Grün- und Strauchflächen als verkappte Müllkippen Rekordmarken beim Sauberhaft-Tag

Dormagen · Von Chris Stoffels

Über 3.000 Bürger, darunter viele Jugendliche, sammelten am Samstag im Stadtgebiet etwa 43,5 Tonnen Unrat, 15 Liter Altöl und einen knappen Kubikmeter Sondermüll - ein neuer Rekord. Der kleine Jan Gruteser war schon die Woche über zappelig. Sein Vater Thomas, Leiter des Bauhofes, hatte versprochen, ihn zum Sauberhaft-Tag mitzunehmen. Vater und Sohn waren zwei von gut 3.000 Männer und Frauen, Jungen und Mädchen, die - mit blauen Säcken und Handschuhen ausgerüstet - das Stadtgebiet auf Hochglanz brachten. Stolze Bilanz der Jäger in Delhoven: Sie haben wieder die größte Müllmenge gesammelt. NGZ-Foto: H. Jazyk

Insbesondere die zahlreichen kleineren und größeren Grün- und Strauchflächen in den Ortsteilen stellten sich dabei wieder als verkappte Müllkippen heraus. Zwei große Wellbleche in Rheinfeld, zwei Verkehrsschilder in der Nähe der Polizeiwache, eine Gaspistole im Schulviertel..... das Sammelsurium ist auch in diesem Jahr äußerst vielfältig.

Eine sorgfältige Vorbereitung von Pressesprecher Harald Schlimgen, der städtischen Abfallbeauftragten Anke Tobies-Gerstenberg und Stadtmarketing-Beauftragten Guido Schenk lenkte das Heer der Helfer in geordnete Bahnen. In den einzelnen Orten leitete die meist schon seit drei Jahren bewährten Koordinatoren das Großreinemachen. "Auch in diesem Jahr waren wieder zahlreiche Kinder und Jugendliche dabei", zog Bürgermeister Reinhard Hauschild eine erfreuliche Bilanz. "Es haben sich rund fünf Prozent unserer Bevölkerung an der Aktion beteiligt, das ist die größte Bürgerbewegung in der Stadt."

Auch in der vierten Auflage sei von Resignation nicht zu spüren, so Hauschild, der um neun Uhr im Rathausumfeld seinen persönlichen Sauberhaft-Tag begann. Einige der Koordinatoren wie Ralf Köppen in Rheinfeld allerdings klagten über die Sauberhaft-Müdigkeit einiger Teilnehmer: "Das hat doch keinen Zweck, in zwei Wochen sieht es so aus wie vorher." Andere wiederum sehen die Verantwortung bei der Stadt, und das Großreinemachen nicht als Gemeinschaftsaufgabe der Bürger.

In diesem Zusammenhang macht Hauschild aber deutlich, wie schwierig es ist, Müllsünder zu erwischen. Der Bürgermeister dagegen betont den Langzeiteffekt: "Menschen, die sich hier den Rücken krumm gemacht haben, werfen so schnell nichts mehr weg." Langzeitwirkung erhofft er sich insbesondere von den Kindern. Ganze Klassenverbände von Grund- über Realschulen bis zu Gymnasium und Gesamtschule waren angerückt, das Raphaelshaus war wieder mit einer schlagkräftigen Truppe dabei, aber auch viele Vereine von den Schützen über die Imker bis zu den Kleingärtnern waren vertreten.

Im Hackenbroicher Revier waren die Sportangler bereits um 8 Uhr fleißig. Und den meisten Müll schulterten wie bereits in den Vorjahren die Jäger in Delhoven. Was sie an Schränken, Batterien, Kleinmöbeln, Müll aus dem Gestrüpp holten, ist eine Schande. Die Erkenntnis eines erfahrenen Sauberhaft-Teilnehmers: "Am schlimmsten ist es an den Böschungen der Hauptverkehrsstraßen. Die Autofahrer schmeißen einfach alles aus dem Fenster." Potenziert ist die Situation an der Autobahnböschung: Von Batterien, die am Fahrbahnrand entsorgt werden bis zum kompletten Lkw-Reifen, der liegen gelassen wurde, war dort alles zu finden.

Ein Müll-Utensil, das noch im vergangenen Jahr ganze Säcke füllte, ist dagegen aus der Landschaft weitgehend verschwunden: Mit der Einführung des Dosenpfandes hat das Müllproblem Dose nachgelassen. Peter Hahn, Koordinator in Rheinfeld, und Ingo Kolmorgen, der die Aktion in Dormagen-Mitte leitete, zeigten sich erleichtert, dass das Wetter trocken blieb. "Um neun Uhr sah es noch nach Regen aus. Allerdings hielt das offenbar doch einige ab, sich spontan an der Aktion zu beteiligen."

43,5 Tonnen Müll, 15 Liter Altöl, fast ein Kubikmeter Sondermüll hatten Dirk Westerhausen und sein Team RWE-Umwelt mit 30 Fahrzeugen schließlich auf der Deponie in Neuss-Grefrath zu entsorgen. Dormagen verzeichnet einen neuen Rekord, während anderswo, wie in Düsseldorf, die Aktion mittlerweile eingeschlafen ist. Der nächste Sauberhaft-Tag ist schon terminiert - und den Akteuren bleibt die Hoffnung, dass zwischenzeitlich die Sauberhaft-Satzung mit empfindlichen Folgen, Patenschaften für Grünflächen und Sauberhaft-Mobil das Problem-Bewusstsein der Bürger in Sachen Müll schärfen und Akzente setzen.

(NGZ)
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