Dormagen Polizei rät Senioren zu Fahrtraining

Dormagen · In Dormagen werden jährlich 38 Ältere bei Unfällen verletzt oder getötet. Manche geben ihren Führerschein ab.

Es sind Unfälle wie diese, die regelmäßig Diskussionen über die Fahrtüchtigkeit von älteren Menschen entfachen: Ein 86-Jähriger fuhr vergangenen Sonntag in die verkehrte Richtung auf der A 57. Sieben Personen wurden bei Sonsbeck bein Unfällen im Zusammenhang mit der Falschfahrt verletzt. Das Statistische Bundesamt gab diese Woche bekannt, dass die über 65-Jährigen nach den Fahranfängern das zweithöchste Risiko haben, auf der Straße zu sterben. Zu den Gründen gehören nachlassende körperliche und geistige Fähigkeiten im Alter. In Dormagen zieht manche Senioren daraus die Konsequenz: Sie geben ihren Führerschein ab.

Vier Menschen über 65 Jahren haben 2011 ihre Fahrerlaubnis abgegeben, wie ein Sprecher des Rhein-Kreises auf Anfrage mitteilt. Kreisweit waren es in diesem Zeitraum 45. Die Zahl deckt jedoch nur einen Teil der älteren Menschen ab — die tatsächliche Zahl der Führerscheinabgaben dürfte höher sein. Denn erfasst wurden in der Statistik nur die Senioren, die durch einen Vorfall auffällig geworden sind und in der Folge vom Kreis angeschrieben wurden. Wer ohne einen derartigen Anlass seinen Führerschein abgegeben hat, wurde nicht erfasst. 2010 lag die Zahl kreisweit bei 35 Rückgaben durch über 65-Jährige.

Nach Angaben der Polizei sind in Dormagen in den vergangenen fünf Jahren durchschnittlich 38 Menschen über 65 Jahren bei Unfällen verletzt oder getötet worden. 2012 waren es 39, im Jahr davor lag die Zahl bei 36. Auf den Rhein-Kreis Neuss gesehen sank in den vergangenen 17 Monaten die Zahl der an Unfällen beteiligten Senioren sogar leicht: Für Januar bis Mai dieses Jahres lag ihre Zahl bei 272 — das entspricht 8,6 Prozent. Im gesamten Jahr 2012 waren es 9,2 Prozent (794), im Jahr davor 9,5 Prozent (817). "Es ist empfehlenswert, die Augen, Ohren und die Reaktionsgeschwindigkeit überprüfen zu lassen", sagt Hartmut Batz, Sprecher der Kreispolizeibehörde. Dafür eigne sich zum Beispiel ein Fahrsicherheitstraining. Rund 1500 Dormagener sind in den vergangen vier Jahren zum ADAC-Fahrsicherheitszentrum nach Grevenbroich gefahren, um dort unter anderem an speziellen Seniorentrainings teilzunehmen. "Während bei Fahranfängern das Risikobewusstsein angesprochen wird, geht es bei den Seniorentrainings mehr um den Nahbereich", sagt Geschäftsführer Klaus-Jürgen Ruppert. Etwa zehn bis 15 Prozent der Kursusteilnehmer kämen aus Dormagen, die Nachfrage sei konstant.

Der Dormagener Fahrlehrer Jörg Zapke hat selten ältere Kunden, die ihre Fahrkenntnisse auffrischen möchten. "Vor allem die Reaktionsfähigkeit lässt im Alter nach", sagt er. Zapke würde es begrüßen, wenn Autofahrer im Alter von 75 Jahren einen Test ablegen müssten, um ihre Fahrtauglichkeit zu bescheinigen. Bei Lkw-Fahrern sei das normal. So müssen Inhaber eines Führerscheins der Klasse C1 (Fahrzeuge über 3500 Kilogramm) eine positive Eignungsuntersuchung vorweisen können, um die Fahrerlaubnis weitere fünf Jahre behalten zu können.

(NGZ)
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