Dormagen Römischen Anbau entdeckt

Dormagen · Bei Grabungen auf dem Gelände der künftigen Seniorenresidenz hat das Team von "Troll Archäologie" rund 100 römische Funde gemacht. So auch Grundriss und Pfeiler eines Vordachs aus dem zweiten Jahrhundert.

 Auf dem Gelände an der Langemarkstraße haben Ines Maria Grohmann (l.) und Stefanie Grohmann-Troll römische Funde gemacht.

Auf dem Gelände an der Langemarkstraße haben Ines Maria Grohmann (l.) und Stefanie Grohmann-Troll römische Funde gemacht.

Foto: H. Jazyk/Troll Archäologie

Der Lehm pappt an ihren Schuhen, erzeugt beim Betreten der Baugrube ein quietschend patschendes Geräusch, doch Ines Maria Grohmann bemerkt es nicht einmal. Schließlich gräbt die Archäologin gemeinsam mit Stefanie Grohmann-Troll, Chefin von "Troll Archäologie", schon seit 22 Arbeitstagen auf dem Gelände der ehemaligen Villa Nussbaum an der Langemarkstraße. Und in dieser Zeit haben sie rund 100 Funde aus römischer Zeit gemacht — und verschiedene Wetter- und damit Bodenphasen erlebt: "Zu Beginn war der Untergrund hart wie Beton, doch jetzt schwimmen wir im Lehm fast weg", sagt die 40 Jahre alte Grabungsleiterin Ines Grohmann lachend.

Waren die Funde auf dem Areal des Rathausneubaus an der Castellstraße 2008 noch Hinweise auf die Siedlung innerhalb des römischen Kastells, so sind die Archäologinnen auf dem Gelände der künftigen Seniorenresidenz nun Bauten und Gegenständen aus einer Siedlung vor dem Wallgraben auf der Spur. Dort "buddeln" sie im Auftrag von Martin Reimer vom Büro Reimer Bauten zur so genannten Sachverhaltsermittlung.

Und "Troll Archäologie" war erfolgreich: Die mit einem Bagger, mit Schaufeln, Kratzer, Besen und mit der Hand freigelegten Funde stammen aus mindestens zwei unterschiedlichen Zeitphasen. "Das erkennen wir an der Stratigraphie (Schichtenfolge) und können so eine relative Chronologie ablesen", erläutert Grohmann. Anhand des Fundmaterials wie Scherben von Trinkgefäßen und Tellern kann die Zeit absolut bestimmt werden. Von 81 bis 96 nach Christus wurde in der heutigen Innenstadt das Alenlager Durnomagus in Holzerdetechnik errichtet, dem ab dem Jahr 140 nach Christus ein Steinbau für eine 500 Mann starke Truppe folgte.

"Römische Soldaten durften während ihrer Militärzeit keine Familie haben, trotzdem findet man im Außengelände immer wieder Gebäude, in denen Familien wohnten", weist Grohmann darauf hin, dass die Frauen und Kinder meist direkt außerhalb der befestigten Anlagen gelebt haben. So auch an der Langemarkstraße, wo die Archäologinnen Gebäude-Grundrisse freilegten und Reste eines Baus aus der Mitte des 2. Jahrhunderts entdeckten: "eine Art Unterstand mit Überdachung — fast wie ein Carport heute", so Ines Grohmann. Außerdem fanden sie eine Stelle, an der Knochen auf ein vergrabenes Pferd hindeuten.

Die Grabungsleiterin erwartet sich von der Auswertung neue Erkenntnisse zu der Besiedlung rund um das Kastell, von der, vor allem westlich des Kastells, noch sehr wenig bekannt war. "Wahrscheinlich dehnt sich die römische Bebauung außerhalb des Lagers noch weiter nördlich aus", erklärt Grohmann.

(NGZ/rl)
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