Dormagen-Tag Auf dem Weg zum Weltkulturerbe

Dormagen · Die römische Vergangenheit soll in Dormagen noch besser sichtbar gemacht werden. Dazu hat die Stadt einen neuen Flyer zum Niedergermanischen Limes und den Antrag auf Unesco-Weltkulturerbe erstellt.

Ungewöhnliche Laute waren auf dem Platz vor dem Norbert-Gymnasium in Knechtsteden zu hören: „Salve“, begrüßte ein älterer Dormagener stilsicher einen militärisch gewandeten Römer, der grinsend zurückgab: „Ich grüße Sie auch. Bleiben Sie gesund! Da haben Sie aber das Latein-Wissen aus der Schulzeit zusammengekratzt...“ Gleich zwei stolze Römer machten bei der Zukunftsschau „Dormagen-Tag“ nicht nur Werbung für ihre historische Kohorte „Cohors I Nervana Germanorum Miliaria Equitata“, sondern auch für das Projekt „Dormagen auf dem Weg zum Unesco-Welterbe“.

Einen gleichnamigen Flyer hatte die Stadtverwaltung eigens für den Dormagen-Tag produziert. „Wir wollen nicht nur mit diesem Werbemittel auf unsere reichhaltige römische Geschichte hinweisen“, erläutert Harald Schlimgen, städtischer Fachbereichsleiter für Bürger- und Ratsangelegenheiten. Mit den lebendigen Römern und dem Stand des Geschichtsvereins Dormagen war bei der Leistungsschau des Stadtkonzerns und mehrerer Partner auch die geschichtliche Vergangenheit sehr präsent.

„So konnten wir auf den Antrag auf Welterbe bei der Unesco verweisen, mit dem der Niedergermanische Limes den anderen historischen Grenzbauten gleichgestellt werden soll“, sagte Schlimgen. Denn der Hadrianswall in Großbritannien, der Antoniuswall in Schottland und der Obergermanisch-Rätische Limes in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind bereits als Welterbe anerkannt. Die Bundesländer NRW und Rheinland-Pfalz sowie die benachbarten Niederlande haben sich in einer Kooperationsvereinbarung darauf verständigt, den Welterbe-Antrag zu stellen. Der einstige Grenzabschnitt des römischen Imperiums erstreckte sich über eine Länge von 385 Kilometern von Remagen bis zur Nordseeküste. „Dieses größte lineare archäologische Denkmal in Europa besteht aus militärischen Forts, Siedlungen, Häfen und Schiffsfunden entlang des ehemaligen Flussverlaufs. Dormagen mit seinem Reiterkastell ist eine von 27 Fundstätten in NRW, denen dabei besondere Bedeutung zukommt“, heißt es in dem Flyer.

Der Welterbe-Antrag sei eine Chance, das Bewusstsein für die römische Vergangenheit noch weiter zu stärken – gemeinsam mit dem Haus Bürgel in Monheim und dem Clemens-Sels-Museum in Neuss zusätzlich Touristen, die auf antiken Spuren unterwegs sind, anzulocken. Mitten in Dormagen sind die Spuren der Römer zwar sichtbar, aber nicht unübersehbar, da keine kompletten Bauten aus jener Zeit erhalten blieben. „Dennoch handelt es sich für Historiker und Archäologen um ein besonders gut und umfangreich erforschtes Beispiel eines Hilfstruppenlagers“, so der Flyer. Seit Jahren bietet der Geschichtsverein Dormagen Führungen an, um den historischen Hintergrund der Stadt zu beleuchten. Er betreut auch den Römerkeller neben St. Michael, der nach vorheriger Vereinbarung besichtigt werden kann. In dem Wohnhauskeller waren früher Vorräte untergebracht. Heute sind dort zahlreiche römische Fundstücke ausgestellt.

Wo heute das Historische Rathaus steht, befand sich das ab etwa 80 nach Christus zur Sicherung des Niedergermanischen Limes erbaute Reiterkastell Durnomagus. Es war etwa drei Hektar groß und erstreckte sich zwischen der Heerstraße, die von Köln nach Neuss führte, der heutigen Römerstraße und der Nettergasse. Eine Ausstellung im ersten Obergeschoss des Historischen Rathauses informiert über die Zeit mit einem Modell und Fundstücken.

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