Dormagen Retro-Weihnachtsmusik aus dem Radiomuseum

Dormagen · Für gute Weihnachtsmusik lohnt sich auch mal ein Blick zurück, weiß auch Volkmar Hess. Seine besondere Liebe sind Schellackplatten.

Wer genug vom immer gleichen "Last Christmas" im Radio hat, der kann im Dormagener Radio- und Phonomuseum Weihnachtsklassiker auf alten Schellackplatten genießen. Experte für die besonderen Scheiben ist Volkmar Hess. Er ist der 2. Vorsitzende des Fördervereins und engagiert sich sehr für das Museum an der Bahnhofstraße. Viele der ausgestellten Schellack- oder Vinylplatten sind von ihm. Dazu kommen noch zahlreiche Grammophone. Er sammelt schon seit Mitte der 1970er Jahre, begonnen hat er, "weil ich authentisch hören wollte, wie sich die Klassiker damals angehört haben."

Volkmar Hess und seine Schätze: Unzählige Grammophone und Schellackplatten besitzt der Musikliebhaber. Die Stücke sind im Dülkener "Haus des nostalgischen Klanges" und im Dormagener Radio- und Phonomuseum ausgestellt.

Volkmar Hess und seine Schätze: Unzählige Grammophone und Schellackplatten besitzt der Musikliebhaber. Die Stücke sind im Dülkener "Haus des nostalgischen Klanges" und im Dormagener Radio- und Phonomuseum ausgestellt.

Foto: busch

Doch woher kommt die Vorliebe für die beinah antiken Schallplatten? "Die Schellackplatten sind die ältesten und haben die längste Zeit überdauert", sagt Hess. Damals seien diese Scheiben die einzige Möglichkeit für Musik gewesen. "Deshalb sind Schellackplatten für mich nicht nur Kulturträger, sondern auch Kulturbotschafter", so Hess.

Der Aufwand für drei Minuten "Musikgenuss" sei groß. "Man muss jedes Mal eine neue Nadel neu einspannen, die Platte von Hand auflegen und vorher noch die Federwerke überprüfen." Für ihn bedeute das immer eine kleine Zeitreise. Über 3000 Platten hat Hess in seiner privaten Sammlung. Dazu kommen unzählige Grammophone in verschiedensten Ausführungen. Auch die bekannteren und noch herstellbaren Vinylplatten besitzt er.

Der Unterschied zwischen den beiden Modellen sei "vor allem das Material. Vinyl ist längst nicht so robust, aber deutlich billiger", erklärt Hess. Da den Soldaten der USA im Zweiten Weltkrieg Musik zugänglich gemacht werden sollte, brauchte man etwas, was günstiger produziert werden konnte. "Schellack ist sehr teuer. Die Platten haben damals rund zwei Mark gekostet, für viele ein Stundenlohn." Ab 1950 sei der Wandel abgeschlossen gewesen.

Hess, der auch das "Haus des nostalgischen Klanges" in Dülken betreibt, hatte schon bald keinen Platz mehr für alle seine Sammelstücke. Dazu bot er noch Führungen an. "Da wir hier vom Platz sehr eingeschränkt sind, bin ich froh, dass wir in Dormagen das Museum haben", erklärt er. Dort hat er auf 500 Quadratmetern Platz für größere Führungen. Es kämen im Jahr zwar nur rund 3000 Besucher, aber "die kommen alle nicht aus Dormagen und schlendern anschließend noch durch die Stadt. Das ist natürlich auch ein Vorteil für die Händler."

Die Liebe zu den Schellackplatten sei keineswegs auf die ältere Generation begrenzt. Gemeinsam Musik hören sei am schönsten. "Ich habe einen Klub der Grammophoniker gegründet, und dessen Altersschnitt liegt bei Mitte 30. Ich bin da schon einer der alten Hasen", lacht er. Mit neumodischer Weihnachtsmusik hat er aber keine Berührungsängste. "Die Lieder gehen in die Rock'n' Roll-Richtung, das gefällt mir." Allgemein gilt für ihn: "Gute Musik hat kein Verfallsdatum." Er geht sogar einen Schritt weiter. "Ich würde mir wünschen, dass neue Weihnachtslieder auf Schellackplatten gepresst werden." Damit sei er kein Einzelfall.

Viele der Plattenliebhaber würden sich neue Musik auf Schellack wünschen. Da das Material kaum noch zu bekommen sei, gehe das aber nicht mehr. "Vinylscheiben kann man in Deutschland noch an verschiedenen Standorten herstellen. Schellack wird leider weltweit nicht mehr produziert."

Klangproben der nostalgischen Platten gibt es jeden Sonntag ab 14 Uhr im Radio- und Phonomuseum.

(se)
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