Breitbandausbau in Dormagen Langsames Netz soll Fahrt aufnehmen

Dormagen · Trotz intensiven Ausbaus von schnellem Internet durch die Kooperation von evd und Netcologne gibt es unterversorgte Bereiche in der Stadt. Das soll sich durch ein Bundesförderprogramm bald ändern.

Schnelles Netz auch für „weiße Flecke“ in Dormagen
Foto: Pixabay

Die E-Mail mit den Urlaubsfotos will einfach nicht ankommen, das Herunterladen von Musikvideos dauert gefühlt eine Ewigkeit: Es gibt sie noch in Dormagen, die sogenannten weißen Flecken. Die kleinräumigen Bereiche, in denen die Datenübertragung bei weniger als zwei, drei Mbits pro Sekunde liegt. Nur ein paar hundert Meter weiter surft der Nachbar im günstigsten Fall mit einer 30- bis 40-fach schnelleren Geschwindigkeit. Diese krassen Unterschiede sollen bald vorbei sein. Denn aktuell laufen finale Gespräche zwischen dem Rhein-Kreis Neuss und Telekommunikationsunternehmen. „Nach Erhalt des endgültigen Zuwendungsvertrags durch Bund und Land kann in die Ausbauphase übergegangen werden“, sagt Rhein-Kreis-Pressesprecher Reinhold Jung.

Konkret geht es um die Gärtnersiedlung Blechhof im Ortsteil Delhoven, um den südlichen Ortsteil von Broich, den Weiler Nachtigall (westlich von Zons, nahe der B 9) und um den Campingplatz Grind. Streng genommen gehört auch das Kloster Knechtsteden und das dortige Norbert-Gymnasium dazu, aber für die Schule gibt es ein gesondertes Förderprogramm.

Laut dem Amt für Entwicklungs- und Landschaftsplanung beim Rhein-Kreis Neuss kalkuliert man in dem vom Bund im März 2017 bewilligten Förderantrag mit einem Gesamtvolumen von circa 7,9 Mio, wovon die Kommunen zehn Prozent tragen. Alle ausgewiesenen weißen Flecken im Rhein-Kreis Neuss werden mittels FTTH (Fiber to the home) mit Glasfaser angebunden. Von den vorläufig bewilligten Fördermitteln werden vorbehaltlich ca. eine Million Euro für den Ausbau nach Dormagen fließen.

In einer Statistik (Stand 30. Juni 2017) weist der Rhein-Kreis auf die insgesamt recht hohe Versorgung der Städte und Gemeinden mit Breitband hin. Demnach verfügen (über alle leitungsgebundenen Technologien betrachtet) 90,2 Prozent der Dormagener Haushalte über schnelles Internet von 50 Mbits/Sekunde und mehr - das ist der Spitzenwert im Kreisgebiet, noch knapp vor Neuss. Der Zuwachs an Haushalten mit schnellem Internet in den anderthalb Jahren davor liegt bei 31,7 Prozent. Der Hauptgrund dafür liegt in der Kooperation zwischen dem heimischen Energieversorger evd und Netzanbieter Nectcologne. Denn im Juni/Juli 2015 wurde die Datenautobahn mit schnellem Glasfaser gebaut. Der Ausbaufokus lag auf den Stadtteilen, die stark unterversorgt gewesen waren und lediglich über Bandbreiten von maximal sechs Mbit/s verfügten. Dazu gehörten Gohr, Straberg und Zons. Ebenfalls profitierten Dormagen-Mitte, Horrem und Rheinfeld. Von diesem Ausbauprojekt profitierten insgesamt rund 17.000 Privathaushalte und über 400 Firmen.

Laut Energieversorger evd gibt es noch Versorgungslücken in Hackenbroich und Delhoven, weil dort mit der Telekom ein anderer Anbieter von der Bundesnetzagentur den Zuschlag erhalten hat. Wenig Hoffnung gibt es für den ein oder anderen abgelegenen Bauernhof. „Dort muss nachgewiesen werden ,dass es keiner macht, dann könnten auch dort Fördermittel für einen Ausbau beantragt werden“, sagt die evd.

Unternehmen müssen gemeinhin größere Datenmengen transportieren und haben ein großes Interesses an schnellem Internet. „Vor allem aus der IT- oder Medienbranche“, sagt Michael Bison, Wirtschaftsförderer der Stadt. Große Probleme haben die Dormagener Unternehmen offenbar nicht, denn, so sagt Bison, es wird nicht thematisiert. „Wir fragen bei Treffen und in Gesprächen nach, aber die Versorgung scheint gut zu sein.“ Für die Wirtschaftsförderung ist es wichtig, dass künftige Gewerbegebiete und -parks von vornherein mit einer hohen Bandbreite versorgt werden, wie beispielsweise Top-West, das als nächstes erweitert werden wird. Bison: „Unternehmen, die sich in Dormagen ansiedeln wollen, erwarten hier einfach schnelles Internet.“

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