Dormagen Salafisten verteilen den Koran vor dem Rathaus

Dormagen · Das Interesse der Dormagener an einem kostenlosen Koran ist offenbar gering. Kaum jemand verlor sich gestern am Stand der radikalislamischen Salafisten, die erstmals vor dem Alten Rathaus den Koran zum Mitnehmen anboten. Eher misstrauisch beobachteten Passanten die beiden Männer unter dem Pavillon.

 Ein Salafist zeigt einem Passanten den Koran.

Ein Salafist zeigt einem Passanten den Koran.

Foto: Stefan Büntig

Nach Angaben der Stadtverwaltung haben die Salafisten eine Sondernutzungserlaubnis beantragt, die man ihnen, so Sprecher Harald Schlimgen, nur "aus besonderem Grund" verwehren könne. "Solange es sich nicht um eine verbotene Gemeinschaft handelt, haben wir keine Handhabe", sagte er.

Zudem gebe es eine entsprechende Anweisung vom Innenministerium. Daran hält sich die Stadt Neuss offensichtlich nicht. Dort wird Salafisten "aus Gründen des religiösen Friedens" nicht genehmigt, den Koran zu verteilen. "Das sorgt für zu viel Unruhe", sagte ein Sprecher. Die Stadt Neuss bezieht sich auf Paragraf 18 des Straßen- und Wegegesetzes des Landes NRW, der die Sondernutzung von Straßen regelt.

Polizeibeamte hatten die Salafisten gestern in Dormagen beobachtet, mussten aber anders als am Wochenende in Bonn nicht eingreifen. Dort waren am Samstag mehrere Polizisten verletzt worden, als Salafisten als Reaktion auf eine Pro- NRW-Kundgebung mit islamfeindlichen Karikaturen die Polizei angriffen. Heute rechnet die Polizei mit Randale bei einer Pro-NRW-Veranstaltung in Köln-Ehrenfeld. "Gegen jede Form von Gewalt werden wir frühzeitig und konsequent vorgehen", so der Einsatzleiter.

Weitere Aktionen in Dormagen haben Salafisten laut Verwaltung bislang nicht angemeldet. Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann wies bei einer Veranstaltung zum Thema Integration gestern Abend daraufhin, dass sich die Aktion "im Rahmen unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung leider nicht verwehren lässt". Das gelte auch für Wahlplakate von Pro NRW, "auf denen zu einem Kreuzzug gegen Moscheen aufgerufen wird". Beides zu ertragen, falle Hoffmann schwer: "Hier werden Menschen in unserer Stadt gegeneinander aufgehetzt."

(NGZ/rl)
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