Dormagen Raphaelshaus verschärft sein Konzept

Dormagen · Die Jungen der Otmar-Alt-Gruppe werden strenger beaufsichtigt und lückenloser kontrolliert.

 Im Dormagener Jugendhilfezentrum „Raphaelshaus“ kam es vor zweieinhalb Jahren zu einvernehmlichen sexuellen Handlungen von Jugendlichen mit Kindern. Jetzt wurden drei Jugendliche verurteilt.

Im Dormagener Jugendhilfezentrum „Raphaelshaus“ kam es vor zweieinhalb Jahren zu einvernehmlichen sexuellen Handlungen von Jugendlichen mit Kindern. Jetzt wurden drei Jugendliche verurteilt.

Foto: Lothar Berns

Die sieben Jungen, die jetzt in der Otmar-Alt-Gruppe des Jugendhilfezentrums "Raphaelshaus" leben, waren schockiert und betroffen. Das berichtet Gruppen-Leiterin Ute Pietz: "Sie haben Sorge, dass sie stigmatisiert werden." Denn zwar haben die aktuell in der Gruppe untergebrachten Jungen nichts mit den sexuellen Handlungen mit unter 14-Jährigen aus dem Jahr 2010 zu tun, weswegen drei ehemalige Gruppenangehörige jetzt vom Düsseldorfer Amtsgericht verurteilt worden sind. Trotzdem fühlen sie sich für die Gruppe und ihr Ansehen mitverantwortlich.

Das Raphaelshaus hat auf die Vorfälle sofort nach Bekanntwerden vor zweieinhalb Jahren reagiert, Anzeige wegen sexueller Handlungen mit Minderjährigen erstattet, anschließend das Konzept überarbeitet und die Kontrollen verschärft.

Die Jungen unter anderem nur noch allein in einem Zimmer sein, zu zweit nur unter permanenter Aufsicht, die auch verstärkt wurde. Ein Siegel an der Tür zwingt die Jungen, ein Öffnen der Tür später zu erklären. "Das bietet allen Sicherheit, an die klaren Regeln halten sich alle", erklärt Björn Hoff, Leiter der Kick-off-Gruppen.

Bei den knapp drei Jahre zurückliegenden Taten seien die Jungen sehr geschickt mit Ablenkungsmanövern vorgegangen, sagt Scholten: "Alles verlief einvernehmlich, daher konnten die zwölf bis 15 Jahre alten Jungen ihre sexuellen Handlungen so lange vor den Pädagogen geheim halten." Selbstkritisch ergänzt er: "Wir haben das professionelle Misstrauen beiseite geschoben, da viele Projekte bei ihnen sehr gut liefen."

In die 2004 eingerichtete Gruppe ziehen Jungen unter 14 Jahren für zwei Jahre ein, die Auffälligkeiten in ihrer sexuellen Entwicklung mit Tendenz zu Grenzverletzungen oder sexueller Gewalt zeigen. "Es gibt rund 3500 Zehn- bis 16-Jährige pro Jahr in Deutschland, die in einer solchen Gruppe therapiert werden müssten, aber nur 1000 Plätze", sagt Jörg Lachnitt, Ex-Leiter der Gruppe.

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