Protest in der Innenstadt 1000 Teilnehmer bei Demonstration in Dormagen

Dormagen · Die Kundgebung auf dem Schützenplatz verlief nach Polizeiangaben friedlich. Den Organisatoren ging es um „Kindeswohl“. Auslöser war die Inobhutnahme zweier Kinder vor drei Wochen.

 In dichtem Zug näherten sich die Demonstrations-Teilnehmer dem Schützenplatz. Dort protestierten sie gegen Inobhutnahme von Kindern.

In dichtem Zug näherten sich die Demonstrations-Teilnehmer dem Schützenplatz. Dort protestierten sie gegen Inobhutnahme von Kindern.

Foto: NGZ

Es war ein ungewöhnlicher Anblick am Sonntag Nachmittag in der Innenstadt: Hunderte Menschen bewegten sich um 15 Uhr im Pulk klatschend und skandierend vom Rathausplatz über die Kölner Straße in Richtung Schützenplatz. Die Polizei, die die B9 sperrte, damit der Protestzug passieren konnte, schätzte die Teilnehmerzahl „auf rund 1000“, so ein Polizeisprecher am Abend.  Grund der Zusammenkunft, an der den Autokennzeichen nach auch Männer, Frauen und Kinder aus benachbarten Kreisen und Städten teilnahmen: eine von der Polizei genehmigte Demonstration unter dem Motto „Besorgte Eltern demonstrieren“.

Wogegen, formulierte Gül Nur Bozkurt-Alezzo von der Elterninitiative, die die Demo organisiert hatte, in ihrer kurzfristig ausgesprochenen Einladung an die Presse so: „Wir demonstrieren für die Bewahrung des Kindeswohls und den Schutz von Familien und gegen voreilige Inobhutnahmen und ,Kinderklau‘ seitens der Jugendämter.“

Hintergrund: Kostenpflichtiger Inhalt Vor drei Wochen hatte das Dormagener Jugendamt die zwei Kinder einer türkischstämmigen Familie in Obhut genommen. Der Vorfall hatte in den Sozialen Medien für Aufruhr gesorgt und bundesweit die türkische Gemeinde bewegt, die gestern auch die Mehrzahl der Demonstranten stellte. Aus Gründen des Kinderschutzes hatten weder die Stadt Dormagen noch das Amtsgericht Neuss inhaltlich Stellung dazu genommen.

Auf dem Schützenplatz trugen am Sonntag Redner auf Türkisch und Deutsch die Forderungen vor. Sie wollen „eine Überprüfung aller Jugendämter und die Einrichtung unabhängiger Ombudsstellen“. Grundsätzliche Kritik an Behörden wurde laut, so der Pauschal-Vorwurf, Jugendamtsmitarbeiter seien zu schlecht ausgebildet, um ambulante Hilfen zu leisten. Trotz allem das Bekenntnis in Richtung der Stadt Dormagen: „Wir sagen Ja zur Jugendhilfe, aber sie soll Familien retten und nicht zerstören.“ Immer wieder applaudierte die Menge, skandierte „Hände weg“ und „Kinder brauchen Eltern“.

Die Polizei war mit bis zu vier Einsatzwagen vor Ort, wofür sich die Organisatoren öffentlich bedankten. Die durch die Corona-Schutzverordnung festgelegten Abstandsregeln und die Verpflichtung zum Tragen einer Mund-Nasen-Maske wurden von vielen nicht eingehalten. „Das hat etwas mit der Genehmigung und der Demo-Art zu tun. Die Abstände wurden grundsätzlich eingehalten, den Gang durch Dormagen haben wir als Anreise gewertet“, erklärte der Polizeisprecher, dass es „keinen Grund für die Polizei gab, bei der friedlich verlaufenden Demo einzuschreiten“.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort