Fährboot „Piwipp“ Der Fährhelfer auf der Piwipp

Rheinfeld · Wolfgang Eickert engagiert sich ehrenamtlich für das kleine „Piwipper Böötchen“, das Passagiere von Dormagen nach Monheim und zurück transportiert. Freundlichkeit, Augenmaß und Zuverlässigkeit bringt er dafür mit.

Der Rhein ist fast so blau wie der Himmel. Schaukelnd nähert sich das Piwipper Böötchen von der Monheimer Rheinseite dem Dormagener Ufer. Angekommen, steigen zahlreiche Erwachsene und Kinder mit und ohne Fahhrad aus. Zurück bleibt der Fährmann, der heute schon zahlreiche Touren gefahren ist und das Bötchen sicher von Ufer zu Ufer bringt – und der freiwillige Fährhelfer Wolfgang Eicker, der heute die Gebühren für eine Fahrt über den Rhein kassiert. Passagiere erkennen ihn an der schwarzen Umhängetasche, an deren Außenseite Münzfächer angebracht sind. „Sie wurde in Schweden hergestellt. Solche Taschen sind ganz schwer zu bekommen und sehr teuer“, weiß der 76-jährige Baumberger, dessen Beziehung zu Dormagen aber nicht minder stark ist – dem „Böötchen“ sei Dank. So hat er das Wechselgeld gleich parat.

Ohnehin wird an Bord mit kleiner Währung bezahlt: Eine Fahrt kostet pro Erwachsener zwei, pro Kind einen Euro – und Großfamilien erhalten einen besonderen Tarif. „Immerhin sind wir ein gemeinnütziges Unternehmen und wollen den Menschen Freude bereiten“, sagt Professor Heiner Müller-Krumbhaar, von Anfang an Vorsitzender des Vereins „Piwipper Böötchen“, der am schönen Sonntag einige Touren mitfährt.

Wolfgang Eicker nimmt seine Aufgabe sehr genau: Kaum legt die Piwipp ab, dreht er seine Runde, um zu kassieren. Langeweile kennt er an sonnigen oder zumindest trockenen Wochenend-Tagen nicht, zu viele Menschen nutzen die kleine Fähre, um von der einen zur anderen Rheinseite zu gelangen. Ebenso wie seine rund 30 ehrenamtlichen Fährhelfer-Kollegen bringt er die Eigenschaften mit, die dafür nötig sind: Freundlichkeit, Zuverlässigkeit und Augenmaß – wegen der Großfamilien wichtig. „Ich bin unterschiedlich oft an Bord im Einsatz, meist etwa sechsmal pro Saison, aber halbtags“, sagt der erfahrene Ehrenamtler. Er hat sich zum Start 2012 auf einen Aufruf gemeldet. „Schließlich will der Unruhestand ja mit sinnvollen Aufgaben gefüllt werden“, betont er augenzwinkernd. Wichtig sei es für die Fährhelfer vor allem, seefest zu sein. Auch wenn Müller-Krumbhaar Mittel und Wege weiß, selbst den schwächsten Matrosen wieder auf die Beine zu bringen. Im Gegenteil: Er liebt das leichte Schaukeln des Bötchens, das von vorbeifahrenden Sportbooten oder großen Schiffen noch verstärkt wird. Von Seekrankheit keine Spur. „Wenn das Wetter so schön ist wie heute, ist es ideal. Wir haben auch schon bei schlechtem Wetter gearbeitet, aber dann ist an Bord nicht viel los.“

Für jeden hat der Fährhelfer ein freundliches Wort oder einen flotten Spruch auf den Lippen. Rollstuhlfahrern oder Familien mit Kinderwagen hilft er gern über die wackelige Rampe beim Ein- und Aussteigen. „Mir macht mein Einsatz Spaß, ich komme mit so manchen netten Menschen ins Gespräch – wenn es auch nur kurz ist, denn eine Strecke dauert etwa sieben Minuten.“

Um eines kümmert sich Wolfgang Eickert aber nicht: um die Vorbereitungen für die standesamtlichen Trauungen, die regelmäßig auf dem Bötchen stattfinden. „Dann schmücken die Fährhelferinnen den Tisch mit einer schönen Tischwäsche und Blumen – das ist doch Frauensache“, sagt der Bau-Ingenieur im Ruhestand. In seiner Freizeit kümmert er sich um seine Familie, „buddelt“ gern im Garten. Und was ist nun das Besondere an der Arbeit auf dem „Piwipper Böötchen“? Heiner Müller-Krumbhaar bringt es auf den Punkt: „Die Fährhelfer machen das, weil sie hier ausschließlich auf freundliche und gut gelaunte Menschen stoßen – das hat man sonst nicht oft im Leben. Das liegt daran, dass man auf dem Bötchen näher an der Natur, am Rhein ist als auf großen Fähren.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort