Bildung in Dormagen Schule daheim – Die Familien-Herausforderung

Dormagen · Kleinkinder, lernende Geschwister und Eltern in Homeoffice sind nicht einfach unter einen Hut zu bringen.

 Die zwölfjährige Luisa aus der Klasse 7d des Leibniz-Gymnasiums hat sich einen Timer für ihre Lernzeit gestellt, um sich nicht ablenken zu lassen.

Die zwölfjährige Luisa aus der Klasse 7d des Leibniz-Gymnasiums hat sich einen Timer für ihre Lernzeit gestellt, um sich nicht ablenken zu lassen.

Foto: Melanie Van Schyndel/Mealnie Van Schyndel

Die Schließung der Schulen und Kitas im Land stellt viele Familien vor große Herausforderungen. So manches Wohnzimmer hat sich in einen Multifunktionsraum verwandelt, der Klassenzimmer, Großraumbüro und Turnhalle gleichzeitig ersetzen soll. Der Begriff „Homeschooling“ ist dabei in aller Munde. Kann das funktionieren?

„Ich finde es schwierig, ein kleines Kind, das noch keine Hausaufgaben bekommt, zusätzlich zu einem Viertklässler zu betreuen“, erzählt Nadine Nicolaus. Ihr Sohn Silas besucht die vierte Klasse der Grundschule Zons, der fünfjährige Henry geht in die Kita. „Silas arbeitet weitgehend selbständig, aber hin und wieder braucht er auch Unterstützung. Wenn dann noch der kleine Bruder Aufmerksamkeit will, während ich eine Telefonkonferenz mit mehreren Teilnehmern moderieren muss, ist das eine echte Herausforderung“, erzählt sie. Ähnlich geht es Barbara Höppner mit ihren beiden Söhnen. Anton geht in die erste Klasse der Friedrich-von-Saarwerden-Schule, sein Bruder Theo ist vier. Anton hat von der Schule ein Materialpaket mit Aufgaben bekommen, jeden Tag soll er eine Stunde üben. Ganz eigenständig kann er das noch nicht, außerdem „sind das erschwerte Bedingungen, wenn der kleine Bruder währenddessen spielt“, erklärt die Stürzelbergerin, die als freiberufliche Designerin auch ihre Arbeit von zu Hause aus erledigen muss. Doch es gibt auch positive Erkenntnisse: „Man bekommt mal mit, wo das eigene Kind überhaupt steht. Im Schulalltag macht Anton die Hausaufgaben in der OGS, und viele Hefte bleiben in der Schule. Jetzt sehe ich mal, wie er seine Sache so macht.“

An den weiterführenden Schulen erfolgt die Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern fast nur digital. Luisa, Schülerin der Klasse 7d im Leibniz-Gymnasium, erhält ihre Arbeitsanweisung über lo-net. Sie bearbeitet die Aufgaben und schickt sie teilweise auch wieder per E-Mail zurück, das variiert je Fach. Auch Fragen können auf diesem Wege direkt an die Lehrer gestellt werden. Damit sie alle Aufgaben der Woche gut erledigen kann, hat sie sich einen Zeitplan gemacht und stellt sich täglich einen Timer für ihre Lernzeit, um sich nicht ablenken zu lassen. Mit der Situation kommt sie noch gut zurecht. „Ich vermisse meine Freunde, aber dass wir jetzt zum Beispiel keinen Chemie-Test schreiben, vermisse ich nicht so“, erklärt Luisa. Auch der 15-jährige Linus aus Zons findet das Lernen zu Hause ganz angenehm. Er besucht die neunte Klasse des Norbert-Gymnasiums und lobt die Möglichkeit des digitalen Unterrichts. Die Schüler bekommen ihre Aufgaben über das Programm Office 365. Außerdem gibt es darüber die Möglichkeit, Chats und Konferenzen abzuhalten, so dass auch mal eine Unterrichtsstunde zu Hause stattfinden kann. Das System war für alle noch relativ neu und für manche Lehrer wohl eine große Umstellung, „aber jetzt funktioniert es gut und alle merken, dass es total sinnvoll ist und ein Riesen-Vorteil, dass wir es nutzen können“.

Die digitalen Arbeitsanforderungen der Schulen stellt Astrid Damrich vor eine Herausforderung. „Ich habe zu Hause gar nicht so viele digitale Arbeitsplätze wie ich eigentlich bräuchte“, erzählt die dreifache Mutter. Lediglich Nesthäkchen Franziska, die in die dritte Klasse der Delrather Grundschule geht, erledigt ihre Aufgaben analog. Sohn Julian, Sechstklässler am NGK, und Tochter Alexandra, Achtklässlerin an der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule, müssen sich einen Computer teilen und sich gut absprechen. Alexandra bearbeitet ihre Aufgaben über die digitale Lernplattform „moodle“. „Manchmal ist das System etwas überfordert, aber morgens früh oder abends arbeitet es schneller“, erzählt die 13-Jährige. Besonders schade findet sie, dass wegen des Corona-Virus nun auch die Berufsfelderkundungstage ausfallen. „Auch blöd am Unterrichtsausfall ist, dass man ja mündlich nicht mehr bewertet werden kann. Wenn man dadurch eine schlechtere Note bekäme, wäre das sehr ungerecht“, findet sie.

 Auf ihrem Arbeitsplan hakt sie ab, was sie bereits erledigt hat.

Auf ihrem Arbeitsplan hakt sie ab, was sie bereits erledigt hat.

Foto: Melanie Van Schyndel/Mealnie Van Schyndel

Für die Abiturienten waren die Unterrichtstage zwar schon gezählt, aber auch sie werden von ihren Lehrern noch mit Infos versorgt. „Ich hatte diese Woche drei Stunden digitalen Bio-LK-Unterricht, das war wirklich gut“, erzählt Anna. Sie macht dieses Jahr ihr Abitur am Leibniz-Gymnasium. Das Lernen zu Hause findet sie sehr effektiv, gerade im Hinblick auf die Vorbereitung der Abiturprüfungen. Und die will Anna auch unbedingt ablegen. „Wir haben alle schon so viel investiert und gelernt. Und mit den Prüfungen werde ich meinen Schnitt nochmal verbessern können.“

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