Dormagen Raphaelshaus auf Erlebnistour

Dormagen · Dormagen Die Blasen an den Füßen sind verheilt, die Eindrücke bleiben. Daniel Naujoks (12) und Pascal Bürks (15) haben viel zu erzählen über die Wanderung der Otmar-Alt-Gruppe zum Konzentrationslager Auschwitz.

Dormagen Die Blasen an den Füßen sind verheilt, die Eindrücke bleiben. Daniel Naujoks (12) und Pascal Bürks (15) haben viel zu erzählen über die Wanderung der Otmar-Alt-Gruppe zum Konzentrationslager Auschwitz.

"Action - handeln statt schweigen" steht auf ihren blauen T-Shirts. "Das war das Motto der Ferienfahrt, die unter dem Thema Diskriminierung stand", erklärt Ute Pietz, die pädagogische Fachkraft in der Gruppe trägt die gleiche Kluft.

Mindestens zwei Wochen sind alle Gruppen des Raphaelshauses mit ihren Betreuern unterwegs, auf der Suche nach neuen Erlebnissen, aber auch jeder Menge Spaß. "Durch diese Touren wird der Gemeinschaftssinn innerhalb der Gruppen besonders gestärkt, aber auch die Persönlichkeit jedes einzelnen Kindes. Deshalb sind sie uns auch so wichtig", betont Direktor Hans Scholten.

Nur einfach Faulenzen kommt nicht infrage, manche Gruppen bewältigen in den Ferien enorme Leistungen. Auf die sieben, zwölf- bis 15-jährigen Jungen der Otmar-Alt-Gruppe wartete tatsächlich "Action". Nach Auschwitz ging es nämlich zu Fuß - über 190 Kilometer von Zittau aus. "Mein Rucksack war fast größer als ich", schildert Daniel. Kleidung, Geschirr und Lebensmittel waren genau eingeteilt, kein Gramm zuviel durfte mit. Anstrengend war es bei bis zu 40 Grad. "In einer Nacht wachten wir auf und bemerkten, dass es am Waldrand brannte", erzählt Daniel.

Im vorigen Schuljahr hatten sich die Jugendlichen mit dem Thema Nationalsozialismus befasst. "Wir hatten Bilder von Jungen mit, die in Auschwitz umgekommen sind. Jeden Tag sind wir für ein Kind gelaufen", erläutert Pascal. Was ihm das bedeute? "Es betrifft mich, Wir leben, aber diese Kinder hatten keine Wahl, über ihr Leben zu entscheiden."

Nach neun Tagen war Auschwitz erreicht. "Eine Anreise zu Fuß ist etwas ganz anderes als mit dem Bus", sagt Ute Pietz. In Auschwitz machte etwa die Größe des Vernichtungslagers betroffen - und die Berge der den Opfern abgeschnittenen Haare. Nach einem Besuch in Krakau ging es nach Berlin - mit dem Fahrrad. Neben der Besichtigung der Hauptstadt zeigte die Otmar-Alt-Gruppe erneut Verantwortung für die Geschichte, reinigte "Stolpersteine" - Steine mit Namen zum Gedenken an ermordete Juden.

Besondere Erfahrungen machten auch andere. 30 Kinder und Jugendlichen der Helen-Keller-, Finken- und Janusz-Korczak-Gruppe fuhren ins alpine "Basislager" in Vercors in Frankreich. "Die Jugendlichen sind sehr fit im Klettern, haben zum Teil den Kletterschein des Deutschen Alpenvereins. Nun wollten wir ihnen echte, hohe Felswände bieten", sagt Erlebnispädagoge Daniel Mastgalerz.

"Die Jungs müssen einfach ihre Grenzen erfahren." Etwa beim Klettern in den Felsen - "die Paraglider grüßten uns von unten herauf". Oder zehn Stunden unter der Erde in den 18 Kilometer langen Höhlen Favot und Gournier. In der vergangenen Woche war die Janusz-Korczak-Gruppe wieder unterwegs, half bei einem Workcamp in einer Biostation in Bonn.

Unbedingt an den Strand wollten die sechs Jungen der Mariengruppe. Nach 1190 Kilometern und 13 heißen Tagen hatten sie sich ihn in der Bretagne wirklich verdient. Für einige Kids war es die erste Radtour diesen Ausmaßes, auch sie radelten fast 100 Kilometer pro Tag.

Auf ihrer Pilgertour nach Santiago de Compostela befand sich die Kurt-Hahn-Gruppe. Nachdem sie in den Osterferien bis zu den Pyrenäen geradelt war, erwanderte sie nun die letzte Etappe. Andere Gruppen waren in Polen, der Eifel, im Sauerland unterwegs oder hatten im 2004 vom Raphaelshaus gekauften Ferienhaus "Adele" in Nürburg Spaß. Gestärkt mit neuen Eindrücken starten die Kinder nun in den Alltag. Mastalerz denkt bereits an kommende Ferien mit neuen Touren. "Wir haben neue Rennräder beschafft."

(NGZ)
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