"Irgendwie ist die Stimmung so scheiße im Land", überschreibt der Berufspessimist seinen Bericht zur Lage der Nation, und für ihn daran schuld: der Wähler, der sein Kreuzchen bei den Volksparteien macht ("Schröder und Merkel, politisch betrachtet eine Mischung aus Parkinson und Schlaganfall"), statt links zu wählen und jene an die Regierung zu bringen, die "was ändern wollen und sich für die Abgehängten einsetzen". Linksgefärbt auch Rethers Einlassungen zum Flüchtlingsstrom als Folge des "geklauten Wohlstands der westlichen Welt".

"Drehen wir den Spieß doch mal um und schauen über den Tellerrand, dann werden wir tolerant." In Rethers sprachgewaltiger Welt sind Rollen klar verteilt - böse ist, wer sich vom Rückenmark (Instinkten) statt vom Großhirn leiten lässt. Beim Thema "Tiere essen" ereifert der Kabarettist sich nahezu missionarisch - mit Schuhen und Gürtel aus Leder. Irgendwie ist eben auch Hagen Rether ein Teil der Konsumgesellschaft, die er geißelt.

Er nimmt sich nicht aus. Genau das macht seine Tiraden versöhnlich, ohne ihnen den aufrüttelnden Charakter zu nehmen. Der Kabarettist appelliert an uns, gelassener zu sein ("Zorn ist wie Wut mit Abitur"), Doppelstandards zu überdenken ("Wir haben links die Menschenrechte unterm Arm und rechts den Vertrag über Waffenexporte") und vor allem: Haltung zu zeigen. 500 Zuschauer haben verstanden. Sie goutieren die dreieinhalbfache Sternstunde des Kabaretts, die Rether mit einer grandiosen Interpretation von Michael Jacksons "Earth Song" am Flügel beschließt, mit viel Beifall.