Dormagen Rotes Kreuz fordert mehr Einsätze

Dormagen · Die ehrenamtliche Hilfsorganisation will mit Krankenfahrten ihren Bereitschaftsdienst finanzieren. Bisher wird das DRK kaum berücksichtigt, das Verhältnis zur Feuerwehr ist schwierig. Ein Blick hinter die Kulissen des Rettungsdienstes.

 Bei Rettungseinsätzen ist in Dormagen die Feuerwehr zuständig. Das Deutsche Rote Kreuz will künftig zusätzlich zum Sanitätsdienst auch Krankenfahrten leisten.

Bei Rettungseinsätzen ist in Dormagen die Feuerwehr zuständig. Das Deutsche Rote Kreuz will künftig zusätzlich zum Sanitätsdienst auch Krankenfahrten leisten.

Foto: Jazyck

Das Geschäft mit der Gesundheit macht auch vor dem Rettungsdienst keinen Halt. Private Unternehmen drängen seit Jahren auf den Markt, machen den etablierten Hilfsorganisationen durch Niedrigpreisangebote das Leben schwer. Beispiel Bonn: Hier hat die Stadt den Rettungsdienst an den preisgünstigsten Anbieter vergeben, Mitarbeiter des Ausschreibungssiegers klagte prompt über miese Bezahlungen. In Dormagen ist der Rettungsdienst traditionell Sache der Feuerwehr, die Strukturen sind stabil und bewährt. Doch der Ortsverband des Deutschen Roten Kreuzes ist mit der Situation unzufrieden, will künftig stärker eingebunden werden.

Dabei geht es – wenig überraschend – ums Geld. Das DRK will seine Einnahmen verbessern, in dem es mehr Krankentransporte durchführt. Rund 99 Euro könnte das DRK für jede innerstädtische Krankenfahrt über die Kreisleitstelle abrechnen. "Das Geld brauchen wir dringend, damit wir unseren Bereitschaftsdienst in einem vernünftigen Rahmen leisten können", sagt DRK-Ortsverbandssprecher Heinz W. Rothmann. Gerade erst hat der Ortsverband einen zweiten Krankenwagen gekauft, "wir haben die Mittel und das Personal, um solche Krankenfahrten anzubieten", sagt Rothmann.

Allerdings hängt der DRK am Wohlwollen der Kreisleitstelle. Dort wird entschieden, welche Einsatzkräfte ausrücken und welche Maßnahmen sie leisten. Das DRK ist in Dormagen allerdings nur für den Sanitätsdienst vorgesehen, als Ersthelfer bei Schützenfesten, Karnevalsumzügen oder auf Sportplätzen. Krankentransporte und der Rettungsdienst sind die Domäne der Dormagener Feuerwehr. Erst wenn sie auf Grund anderer Einsätze nicht die Krankentransporte leisten können, wäre das DRK eine Option. "Dort beginnt eine Grauzone, in der abgewogen wird, wann ein Hinzuziehen der Hilfsdienste sinnvoll ist", sagt Bernd Eckhardt, bei der Stadt Dormagen für den Rettungsdienst verantwortlich.

Tatsächlich tut sich die Kreisleitstelle in Neuss aber schwer, die Hilfsorganisation zur Hilfe zu rufen. "Wir haben in den vergangenen drei Jahren exakt drei Krankenfahrten zugeteilt bekommen. Das Ansehen des DRK ist schlecht – die Gründe dafür sind in der Vergangenheit zu suchen. Es gab Fälle, da wurde der Patient aus unserem Wagen in ein anderes Einsatzfahrzeug umgeladen", erzählt Rothmann. Der persönliche Eindruck wird von der Kreisverwaltung eingeschränkt bestätigt: "Die Feuerwehr im Chempark oder in Köln sind Alternativen, die wir hinzuziehen", sagt Ordnungsamtsleiter Hans-Joachim Klein.

Rothmann erinnert jedoch an den Ineos-Brand, "als unsere Kräfte auf einmal funktionieren mussten". Nur eine vernünftige Finanzierung der bereitzuhaltenden Materialien könne gewährleisten, "dass wir solche Einsätze stemmen können". Der DRK-Sprecher vermutet, dass Krankenfahrten für die Feuerwehr deshalb so interessant sind, um kostenneutral arbeiten zu können. "Bei uns würde aber wirklich etwas hängen bleiben, weil unser Personal ehrenamtlich arbeitet."

Etwa 2500 Fahren hat die Dormagener Wehr im vergangenen Jahr geleistet, Bernd Eckhardt sieht keinen Handlungsbedarf für eine Aufweichung der bestehenden Strukturen. "Das Engagement der Hilfsorganisationen ist löblich, aber ihre Finanzierung darf nicht Sache des öffentlichen Rettungsdienstes sein."

(NGZ)
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