Dormagen Psychologin erklärt die Faszination des Feuers

Dormagen · Vor etwa 400 000 Jahren begannen die Menschen damit, Feuer systematisch für sich zu nutzen. Diese Entwicklung gilt als eine der wichtigsten Evolutionsschritte der Menschheitsgeschichte. Das Feuer erzeugte Wärme, Licht, Schutz vor Raubtieren und machte Nahrung leichter verdaulich. Nach wie vor übt Feuer eine starke Faszination auf uns aus, der wir uns kaum entziehen können.

 th Rohde bezeichnet Feuer als archaische Urkraft. Foto: LH

th Rohde bezeichnet Feuer als archaische Urkraft. Foto: LH

Foto: Psychologin Ru

Der Reiz liegt für den Menschen allerdings nicht nur in den positiven Eigenschaften, sondern auch in der Gefahr, die von Feuer ausgeht.

"Das Feuer ist eine archaische Urkraft. Licht, Wärme, Sinnlichkeit und Magie schaffen Wohlbefinden, andererseits macht Feuer dem Menschen mit seinen zerstörerischen Eigenschaften Angst", sagt Psychologin Ruth Rohde. "Diese starken Kontraste von Feuer machen den Reiz aus, auch die Lust, dieses Element zu beherrschen und zu kultivieren. Pathologisch ist das beim Brandstifter, der Lust an der Macht spürt, Feuer zu entfachen." Gleichzeitig hat Feuer auch etwas Beruhigendes und Meditatives an sich, beim Anblick von lodernden Flammen geschieht es fast automatisch, dass wir uns in Gedanken vertiefen. "Feuer wird gerne bei Meditationen verwendet, den Flammen wird eine reinigende Funktion zugesprochen. Sie wärmen den Menschen physisch und psychisch, man fühlt sich geborgen, womit ein menschliches Grundbedürfnis erfüllt wird", erklärt Rohde, die ihre Praxis in Delhoven hat.

"In dieser Atmosphäre fällt es uns daher besonders leicht, in Gedanken zu schwelgen." Aber auch für besonders starke Gefühle ist Feuer das perfekte Sinnbild. "Das Spiel mit dem Feuer", "Feuer und Flamme sein" oder "Feuer fangen" sind nur einige von unzähligen Redensarten, die große Emotionen mit Hilfe von Feuer beschreiben. "Wie Feuer hat auch das Gefühl starke Polaritäten von positiv, wie zum Beispiel Liebe, bis negativ, wie Eifersucht oder Hass in sich. Wir Menschen lieben es, die Welt in Sinnbildern zu verstehen und zu erklären, das Feuer eignet sich als eines der Urelemente unserer Kultur wunderbar dafür", erklärt die Psychologin.

Vor allem in der Winterzeit, in der natürliches Licht Mangelware ist, holen wir uns das Feuer in "gezügelter Form", in Teelichtern oder Kerzen, zu uns nach drinnen. "Das liegt daran, dass wir das Licht vermissen, das draußen nur ein paar Stunden zur Verfügung steht", sagt Rohde. Aber auch der soziale Aspekt spiele eine Rolle. Gerade in der Weihnachtszeit unterstütze die Wirkung des Feuers unsere Bedürfnisse. "Die positiven Seiten von Feuer, wie Wärme und Sinnlichkeit, passen gut zu den Gefühlen, die wir mit Weihnachten assoziieren: Geborgenheit, Liebe und Harmonie."

(NGZ)
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