brasiliens ins winterlich kalte Dormagen - den Temperatursturz um rund 20 Grad hat Pater Hartmut Straubinger gut verkraftet: "Es gibt ja warme Kleidung und Heizung", nimmt der 72 Jahre alte Spiritaner die Kälte gern in Kauf. Die vergangenen 45 Jahre hat der Ordensmann als Missionar an mehreren Stätten in Brasilien gelebt. Morgen übernimmt er die Leitung der Niederlassung Knechtsteden der "Missionsgesellschaft vom Heiligen Geist - Spiritaner", er wird Nachfolger von Superior Pater Bruno Trächtler.

Der neue Chef der Knechtstedener Spiritaner ist für drei Jahre ernannt. "Ich freue mich, dass mir das Vertrauen ausgesprochen wurde. Jetzt werden wir sehen, ob ich zur Leitung auch fähig bin", sagt er lächelnd. Denn auch wenn er 1970 in Knechtsteden zum Priester geweiht wurde und auch in Studienzeiten und auf Heimatbesuch oft im Dormagener Missionshaus war, muss er sich erst wieder an Kultur und Leben in Deutschland gewöhnen: "Ich muss mich wieder umstellen", sagt der aus Horb am Neckar stammende Straubinger: "Mein schwäbischer Akzent ist im Portugiesischen wie im Hochdeutschen immer noch da."

Er kümmert sich in Knechtsteden um die 23 Ordensleute im Kloster Knechtsteden. Die Ordensregion Deutschland der Spiritaner hat fünf Niederlassungen. Die Leitung der Region Deutschland hat der Regionalobere Pater Innocent Izunwanne. "Ich möchte den Missionsgedanken aufrechterhalten und die Freude am Evangelium weitergeben", sagt Straubinger. Ob in Brasilien oder Deutschland - er möchte gegen Mutlosigkeit ankämpfen, indem er positives Denken vermittelt, wohl wissend, dass die "Kirche göttlich, aber auch furchtbar menschlich" sei. Schwächen von jedem müssten akzeptiert werden: "Auch wenn Negatives geschieht, darf man nicht nur im Schrecklichen rumwühlen. Gott hilft uns, voller Vertrauen nach vorn zu schauen."

Diese Gelassenheit und das Gottvertrauen haben ihm auch in seiner Zeit in Brasilien geholfen, wohin er im Januar 1972 versetzt wurde. "Brasilien war mir lieber als Südafrika, da hätte ich mit der Apartheid Probleme bekommen", erklärt Pater Straubinger. Dass er überhaupt bei den Spiritanern gelandet sei, liege daran, dass er in Sigmaringen als Schüler nicht glücklich gewesen und 1959 auf ein Konvikt der Spiritaner in Donaueschingen gekommen sei: "Da bin ich dann ganz bei den Spiritanern hängengeblieben", berichtet der 72-Jährige lachend.

In Brasilien arbeitete er als Seelsorger, in der Kirchenverwaltung der Diözesen, als Ökonom und Helfer - mit deutschen Katholiken ebenso wie mit Brasilianern: in Sao Paulo, "der Kleinstadt mit elf Millionen Einwohnern", in Santa Catarina im Süden Brasiliens, in der Nähe der Hauptstadt Brasilia und in Minas Gerais bei Belo Horizonte, wo er 2011 zusätzlich die deutschsprachige Gemeinde übernahm. "Ich habe viele Menschen kennengelernt", sagt Straubinger dankbar. Gefallen hat dem Fan des VfB Stuttgart auch die Fußball-Begeisterung der Brasilianer: "Ihre Treue zum Verein war für Viele das Wichtigste überhaupt - und damit gut in meine Predigten einzubauen."

(NGZ)
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