Mega-Projekt in Dormagen Ablehnung nicht als Selbstzweck

Meinung | Dormagen · Über Rheinfeld hinaus wächst die Hoffnung, die ungeliebte Rheinwassertansportleitung stoppen zu können. Das ist verständlich, aber die Medaille hat auch eine zweite Seite.

Das Interesse an Infos zur Wasserleitung ist in Rheinfeld groß.

Das Interesse an Infos zur Wasserleitung ist in Rheinfeld groß.

Foto: Georg Salzburg (salz)

Was Bürger mit viel Engagement erreichen können, dafür stehen aktuell und beispielhaft die Rheinfelderinnen Carina Siepen und Inge Gilz, die mit der Gründung der Facebook-Gruppe zur Rheinwassertransportleitung mit bald 600 Mitgliedern eine enorme Öffentlichkeitswirkung erzielt haben. Erst dadurch kam es zur Bürgerinformationsveranstaltung in dieser Woche, bei der klar wurde, dass es zum einen ein erhebliches Informationsdefizit bei den Bürgern zu diesem Mega-Projekt gibt, das zuvor von RWE, Bezirksregierung und Stadt nicht beseitigt worden war. Zum anderen gibt es viele offene Fragen und Ungereimtheiten, die angesichts eines derart bedeutenden Projektes schon erschrecken.

Dass die Stadt jetzt die Speerspitze einer Bewegung ist mit dem Ziel, diese Transportleitung zu verhindern, ist auch kritisch zu sehen: Schon mit Beginn des Braunkohletagebaus vor Jahrzehnten war klar, dass die riesigen Gruben einmal verfüllt werden müssen. RWE erklärte in der Schützenhalle plausibel, warum dies nur Rheinwasser sein kann. Was auch sonst. Im Strukturwandel des Rheinischen Reviers spielt die Rekultivierung der Gruben in Garzweiler und Hambach eine wichtige Rolle. Sie ist alternativlos – oder sollen dort Löcher für die Ewigkeit liegen? Dormagen ist von den Auswirkungen des Tagebaus nicht direkt betroffen, aber auch als (Rhein-)Anlieger Teil der Gesamtschau und trägt als potenzieller Entnahmestandort auch Verantwortung für die Bürger im rheinischen Revier.

Auf der anderen Seite ist es absolut legitim zu prüfen, ob das aktuelle Verfahren mit plötzlich vielen Planänderungen so korrekt ist, ob es nicht doch eine bessere Trassenführung oder einen geeigneteren Standort für das Bauwerk am Deich gibt oder wie die Bürger vor Lärm und bei einem Störfall geschützt werden können. Gerade auf wichtige Detailfragen wussten die RWE-Vertreter keine schlüssige Antwort, so dass Zweifel und Sorgen der Bürger verständlich sind.

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