Dormagen RTL-Autor liest aus seinem neuen Mafia-Buch

Dormagen · Das Café "Seitenweise" mit seinem Inhaber Stephan Thönneßen hat ein neues Buch aufgeschlagen. Dass es sich dabei um ein heißes Thema handelte, war die Sensation. Der Dormagener RTL-Moderator Maik Meuser, einer der beiden Autoren, fasste "Die Mafia in Deutschland" nicht, wie es leider viel zu oft geschieht, mit spitzen Fingern und verharmlosend an, sondern wählte Klartext. "Ich bin sprachlos über die Kälte der Mafia", eröffnete er den Abend, ohne damit einen Widerspruch zu artikulieren.

Sein unerschrockenes Recherche-Team ist viel gereist und war oft ganz nahe dran. "Das interessiert heute doch niemand", wiegelte Sabine Vogt, Abteilungsleiterin im Bundeskriminalamt (BKA), ab. Das träfe auch völlig zu, wenn nicht vor zehn Jahren in Duisburg vor einer Pizzeria sechs Menschen bestialisch umgebracht worden wären. Der Schock sitzt immer noch tief. Viele kriminelle (Geschäfts-)Praktiken liegen doch offen zutage, ist eine Erkenntnis der Rechercheure. Drogengeschäfte, Schwarzarbeit, Geldwäsche und Umsatzsteuerbetrug summieren sich auf horrende Milliardenbeträge. "Der Mensch zählt bei ihnen nichts", gewährte Meuser einen tiefen Blick in die Welt der ´Ndrangetha, um nur die mächtigste Mafia-Formation zu nennen. In deren Diensten stehen 60.000 Menschen.

Maik Meuser ist um keine steile These verlegen. "Den Kapitalismus zu Ende gedacht", sagt er, "landet man bei der Mafia." In Italien sind die Gesetze verschärft worden, so dass allein schon die Mitgliedschaft strafbar ist. Jeder muss nachweisen, wie er sein gelegentlich riesiges Vermögen angehäuft hat. In Deutschland zählen bei der Verfolgung nur wasserdichte Tatbestände, und die Behörden müssen mühsame Nachweise führen. Bei dünner Personaldecke und mangelndem Verfolgungsdruck sei da aber nicht viel zu holen, moniert der RTL-Moderator. Überzeugend und quälend ist die Leidensgeschichte der in mafiöse Mühlen geratenen Kronzeugin Maria Pasquale. Kurzum: das ist eine wichtige und dringende Lektüre, deren Inhalt geradezu nach einer öffentlichen Auseinandersetzung schreit.

(NGZ)
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