Dormagens Bürgermeister zum Bäcker-Streit "Ich kann die Schüler verstehen"

Dormagen · Er bezieht klar Stellung zu den Rassismus-Vorwürfen gegen Bäckereibetreiber Meuser: Dormagens Bürgermeister Erik Lierenfeld hat im Interview mit unserer Redaktion beleidigende Diskussionen verurteilt. Er ruft zur Sachlichkeit auf.

 Bürgermeister Erik Lierenfeld kritisiert die Diskussionen auf Facebook und wirbt für das persönliche Gespräch.

Bürgermeister Erik Lierenfeld kritisiert die Diskussionen auf Facebook und wirbt für das persönliche Gespräch.

Foto: ATI

Herr Bürgermeister, warum schalten Sie sich in den Streit um hetzerische Aussagen des Bäckereibetreibers Meuser ein, die ihm durch Schüler des Leibniz-Gymnasiums vorgeworfen werden?

 Die Dormagener Schüler wollen sich gegen Rassismus einsetzen.

Die Dormagener Schüler wollen sich gegen Rassismus einsetzen.

Foto: Klaus Schumilas kds

Erik Lierenfeld In der Angelegenheit sind die Emotionen bei Facebook leider sehr hochgekocht. Dort kann man letztlich aber nicht diskutieren. So etwas funktioniert nur im persönlichen Gespräch, in dem Mimik und Gestik eine Rolle spielen und der Ton auch die Musik macht. Wie wir an diesem Beispiel sehen, ufert die Diskussion schnell in üble Beleidigungen aus. Was ich teilweise gelesen habe, ist erschreckend. Die Schüler mit NS-Propaganda zu vergleichen, ist absolut inakzeptabel! Es gibt rote Linien, die rote Linien bleiben müssen.

Sie beziehen klar Stellung für die Schüler.

Lierenfeld Die Schüler des Leibniz-Gymnasiums haben nicht falsch gehandelt. Sie haben einen Sachverhalt ermittelt, intern geprüft und diskutiert. Für diesen Prozess und ihre Entscheidung lobe ich sie. Es gab auch keinen Aufruf zu einem Boykott der Bäckerei oder ähnliches.

Die Schüler haben also nichts falsch gemacht?

Lierenfeld Ich kann die Entscheidung der Schüler nachvollziehen. Gut finde ich auch, dass Herr Meuser seine umstrittenen Äußerungen inzwischen gelöscht hat. Das möchte ich ausdrücklich loben.

Befürchten Sie, dass Schüler angesichts der teilweise massiven Reaktionen im Internet abgeschreckt werden, sich künftig gesellschaftspolitisch einzubringen oder zu positionieren?

Lierenfeld Das wäre eine schlimme Konsequenz. Ich kann nur an Schüler appellieren, sich eigene Gedanken zu machen, ihre Meinung zu äußern und Stellung zu beziehen.

Wie kann man die Schulgemeinde in Hackenbroich stärken?

Lierenfeld Ich glaube nicht, dass diese Notwendigkeit besteht. Es ist ja glücklicherweise nur ein Bruchteil von Menschen, die sich derart inakzeptabel äußern. Die Schüler werden sicher viel Rückendeckung durch Mitschüler, Lehrer und Eltern erfahren. Das bekommen die Schüler schon gut hin.

KLAUS SCHUMILAS STELLTE DIE FRAGEN

(NGZ)
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